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Kultur

»Ich liebe diese bunten kostümierten Vagabunden«

Der Leipziger Comiczeichner Ralph Niese über Superhelden, Vorbilder und die Wiederauferstehung des Messemännchens als Comicfigur

  »Ich liebe diese bunten kostümierten Vagabunden« | Der Leipziger Comiczeichner Ralph Niese über Superhelden, Vorbilder und die Wiederauferstehung des Messemännchens als Comicfigur

Im August schickte der Leipziger Comiczeichner Ralph Niese Sigmund Jähn erneut ins All – zumindest auf dem kreuzer-Titel. Und das künstlerisch so vollendet, dass aus der Leserschaft der Ruf nach einem Poster von »Siggi Stardust« laut wurde. Niese fackelte nicht lange und entwarf eine Variation des August-Covers, das ab sofort exklusiv für kreuzer-Leser in limitierter Auflage im A1-Format zu haben ist (siehe Artikel unten).

Im August schickte der Leipziger Comiczeichner Ralph Niese Sigmund Jähn erneut ins All – zumindest auf dem kreuzer-Titel. Und das künstlerisch so vollendet, dass aus der Leserschaft der Ruf nach einem Poster von »Siggi Stardust« laut wurde. Niese fackelte nicht lange und entwarf eine Variation des August-Covers, das ab sofort exklusiv für kreuzer-Leser in limitierter Auflage im A1-Format zu haben ist (siehe Artikel unten). Im Gespräch mit kreuzer online geht es jedoch auch um die von Ralph Niese gezeichneten Messi-Comics, deren 5. Teil in der September-Ausgabe erscheint.

kreuzer online: Du hast den August-Titel des kreuzer gezeichnet: Sigmund Jähn, wie er auf einer Rakete stehend durchs All jagt. Das hat durchaus Superheldenqualität. Hast du ein Faible für Superhelden? RALPH NIESE: Ja! Ich liebe diese bunten kostümierten Vagabunden. Ständig am Weltretten und nebenbei noch ein normales Leben. Wahnsinn!

kreuzer online: Woher kommt deine Begeisterung für Comics? NIESE: Vielleicht, weil mein Vater früher seine Mosaik-Hefte direkt neben meinem Bett lagerte. Und an und für sich ist es ein tolles Medium, um Geschichten zu erzählen – glaubwürdige oder unglaubwürdige –, und es ist nicht so aufwendig wie Filmen.

kreuzer online: Du warst ja auch mal Mitglied der Band Blutsportdisko, ihr hattet ziemlich außergewöhnliche Kostüme. Kamen da auch die Comic-Superhelden in euch durch? NIESE: Ein bisschen schon. Herkunft der ersten Kostüme waren mexikanische Wrestler. Wenn denen die Maske abgenommen wird, verlieren sie all ihre Kräfte und dürfen sich nie wieder sehen lassen. Sie verschwinden im Meer der Menge. Das hat schon was Mystisches – das wollten wir auch.

kreuzer online: Wie ist dir jetzt, 2008, die Idee zum sechsteiligen Messi-Comic gekommen? NIESE: Die Idee hatte ich schon 2004 oder 2005 an einem lustigen Abend mit P. M. Hoffmann (Comiczeichner aus Leipzig, d. R.). Damals war das Messemännchen weg vom Fenster, und seinen ersten Auftritt sollte es dann erst wieder 2006 mit dem OBM haben. Na ja, es war mehr eine Kostümidee, als völlig heruntergekommenes Messemännchen über die Automesse zu laufen – und alle Leute sagen: »Oh, nein, das Messemännchen – völlig runtergekommen! Was ist bloß passiert?«

kreuzer online: Du verarbeitest in »Messis Reise ins All« viele aus der DDR bekannte Insider, gibt es da Reaktionen von Leipzigern, die keinen Osthintergrund haben? NIESE: Die sind meist: »Ach so, das sind gar nicht deine Figuren?« oder »Hä, wie jetzt, DDR?«, aber andere freuen sich einfach darüber. Denen gefällt, wie es aussieht.

kreuzer online: Im vierten Teil wird Messi, zurück auf der Erde, durch eine Thüringer Bratwurst mit Senf und Sauerkraut ins heutige Leipzig katapultiert. Ist das ein Versuch, um Ost und West gleichermaßen in die Geschichte einzubinden? NIESE: Hm, das war doch nur eine Bratwurst aus der Mülltonne, haha. Die Bratwurst sollte im Endeffekt die Wirkung des giftigen Tabaks (Teil 3) aufheben und hat Messi sozusagen aus seinem Traum geholt. Die Erklärung, warum Messi jetzt in der Zukunft landet, kommt in Teil 5. Dem Westen könnte man ja nicht wirklich aus dem Weg gehen, wenn man als DDR-Bürger in unsere Zeit reisen würde. Ich wollte einfach auch ein paar Denkmomente an die Leipziger Leser richten, was sich an den Orten, an denen Messi entlangläuft, früher befunden hat. Hier die Liste: Augustusplatz, Brühl, Altes Rathaus, Marktplatz, Nikolaistraße, Messehochhaus und Alte Messe.

kreuzer online: Haben dich die amerikanischen Comicproduktionen – zum Beispiel die »Marvel«-Comics – besonders geprägt? Wo siehst du deine Vorbilder? Sind die Comics anderer Zeichner auch Inspiration für dich? NIESE: Ja, die haben es bei mir auf jeden Fall ins Rollen gebracht, diese Euphorie fürs Zeichnen und Comics lesen. Momentan lese ich gern jeden Comic, es gibt da keine wirkliche Sortierung oder Ausnahme. Solange sie gut sind, gefallen sie mir.

kreuzer online: Du hast ja noch einige andere Projekte laufen, zum Beispiel die »Donald & Simon«-Comics. Wie viele Bände sind da bisher erschienen? Sind Fortsetzungen geplant? NIESE: Derzeit sind dreimal »Donald & Simon« in der Persona Non Grata mit jeweils vier Seiten Abenteuern erschienen, und in der amerikanischen Anthologie »Popgun – The Graphics Mixtape Vol. 2« kann man in einer Sechs-Seiten-Geschichte den Onkel von Donald und Simon antreffen. Das ist auch insgesamt ein schönes Büchlein, das Spaß macht, es sich anzuschauen (www.popguncomics.com).

kreuzer online: Du kommst ursprünglich aus Grünau, wo es ja immer wieder Verschönerungsaktionen gibt, um vom Plattensiedlungs-Stigma wegzukommen. Was hältst du davon, Platten bunt anzumalen? Käme es für dich in Frage, eine »Comic-Platte« zu gestalten, vielleicht auch, um mal eine Abwechslung zum allgegenwärtigen Fischer-Art-Kunterbunt zu haben? NIESE: Als ich dort wohnte, waren die Platten noch nicht einmal so gestrichen wie heute. Ich persönlich würde das machen, wenn ich gefragt werden würde, doch einen Nutzen sehe ich nicht darin – man sieht ja, was die grauen Platten mit mir gemacht haben: mehr Raum für Fantasie, jaja. Mister Fischer-Art sollte öfter seine Praktikanten was malen lassen.


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