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Gut aufgelegt

Die Musik-Rubrik

  Gut aufgelegt | Die Musik-Rubrik

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit: einer Dubstep-Compilation, Anthony Hamilton und Der elegante Rest

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit: einer Dubstep-Compilation, Anthony Hamilton und Der elegante Rest


V.A. – »Round Black Ghosts 2«
V.A. – »Round Black Ghosts 2« (Scape)

Dubstep hat sich emanzipiert: von dem Grime-Hype, von London als Ausgangsort und auch von seinem klassischen, wabernden Bass-Sound. Richtige Neuigkeiten sind dies sicherlich nicht, dennoch sind das die Geschichten, die sich anhand der Compilation-Reihe »Round Black Ghosts« trefflich erzählen lassen. Das Berliner Label Scape hat diese vor einem Jahr erfolgreich gestartet und legt nun die zweite Ausgabe nach. Sie knüpft musikalisch an das Debüt an, zeigt die stilistischen Anknüpfungspunkte zu anderen Genres wie Techno oder Electronica und gibt in elf Tracks einen sehr akzentuierten Überblick über den Status Quo. Spannend ist zudem, wie die Verbindungen nach Berlin auf indirekte Weise die Auswahl bestimmten. Label-Betreiber Pole ist mit einem Stück vertreten, ebenso wie der Wahl-Berliner Scuba, der im Techno-Club Berghain vor kurzem eine Dubstep-Reihe etablieren konnte. Letztendlich ist es aber schlicht und einfach die Auswahl der Stücke, die das Feingefühl und auch die Euphorie der Scape-Crew für Dubstep offenbart. Jens Wollweber


Anthony Hamilton – »The point of it all«
Anthony Hamilton – »The point of it all« (SONY BMG)

Die ersten Takte des Openers »The news« sprechen Bände: Das ist wahre Soulmusik – versehen mit dem Stempel »kein Verfallsdatum«. Und eigentlich no news, denn der Mann geht weiter unbeirrbar seinen Weg, den er 2003 mit »Comin’ from where I’m from« eingeschlagen hat und der ihn mittlerweile zu einem „Bill Withers des neuen Jahrtausends“ gemacht hat. »Cool« wäre noch cooler, wenn für die Single auf David Banner verzichtet worden wäre. »The day we met« ist das schönste unter schönen Stücken, denn so eindringlich und intensiv ist das Zusammenspiel von Bläsersektion, Tasteninstrument und Gesang selten. In der Mitte des musikalisch sehr abwechslungsreichen Albums setzt Hamilton Ruhepunkte wie »Please stay«, deren Raffinesse und Ausgeklügeltheit sich erst beim wiederholten Hörvergnügen voll erschließen. Der Crooner schreibt Liebeslieder, die wohl nur er selbst so glaubhaft an die Frau bringen kann. Mit dem druckvollen Stomper »Falling in you« steuert Hamilton auf einen Höhepunkt zu: Der geborene Südstaatler lässt in »Praying for you Superman« den Country/Soul-Zügeln freien Lauf; church ist in der Mitte des acht Minuten langen Stücks angesagt, bevor es sich urplötzlich in einen klagenden Blues dreht. Nach den 13 Songs (eigentlich 14, aber »Her heart« entschwand im Zeitalter der digitalen Bemusterung im Nirgendwo) stellt sich ein Gefühl ein wie in der Kaffeewerbung, bei der Schürzen tragende Verkäuferinnen die Bohnen vor Öffnung des kleinen Ladens frisch abfüllen: Schön, dass es so etwas heute noch gibt … Torsten Williamson-Fuchs


Der elegante Rest – »Warten auf das Ende der Welt«
Der elegante Rest – »Warten auf das Ende der Welt« (Palmo)

Dass in Leipzig eine Musikhochschule steht, kriegt man vor allem deswegen mit, weil jeden Monat Schüler derselben ihre Violinensoloabende präsentieren. Der elegante Rest hat sich auf den Gängen der HMT wohl eher für den Proberaum verabredet. Inzwischen ist die Hälfte der Band musikbranchenüblich nach Berlin gezogen, wo sie ihr erstes Album aufgenommen haben, das nun auf dem Leipziger Kleinlabel Palmo erschienen ist und mit der Hilfe von »Who put the L in Leipzig« in die weite Welt vertrieben wird. 60 Songs haben die Jungs angeblich in letzter Zeit geschrieben, 13 davon haben es auf »Warten auf das Ende der Welt« geschafft. Ein Album für den Schlagerfreund der elektronischen Gitarre. Menschen, die Manfred Krug hören, fühlen sich erinnert. Leider tendiert die Monotonie des Gesangs aber zum Nervigsein. Die Texte dagegen sind einfach, aber wahr. Und was sich reimt, ist gut: »Du bist daneben, so ist das eben, du willst nicht streben, dich übergeben.« Ansonsten geht es um Tanz ins Spätprogramm des Plattenbaus, lamentierende Spinner und die Frage, wer wirklich die Geliebte ist. Juliane Streich


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