Die Schüler der Klasse 6c der Geschwister-Scholl-Mittelschule sind an diesem Morgen konzentriert bei der Sache: Eine Gruppe dichtet einen Rap, eine zweite filmt ihre Botschaften, und wieder andere schreiben Mails am Computer. Das ist hierzulande kein ungewohntes Bild. Doch für viele noch ungewohnt ist das Thema, mit dem sie sich seit zwei Tagen intensiv beschäftigen: Die 11- und 12-Jährigen nehmen am Internetprojekt Webklicker 2.0 teil, das in Leipzig vom Kinderhilfswerk gefördert wird.
Die Schüler der Klasse 6c der Geschwister-Scholl-Mittelschule sind an diesem Morgen konzentriert bei der Sache: Eine Gruppe dichtet einen Rap, eine zweite filmt ihre Botschaften, und wieder andere schreiben Mails am Computer. Das ist hierzulande kein ungewohntes Bild. Doch für viele noch ungewohnt ist das Thema, mit dem sie sich seit zwei Tagen intensiv beschäftigen: Die 11- und 12-Jährigen nehmen am Internetprojekt Webklicker 2.0 teil, das in Leipzig vom Kinderhilfswerk gefördert wird.
Klassische Medien wie Radio und Fernsehen scheinen neuesten Studien zufolge nahezu ausgedient zu haben. So rasant, wie sich die Übertragungsgeschwindigkeiten des Internets in den letzten Jahren vervielfacht haben, so schnell entwickelt es sich momentan zum Leitmedium von Kindern und Jugendlichen. Web 2.0 – das ist inzwischen Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs. Doch was steckt dahinter? Der Begriff selbst stammt von Tim O’Reilly und Dale Dougherty. Beide waren im Jahr 2004 auf der Suche nach einem Titel für eine Konferenz über das veränderte Internet. Kurz gesagt: Das Web 2.0 ist das Internet, wie wir es heute kennen: ein Mitmach-Netz.
Es gibt verschiedene Spielarten des Mitmachens – beispielsweise, sich selbst multimedial darzustellen oder weltweit mit anderen Nutzern zu kommunizieren.
Den Wenigsten ist dabei bewusst, wer alles Zugang zu den Daten hat. Im scheinbaren Schutz der heimischen Sphäre offenbaren viele Nutzer unreflektiert Fotos, Fakten und private Informationen. Besonders Kinder und Jugendliche gehen mit diesem Medium sehr offen um, ohne die Gefahren überhaupt zu kennen.
Genau dort setzt das Internetprojekt Webklicker 2.0 an. Die gemeinnützige Agentur »medienblau« entwickelte es in Kooperation mit der LPR Hessen. Annika Schröder, Medienpädagogin und Projektleiterin, erzählt, dass Webklicker 2.0. in dieser Form das erste Mal durchgeführt werde, »ähnlich dem Grundprojekt, bei dem wir die Social Networks noch nicht dabeihaben«. Die Projektentwickler haben einfach gemerkt, dass an diesem Thema nichts mehr vorbeiführt. »Das Web 2.0 haben wir dazugenommen, weil es die Zeit einfach mit sich bringt. In dieser Altersgruppe wird kaum noch gemailt und gechattet. Alles läuft über die Social Networks«, berichtet Schröder weiter.
Social Networks werden auch Social Communities oder Online Communities genannt. Der Internet-Anwender nutzt sie, um Freunde und Gleichgesinnte zu treffen und den Kontakt mit ihnen zu halten. Laut der ARD/ZDF-Online-Studie 2008 nutzen bereits drei von vier Teenagern aktiv die Angebote der verschiedenen Communities, wobei ein Drittel der 14- bis 29-Jährigen in mindestens zwei Netzwerken registriert sind. Bei ihnen ist nach Aussage der Demoskopen die eigene Präsenz (61 Prozent) in einem Social Network schon so selbstverständlich wie die eigene PlayStation. Im Vordergrund stehen dabei das Stöbern in Profilen anderer Mitglieder, das Schreiben von Beiträgen und Kommentaren sowie die gezielte Suche nach Kontakten. Dank einfach zu bedienender Elemente kann sich jeder zügig anmelden und loslegen – doch wie das Internet funktioniert, was Urheberrecht ist oder was beim Chatten beachtet werde sollte, das wissen die wenigsten jugendlichen Anwender.
Mit diesen Fragen setzten sich die Teilnehmer des Webklicker-Projekts am ersten Workshop-Tag auseinander. »Ich wusste beispielsweise nicht, wie man sich ein sicheres Passwort anlegt, habe immer was Einfaches genommen – und so hat auch schon mal einer mein Passwort geknackt. Ich habe es gestern Abend gleich noch geändert«, berichtet Isabell. Am Ende der beiden Tage entsteht eine in Eigenregie kreierte Website. Die Klassenlehrerin der 6c erhielt dafür innerhalb des Workshops eine integrierte Lehrerfortbildung: »Gestern habe ich gelernt, wie man eine Website erstellt. Die Dinge, die wir heute und gestern erarbeitet haben, sollen aufgenommen und an unsere Schulhomepage angeschlossen werden, so dass alle, die sich für dieses Projekt interessieren, erfahren, was wir dabei gelernt haben.«
Die Ergebnisse des Projektes werden im Anschluss an den Workshop von den Schülern bei einem Elternabend präsentiert. »Eltern und Kinder müssen anfangen, miteinander zu reden, und Vertrauen aufbauen. Das geht damit los, dass sich Eltern auch dafür interessieren sollten, was ihre Kinder da eigentlich machen, sich was zeigen lassen«, ergänzt Schröder. Ihr Ansatz sei, dass die Kinder mit eigenen Worten erklären, was ein Social Network ist, was das Besondere daran ist, was sie toll finden am Chatten und überhaupt am Umgang mit dem Internet. Die Medienpädagogin will auch, dass »die Kinder zeigen, was sie in den zwei Tagen gelernt haben. Oft sind das nämlich Dinge, welche die Eltern das erste Mal hören. Dafür wollen wir sie sensibilisieren«.