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Kultur

Respektabler Adressat ist der Hörer

Die Band Dear Reader aus Südafrika kommt in die Schaubühne

  Respektabler Adressat ist der Hörer | Die Band Dear Reader aus Südafrika kommt in die Schaubühne

Südafrika und Indiepop – das passt in der arrogant-überheblichen Gewissheit musikalisch interessierter Europäer absolut nicht zusammen. Das Land ist hierzulande bekannt für Rassenprobleme, Mandela und als Ausrichter der nächsten Fußball-WM.

Südafrika und Indiepop – das passt in der arrogant-überheblichen Gewissheit musikalisch interessierter Europäer absolut nicht zusammen. Das Land ist hierzulande bekannt für Rassenprobleme, Mandela und als Ausrichter der nächsten Fußball-WM.

Tatsächlich wird in Südafrika vor allem Kwaito gehört, eine auf House-Beats basierende Form des Hip Hops. Die Musik der Schwarzen, die Musik der Mehrheit. Dem konnte die Indieszene Südafrikas bisher wenig entgegensetzen. Kaum verwunderlich, findet Cherilyn MacNeal, Sängerin von Dear Reader, die der Musikszene in ihrer Heimat sehr ambivalent gegenübersteht. Einerseits gebe es so wenige Indiebands, dass sich zwischen ihnen ein familiengleiches Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt habe. Andererseits sei die Hörerschaft so begrenzt, dass kommerzieller Erfolg im eigenen Land fast unmöglich sei – die Mehrheit der Bevölkerung interessiert sich einfach nicht für Gitarren, Klavier und Streicher.

Deshalb wollen Cherilyn MacNeal und Darryl Torr, die beiden Gründungmitglieder von Dear Reader, den südafrikanischen Indie im Rest der Welt bekannt machen. Angefangen haben die beiden 2006 in Johannesburg, mit ihrem ersten Album »The Younger«. Damals nannten sie sich Harris Tweed. Und obwohl die Platte nur in Südafrika veröffentlicht wurde, erreichte die Band so viel Aufmerksamkeit, dass die schottische Bekleidungsfirma »Harris Tweed« die Band freundlich, aber bestimmt bat, sich einen neuen Namen zu suchen.

»Dear Reader«, die immergleichen ersten Worte eines englischsprachigen Briefes, waren nicht nur ein geeigneter neuer Bandname, sondern auch eine musikalische Idee. Der Hörer, respektive Adressat der Songtexte, soll direkt angesprochen werden – sowohl auf inhaltliche, als auch auf die subtilere, musikalische Weise. Dear Reader wurden mit dem zweiten Album »Replace Why With Funny« noch persönlicher, noch berührender und schafften damit den Durchbruch in Europa. Anfang Februar spielten sie bereits ein sehr intimes Konzert in Leipzig. Inzwischen dürften sie ein größeres Publikum anlocken. Ihre Musik, zerbrechliche Zärtlichkeit mit überraschend kräftigen Ausbrüchen, wird in der Schaubühne niemanden unberührt lassen. Ayke Süthoff

Dear Reader live: 3.10., Schaubühne Lindenfels


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