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»Kleingeschnippelter Sex«

Eine neue Leipziger Erfindung: PornConfetti

  »Kleingeschnippelter Sex« | Eine neue Leipziger Erfindung: PornConfetti

Leipzig ist nicht gerade als Faschingshochburg bekannt. Karneval: das ist Rio, vielleicht noch Köln. Und wo der Karneval tobt, da fliegt auch das Konfetti. Sonst allerdings fliegt es so gut wie nirgendwo mehr. Diesen Schwund an Vielfalt wollten Tim Klinger und Fabio Christ nicht hinnehmen und brüteten schwuppdiwupp ein bislang gänzlich unvorstellbares Konfettikonzept aus. »Leipzig hat mehr zu bieten als Lerchen und Allasch.« Nämlich neuerdings PornConfetti. Und der Name hält, was er verspricht. »Keine Homestories! Kein Schnickschnack und kein Glamour. Nur gehackte Fickhefte.« So steht es auf der Verpackung.

Leipzig ist nicht gerade als Faschingshochburg bekannt. Karneval: das ist Rio, vielleicht noch Köln. Und wo der Karneval tobt, da fliegt auch das Konfetti. Sonst allerdings fliegt es so gut wie nirgendwo mehr. Diesen Schwund an Vielfalt wollten Tim Klinger und Fabio Christ nicht hinnehmen und brüteten schwuppdiwupp ein bislang gänzlich unvorstellbares Konfettikonzept aus. »Leipzig hat mehr zu bieten als Lerchen und Allasch.« Nämlich neuerdings PornConfetti. Und der Name hält, was er verspricht. »Keine Homestories! Kein Schnickschnack und kein Glamour. Nur gehackte Fickhefte.« So steht es auf der Verpackung.

Man könnte die Lancierung eines Konfettis, auf dem, wenn auch in niedlichem Maßstab, explizite Kopulationsposen, monströse Geschlechtsteile und klaffende Körperöffnungen abgebildet sind, für einen eher geschmacklosen Scherz bzw. für reine Provokation halten. Beides ist vielleicht nicht ganz falsch, aber auf jeden Fall überhaupt nicht richtig. Christ, der als freier Texter und Konzeptioner seine Brötchen in München verdient, und der Wahlleipziger Klinger, seines Zeichen Grafikdesigner und Herausgeber des HOW TO magazine, wissen genau, in welche Kerbe sie schlagen müssen, um Aufsehen zu erregen.

Und erregen ist das treffende Wort. Die -Zeitung schrieb, er habe jedes der über zweihundert Motive selbst ausgewählt. Solche Ehre weist er jedoch zurück, denn »es geht nicht um uns als Personen«, sagt Klinger, »sondern um unser Konfetti. Und das ist ein Produkt.« Diese ausschließlich wirtschaftlich anmutende Denkweise darf indes bezweifelt werden. Dass man ein Statement setzt, indem man der allgemeinen Pornifikation der Gesellschaft eine zerschnippelte Version ihrer selbst fröhlich jubelnd und im Partyrausch ins Gesicht schmeißt, dürfte sich von alleine verstehen. Im holländischen Fernsehen, wo das PornConfetti bereits einen Kurzauftritt hinter sich hat, haben sie das verstanden. Gutmütig lächelnde Hausfrauen geben Tipps zur richtigen Benutzung von Verhütungsmitteln, zwischendrin ein wenig Konfetti. Man kann sich schlechtere Werbung vorstellen.

Auf der PornConfetti-Verkaufsseite im Internet liest man dann auch schlüssiger weise gefakte Kundenkommentare von Bill Kaulitz über Paris Hilton bis hin zu den Machern selbst: »Real porn happens between blogs and twitter posts«, lässt Christ dort verlauten, und man ist geneigt, ein »... not!« hinterherzuschieben. Nun sollte man aber auch nicht den intellektuellen Anspruch der Papierschnipsel überinterpretieren. Neben weiteren Varianten steht z. B. das MillionairesConfetti schon in den Startlöchern. Das Unternehmen soll schließlich auf ökonomisch gesunden Füßen stehen. »Die nächste Homestory«, so Klinger, »muss eine Erfolgsstory sein.« Nach so vielen »gehackten Fickheften« kann man ihm das nur gönnen.


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