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Kultur

Neue Bassexperimente

Die Hyperdub-Labelnacht im Conne Island lauscht am aktuellen Dubstep-Puls

  Neue Bassexperimente | Die Hyperdub-Labelnacht im Conne Island lauscht am aktuellen Dubstep-Puls

Rau, gebrochen und umwerfend basslastig – so hat sich in den vergangenen Jahren das Genre Dubstep in der Clubkultur etabliert. Bei vielen Leipziger Veranstaltungen hat sich der »Sound mit den schlotternden Bässen« bequem zwischen Drum’n’Bass, Dub-Reggae, Electronica oder Ghettotech eingenistet. Doch die Stilgrenzen bleiben bei aller Vielfalt oft klar gezogen, obwohl sich gerade im Dubstep der Blick hinter die »Wobble«-Schublade lohnt. Denn dort finden sich kaum noch zählbare Nischen des Dazwi­schens, in denen getreu dem ursprünglichen Alles-ist-möglich-Ethos an immer neuen Hybriden und Mischklängen gefeilt wird.

Rau, gebrochen und umwerfend basslastig – so hat sich in den vergangenen Jahren das Genre Dubstep in der Clubkultur etabliert. Bei vielen Leipziger Veranstaltungen hat sich der »Sound mit den schlotternden Bässen« bequem zwischen Drum’n’Bass, Dub-Reggae, Electronica oder Ghettotech eingenistet. Doch die Stilgrenzen bleiben bei aller Vielfalt oft klar gezogen, obwohl sich gerade im Dubstep der Blick hinter die »Wobble«-Schublade lohnt. Denn dort finden sich kaum noch zählbare Nischen des Dazwi­schens, in denen getreu dem ursprünglichen Alles-ist-möglich-Ethos an immer neuen Hybriden und Mischklängen gefeilt wird.

Um diese experimentierfreudigeren Entwicklungen abzubilden, setzt die Partyreihe Sub.Island wieder einmal zum großen Sprung an: mit Darkstar, Ikonika und Kode9 kommen gleich drei Künstler des Londoner Plattenlabels Hyperdub in die Stadt. Hyperdub wurde 2004 von Kode9 gegründet und hat sich seitdem zu einem für viele inspirierenden Qualitätsgaranten entwickelt. Während anfangs vor allem Tracks von Kode9 selbst und befreundeten Produzenten wie Burial und The Bug veröffentlicht wurden, nahm Hyperdub in den letzten beiden Jahren immer mehr frische Künstler in sein Repertoire auf. Und egal ob deren Platten mit klaustrophobischer Dichte, grellen Verzerrungen oder perkussivem Swing die Möglichkeiten moderner Soundsystemkultur ausloten – sie alle repräsentieren die zentrale Hyperdub-Idee, dass Musik sich ständig verändern und weiterentwickeln sollte.

Darkstar sind ein gutes Beispiel für solch einen in die Zukunft gewandten Blick. Inspiriert von der Emotionalität von Science-Fiction-Soundtracks produziert das Duo aus London melancholische Lovesongs mit giftigem Beigeschmack. Dubstep kann also auch herzzerreißend poppig klingen. Die Tracks von Darkstar sind unter anderem von taumeligen Synthies geprägt, dem sogenannten Woozy-Sound. Die unbestrittene Queen of Wooze jedoch ist Ikonika. Ihre wackeligen Tonverbiegungen, die von schweren Basspolstern abgefedert werden, gelten als süchtig machend. Gerade erscheint Ikonikas erstes Album »Contact, Love, Want, Have«, darauf gibt sich die Londonerin ebenso wie in ihren DJ-Sets verspielt und treibend zugleich.

Labelchef Kode9 folgt aber nicht nur bei der Auswahl seiner Künstler dem Motto »ja nicht in ausgefahrenen Gleisen bewegen«. Seine eigenen Tracks klingen meist eher brütend und kribbelig, aber auch als DJ beherrscht er die Kunst des langsamen Aufbaus von spannender Energie. Anstatt sein Publikum mit Rewinds zum Grölen zu bringen, geht Kode9 tiefer unter die Haut und in die Beine. Auch damit ist er eine seltene Ausnahme im Dubstep und die Leipziger Clubkultur kann wieder einmal ganz nah am Puls der Zeit lauschen. Anja Thümmler


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