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Kultur

Land in Sicht

René Reinhardt über den konzeptionellen Neuanfang in der Schaubühne Lindenfels und künftige Verknüpfungen

  Land in Sicht | René Reinhardt über den konzeptionellen Neuanfang in der Schaubühne Lindenfels und künftige Verknüpfungen

René Reinhardt ist (wieder) künstlerischer Leiter der Schaubühne Lindenfels. Zuvor war er seit 2007 eigene Wege gegangen, bis er vor einem Jahr nach Leipzig zurückkehrte.

René Reinhardt ist (wieder) künstlerischer Leiter der Schaubühne Lindenfels. Zuvor war er seit 2007 eigene Wege gegangen, bis er vor einem Jahr nach Leipzig zurückkehrte.

kreuzer: Wie haben Sie die vergangene Spielzeit erlebt?

René Reinhardt: Es ist eine große Herausforderung gewesen, neu anzufangen in einem Gebilde, das es nun schon fünfzehn Jahre gibt. Bei voller Fahrt haben wir den Kurs geändert und auch noch das Schiff umgebaut. Das verlangt allen im Haus viel ab, dafür aber ist eine Atmosphäre des Aufbruchs zurückgekehrt.

kreuzer: Wie waren die Rückmeldungen vom Publikum?

Reinhardt: Was wir gehört haben, macht uns mutig, den Weg weiter zu gehen. Es wird bemerkt, dass die Dinge an diesem Haus wieder miteinander zu tun haben. Dabei geht es um eine authentische Programmatik für diesen Ort.

kreuzer: Inwiefern kann man von Authentizität sprechen?

Reinhardt: Was wir zeigen, ist von uns handverlesen. Wir stellen uns die Frage, warum eine bestimmte Theaterproduktion oder ein bestimmter Film gerade in unserem Programm auftaucht und welcher Zusammenhang dadurch entsteht.

kreuzer: Gibt es Schwerpunkte innerhalb der Programmatik oder wird das Konzept jeden Monat neu verhandelt?

Reinhardt: Es gibt Vorgaben durch Formate, die wir etabliert haben und die natürlich in einer Anfangsphase mit Durchhaltevermögen gut gestaltet werden müssen. Das kostenlose Treppenkino ist beispielsweise eine großartige Erfindung – damit fügt man den Inszenierungen, Ausstellungen und dem Kinoprogramm etwas hinzu. Ein Raum entsteht zwischen den Angeboten wie ein Bindeglied.

kreuzer: Interdisziplinär zu arbeiten war Ihnen zu Beginn der Spielzeit ein großes Anliegen. Ist das gelungen?

Reinhardt: Für uns ist es immer noch sehr wichtig. Wir benutzen dafür den Begriff Hybrid, um zu zeigen: Achtung! Viele Projekte des Hauses passen nicht in Sparten. Sie sind weder eindeutig Theater noch Film etc. Allerdings wollen wir nicht, dass einfach alle Medien in eine Inszenierung gestopft werden. Manchmal reicht es, Dinge nebeneinanderzustellen, und es ergeben sich neue Aspekte. Dafür ist es beispielsweise sinnvoll, eine Themenspur zu legen, auf deren Grundlage man Theaterstücke, Lesungen, Konzerte etc. aussucht wie bei der Akkumulatornacht. Damit wird die Fähigkeit des Menschen zur Verknüpfung angesprochen. Es ist eine Form von Aktivierung, die natürlich nicht vollkommen ohne Vermittlungsarbeit – etwa Künstlergespräche – stattfindet.

kreuzer: Man kann auch etwas totprogrammieren.

Reinhardt: Das ist natürlich eine Gefahr. Wir wollen nicht anfangen, unsere Zuschauer zu belehren. Die Möglichkeit soll bestehen bleiben, etwas selbst zu entdecken und sich seine eigene Spur durch den Spielplan zu legen.

kreuzer: Worauf können wir uns in der kommenden Saison freuen?

Reinhardt: Wir werden einige spannende Premieren haben: So wird Brechts »Die heilige Johanna der Schlachthöfe« vom Fringe Ensemble produziert werden. Wolfgang Krause Zwieback plant eine Produktion über Marcel Proust mit Corinna Harfouch. Auch auf die Besonderheit einer Eigenproduktion zum Festivaljubiläum der euro-scene sind wir sehr gespannt.


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