The revolution will not be televised«, heißt es in Gil Scott-Herons gleichnamigen Gedicht aus den späten Sechzigern. Ein Mantra, das mittlerweile einen Teil seiner Überzeugungskraft eingebüßt haben dürfte, denn wo, wenn nicht im Fernsehen, sollte die Revolution überhaupt noch stattfinden?
The revolution will not be televised«, heißt es in Gil Scott-Herons gleichnamigen Gedicht aus den späten Sechzigern. Ein Mantra, das mittlerweile einen Teil seiner Überzeugungskraft eingebüßt haben dürfte, denn wo, wenn nicht im Fernsehen, sollte die Revolution überhaupt noch stattfinden?
Im Internet? Dort ist alles jederzeit sichtbar. Um aber überhaupt in der Masse gesehen zu werden, muss man sich etwas Besonderes einfallen lassen. So ist auch vieles, was sich unter dem Begriff »Internetfernsehen« sammelt, nur jener aufgequirlte Brei, der schon im echten und wahrhaftigen Fernsehen nur noch einen gewissen Brechreiz erregen kann.
»1zigTV« aus der Leipziger Südvorstadt hat nichts mit Brei zu tun, und womöglich auch nichts mit irgendwelchen Revolutionen. Anfang 2009 riefen Mathias Marschner und Jörg Zimmer das Projekt ins Leben, das man, im Gegensatz zu vielen seiner Verwandten, keinesfalls als Schnellschuss bezeichnen kann. Aus dem seit 1996 bestehenden »Kindermusiktheater Marschner’s« hervorgegangen, wird hier auf kontinuierliche Arbeit gesetzt.
Die Kinder von damals wuchsen heran und äußerten den Wunsch, »in kreativen Richtungen weiterzudenken«, so Marschner. Wo man aber die durcheinander polternden Potentiale einer Horde Jugendlicher am besten bündeln kann, war schnell klar. »Eine vielfältige Internetplattform im TV-Format« ist nun zwar nichts unfassbar Innovatives, aber was man daraus macht, steht ja immer noch auf einem anderen Blatt.
Und dieses Blatt scheint im Falle von »1zigTV« schön bunt und voll zu werden. Schon jetzt gibt es viele Unterbereiche, mit denen man, wenn man sich durch alles hindurch klickt, ein beachtliches Maß an Zeit rumbringen kann. News, Szene, Magazin und Musik sind die Kategorien, durch die man navigiert. Manches von dem, was im Inneren geboten wird, ist von fast herzzerreißender Naivität, anderes erstaunlich professionell. Auch diesbezüglich stimmt die Mischung also, wobei man schon ein gewisses Faible für Jugendlichkeit mitbringen muss, um die manchmal auf-Teufel-komm-raus lockeren Moderatorendarbietungen zu goutieren.
Aber das bleibt geschenkt, denn laut Marschner soll mit dem Programm gezielt »die Generation Internet angesprochen werden, die schon jetzt weniger Fernsehen schaut, dafür aber viel mehr das Internet nutzt als noch vor ein paar Jahren.« Passiver Konsum von Angeboten soll aber nur eine Randerscheinung sein, denn gedacht ist das Konzept als »Plattform zur Förderung von kreativem Geist und Medienkompetenz.« Das sind hehre Ziele, und vielleicht würde Gil Scott-Heron, wenn er heutzutage zu neuerlicher Gesellschaftskritik ansetzte, mit einem wohlwollenden Auge auf »1zigTV« blicken. Seine Revolutionstheorien dürfte dies indes nicht anfechten.