Mit nur mäßigem Erfolg in den deutschen Kinos gelaufen, sollten zwei Filme, die seit kurzem die DVD-Regale schmücken, dort definitiv nicht verstauben: Die One-Man-Show »Moon« von Duncan Jones und die trockene griechische Komödie »Kleine Wunder in Athen« von Filippos Tsitos.
Seit drei Jahren nun ist Sam (Sam Rockwell) auf dem Mond stationiert. Zwei Wochen bleiben ihm noch, bis seine Mission für Lunar Industries beendet ist und er zurück auf die Erde zu Frau und Kind kann. Als sich plötzlich Sams Gesundheitszustand verschlechtert, beginnt er, seltsame Dinge zu sehen. Bei einem Außeneinsatz kommt es zu einem Unfall. Wenig später erwacht Sam auf der Krankenstation und kann sich an nichts mehr erinnern. Die Ereignisse verdichten sich und Sam wird im wortwörtlichen Sinne mit sich selbst konfrontiert: All das, was ihm bislang Gewissheit über sich selbst gab, gerät ins Wanken und wird brüchig. Bis Sam die Wahrheit über sich selbst entdeckt.
Angelegt als Zwei-Personen-Stück mit nur einem Schauspieler (grandios Sam Rockwell) erzählt Duncan Jones in seinem Regiedebüt »Moon« eine Geschichte voller Paradoxe und zeichnet eine sehr intime Charakterstudie, die in den Weiten des Universums Platz nimmt und alles andere als ein klassischer Science-Fiction-Film ist. Statt großer Materialschlachten konzentriert sich Duncan Jones ganz auf seinen Helden. Er umkreist die psychologischen Aspekte der Einsamkeit und entwirft ein teuflisches Geflecht rund um Themen wie Schein, (Da)Sein und Reproduzierbarkeit, welches seiner Geschichte eine zutiefst philosophische Dimension gibt, die seinen Film behutsam vorantreibt.
Im deutschen Kino lief »Moon« weniger erfolgreich: Nur rund 80.000 Zuschauer verirrten sich zwischen die Stuhlreihen, während der Film auf Festivals durchaus gefeiert wurde. Dabei verbirgt sich hinter diesem thrillerartigen Science-Fiction-Drama eine vielschichtige Erzählung über einen Menschen, der in der Isolation des Weltalls daran zu zerbrechen droht, dass er nicht mehr den Weg zurück zu den Menschen finden wird und auf sich alleine gestellt mit der existentiellen Frage konfrontiert wird, wer er eigentlich ist.
Eine Frage, die sich auch in das Leben des schrulligen Kioksbesitzers Starvos (Antonis Kafetzopoulos) in Filippos Tsitos' »Kleine Wunder in Athen« einschleicht und dieses arg ins Wanken bringt. Bislang war Starvos' Alltag davon bestimmt, mit seinen Kumpels, die allesamt ihre Läden rund um eine Athener Kreuzung haben, die Zeit auf Stühlen vor seinem Laden abzusitzen und andere Leute, mit Vorliebe Fremde, zu beobachten – und zu vorurteilen. Als eines Tages ein Albaner (Anastas Kozdine) namens Marengelen auftaucht und Stavros' demente Mutter (Titika Saringouli) in ihm ihren lang verlorenen Sohn wiederzuerkennen glaubt, gerät Stavros Leben aus dem Gleichgewicht.
Die griechische Idylle ist zerrüttet und der alternde Kioskbesitzer von heftigen Selbstzweifeln geplagt. Hilflos muss er der Tatsache ins Auge sehen, dass er womöglich selbst zu denen gehört, auf die er bisher herabgeblickt hat. In seiner warmherzigen Komödie über einen Kioskbesitzer, der seine Identität verliert, wirft Filippos Tsitos einen zynischen Blick auf die griechische Gesellschaft, ihre Vorurteile und (interkulturelle) Schwierigkeiten im alltäglichen Zusammenleben.
Da singen vier griechischen Freunde beim Fußballspiel Albanien gegen Griechenland lauthals: »Du wirst nie ein richtiger Grieche sein, Albaner!« und merken nur langsam, dass einer unter ihnen es vielleicht doch kann. Tsitos bringt damit nicht nur das Leben der Vier ordentlich durcheinander, sondern rüttelt kräftig an den Grundfesten ihres bisherigen Denkens.