anzeige
anzeige
Kultur

Kinshasa calling

Die kongolesische Band Konono N°1 im UT Connewitz

  Kinshasa calling | Die kongolesische Band Konono N°1 im UT Connewitz

Sie sind laut, scheppernd, ungestüm – Konono N°1 aus der Republik Kongo machen seit über 30 Jahren Musik auf den Straßen Kinshasas. Die Gruppe offenbart einen musikalischen Eindruck von Afrika, der nichts mit der weichgezeichneten Weltmusik-Folklore zu tun hat, die auf westliche Pop-Formate zugeschnitten wurde. Am Donnerstag Abend sind sie live im UT Connewitz zu erleben.

Sie sind laut, scheppernd, ungestüm. Und ihre Musik klingt immer so, als müssten sie gegen den allgegenwärtigen Lärm ihrer Hauptstadt ansingen – Konono N°1 aus der Republik Kongo dürften nach über 30 Jahren auf den Straßen Kinshasas mit dieser Geräuschkulisse auch sehr gut zurechtkommen. Die Gruppe offenbart einen musikalischen Eindruck von Afrika, der nichts mit der weichgezeichneten Weltmusik-Folklore zu tun hat, die auf westliche Pop-Formate zugeschnitten wurde – Konono N°1 sind alles andere als Hi-Fi.

Das liegt zum einen an ihren rumpeligen Verstärkern, Mikrofonen und Instrumenten, die sie aus ausrangierten Generatoren und Lautsprechern selbst zusammengebaut haben. Der über weite Strecken improvisierte, tranceartig mäandernde Sound hat etwas sehr Ungeschliffenes und Raues. Daran hat auch der internationale Erfolg nichts geändert – obwohl Konono N°1 seit ihrem ersten Album im Jahr 2004 mehrmals durch Europa und Nordamerika tourten und von renommierten Musikgrößen wie etwa Björk zu einer Studiosession eingeladen wurden.

Im Mittelpunkt ihrer Musik steht die Likembe, ein elektrisch verstärktes und verzerrtes Fingerklavier, dessen Sound nicht weit von Techno, Electronica und Krautrock entfernt ist. Mehrere Alben – zuletzt das im Frühjahr 2010 veröffentlichte »Assume Crash Position« – vermochten die treibende Energie dieser Musik einzufangen, dennoch sind Konono N°1 in erster Linie ein Live-Erlebnis. Dass mit Crammed Discs ausgerechnet ein belgisches Label für den überraschenden Karriereschub von Konono N°1 vor sechs Jahren sorgte, könnte als Wink des Schicksals hochstilisiert werden.

Immerhin stand der zentralafrikanische Staat fast 60 Jahre lang unter belgischer Kolonialherrschaft – einer überaus gewaltsamen und ausbeuterischen obendrein. Band-Gründer Mawangu Mingiedi, heute fast 80 Jahre alt, bleibt bei der aktuellen Tour zu Hause. Dafür hat sein Sohn das Konono N°1-Erbe angetreten. Einen Tag nach ihrem ersten Leipzig-Auftritt spielen sie übrigens im Berliner Techno-Club Berghain. Damit wird einmal mehr deutlich, wie nah sich unvereinbar scheinende Welten sein können.


Kommentieren


0 Kommentar(e)