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Stadtleben

Erinnerung verjährt nicht

Die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig wird zehn Jahre alt

  Erinnerung verjährt nicht | Die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig wird zehn Jahre alt

Seit zehn Jahren erinnert eine Gedenkstätte in der Permoserstraße an die Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Leipzig. Denn hier waren zwischen 1939 und 1945 bis zu 100.000 Menschen zur Zwangsarbeit herangezogen worden. Für eine Gedenkstätte, die sich der nationalsozialistischen Geschichte widmet, sind zehn Jahre des Bestehens aber eher wenig.

Doch warum wurde ausgerechnet erst im Jahr 2001 eine Gedenkstätte in Leipzig eingerichtet? Ist eine solche Gründung über 55 Jahre nach Kriegsende noch sinnvoll und notwendig?

Erste Zwangsarbeit-Gedenkstätte Deutschlands

»Gegründet wurde die Gedenkstätte im Zuge der Debatte um die Entschädigung von Zwangsarbeitern und selbstverständlich verjährt die Erinnerung und Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht«, erklärt Josephine Ulbricht vom Vorstand des Fördervereins. Die Leipziger Gedenkstätte war also in der Mahnmallandschaft zwar Nachzügler, in Bezug auf das Thema Zwangsarbeit aber Pionier und deutschlandweit sogar die erste Gedenkstätte, die sich explizit dem Thema der NS-Zwangsarbeit in Rüstungskonzernen widmete.

In den zehn Jahren ihres Bestehen rang sie aber auch immer um ihre Existenz und Wahrnehmung. Die Anerkennung und institutionelle Förderung durch die Landesstiftung für sächsische Gedenkstätten steht immer noch aus und damit eine Möglichkeit, die Gedankstätte langfristig zu etablieren. Zudem kämpft der Verein mit knappen Mitteln und wenig Personal. Eine einzige Mitarbeiterin kümmert sich um die Besucherbetreuung und die Erledigung notwendiger kleiner Forschungsarbeiten.

Außenlager des KZ Buchenwald

Und dann ist da der eher spärliche Zulauf und die abgelegene Lage auf dem Gelände des Helmholtzzentrums für Umweltforschung (UFZ). Das ist allerdings ein authentischer Ort: Hier war mit der HASAG ein Rüstungsbetrieb ansässig, der am meisten von der Zwangsarbeit profitierte. Arbeiterbaracken und Außenlager des KZ Buchenwald befanden sich an der Permoser und der Torgauer Straße. Von hier aus wurden 1945 tausende Häftlinge auf die Todesmärsche geschickt. »Ein geeigneter Ort also, um an die Ausbeutung zahlreicher Menschen zu erinnern und aufzuarbeiten«, erklärt Ulbricht. »Leider ist der Fakt, dass es in Leipzig Zwangsarbeit in einem solchen Ausmaß gab, bis heute wenig in der Gesellschaft verankert, was zeigt, dass noch viel Arbeit vor uns liegt.«

Das zehnjährige Jubiläum lädt somit vor allem ein, kritisch zu resümieren und über die Zukunft nachzudenken. Denn gerade jetzt, da die Zeitzeugen immer weniger werden, kommt den Gedenkstätten die zusätzliche Aufgabe zu, deren Erfahrungen, Geschichten und Eindrücke zu dokumentieren und weiterzugeben.

Veranstaltungen zum Jubiläum

Wie auch der Film »Ontsnapt«, der  am 9. Dezember gezeigt wird. Er erzählt anhand von Tagebuchaufzeichnungen und den Berichten von Zeitzeuginnen die Geschichte von neun niederländischen Frauen, Zwangsarbeiterinnen in Deutschland, die von einem der Todesmärsche im April 1945 fliehen konnten und sich auf die Suche nach der näherrückenden amerikanischen Frontlinie machten. Jetske Spanjer, eine der Regisseurinnen des Films, wird zur Vorführung anwesend sein.

Am  13. Dezemberrferiert der Historiker  Jens-Christian Wagner bei einem Vortrag in der Universitätsbibliothek. Er ist Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora und Kurator der Wanderausstellung »Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg«, die im vergangenen Jahr im Jüdischen Museum Berlin eröffnet und kürzlich in Moskau gezeigt wurde.


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