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Kultur

Der mit der Autistin spricht

Mark Michel dreht Filme über Behinderte mit besonderen Begabungen

  Der mit der Autistin spricht | Mark Michel dreht Filme über Behinderte mit besonderen Begabungen

Erst wurde ihr ein IQ von Null bescheinigt, später studierte sie: »Veronika«, die Hauptperson in Mark Michels Kurzfilm. Der Leipziger Dokumentarfilmer portraitiert begabte Behinderte.

In Mark Michels Bücherregal steht der »Time Out Film Guide«, ein Buch über Dalí und eines mit dem Titel »Cinema Now«. Michel selbst bezeichnet sich als kreativen Dokumentarfilmer.

Auf dem DOK 2011 lief sein Kurzfilm »Veronika«, der für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert war. Darin geht es um die Autistin Veronika Raila. Als Kind attestierte ihr eine Sonderpädagogin einen IQ von Null, heute studiert die 19-Jährige Literatur und Theologie. Sie kann nicht sprechen und schreiben nur mit fremder Hilfe: Veronikas Mutter hält den Arm ihrer Tochter dann locker über die Computertastatur und folgt den Impulsen, die sie in Richtung eines Buchstabens gibt. Auf dieses Weise schrieb Veronika sogar ein Buch. »Vronis Wunder: Sprachlos wortreich« ist 2010 erschienen.

Nachdem Mark Michel einen Bericht über sie in der Süddeutschen Zeitung gelesen hatte, nahm er zunächst Kontakt zu ihren Eltern auf, später kommunizierte er per E-Mail persönlich mit ihr. Seit einigen Jahren arbeitet Michel als freier Radio- und Fernsehautor für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, unter anderem für die MDR-Sendung »Selbstbestimmt!«. Dort porträtiert er fürs Fernsehen Menschen mit Behinderung, zum Beispiel einen blinden Bildhauer aus Magdeburg, der die Preise für einen Hörspielwettbewerb kreiert hat. »Durch die Porträts lernt man Welten kennen, in die man sonst nie einen Einblick hätte«, sagt Michel.

Soziologie und Internationale Politik hat er studiert, später auch Visuelle Kommunikation. Die Grundlagen des Filmemachens brachte er sich überwiegend selbst bei. Später profitierte er auch von der Zusammenarbeit mit erfahrenen Regisseuren und Autoren wie Trevor Peters und Niels Bolbrinker. Für deren Dokumentarfilm »Tanz mit der Zeit« war Mark Michel Koautor. Darin geht es um ehemalige Tänzer der Leipziger Oper, die im hohen Alter noch einmal auf die Bühne zurückkehren.

Mit Veronika steht Mark Michel weiterhin in Kontakt. Denn aus seinem Kurzfilm möchte er eine längere Doku machen – sobald die Finanzierung geklärt ist.


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