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Kultur

SMS an den DJ

Das ausverkaufte Klanggut-Festival läutet den musikalischen Frühling ein

  SMS an den DJ | Das ausverkaufte Klanggut-Festival läutet den musikalischen Frühling ein

Wie im kreuzer angekündigt, fand an diesem Samstag zum vierten Mal das Klanggut Festival statt. Bereits im Vorverkauf waren alle 450 Karten weg.

»Es könnte schlimmer sein – wenn´s regnen oder schneien würde zum Beispiel«, sagt ein Mädchen mit Mantel und Jutebeutel. Fast 50 Meter lang ist die Schlange am Samstag vor dem UT Connewitz, die Stimmung der Wartenden dennoch gelassen. Am Eingang hängt ein selbstgemaltes Schild mit Bunststift-Buchstaben: »Wir sind ausverkauft!«. Der Andrang hat die Organisatoren des Festivals überrascht. »Letztes Jahr hatten wir vielleicht 120 Karten im Vorverkauf. Naja, wir lernen halt immer wieder dazu«, sagt Anna Fee Hofmann. Dieses Mal waren es 450 Tickets.

Der Fernsehsender arte filmt

Obwohl noch viele Besucher draußen warten, ist der Saal schon gut gefüllt. Die vier Kameras sind auf die Bühne gerichtet, wo die Dresdner Band Lestat Vermont den Abend eröffnet. Neben dem zehnköpfigen Team von Pop10, einem Online-Musikfernsehsender, ist auch ein kleines Team von arte aufgetaucht.

Gerade vier Jahre ist es her, dass sieben Leipziger Studenten das Festival gründeten. Motiviert hat sie der Wunsch, jungen und qualitativ hochwertigen Musikern eine Plattform zu geben und damit den musikalischen Frühling zu eröffnen. Das gelang ihnen am Samstag mit Bravour.

Nach Lestat Vermont spielte Joasihno, der erst im Januar mit The Notwist durch Europa tourte. Typisch isländisch verspielte Klänge à la Sigur Rós oder Múm füllten das UT Connewitz. Der Kamerakran auf der Empore flog langsam über die Köpfe des Publikums, das sich vom Strom der Klänge mitreißen ließ. Im Lichtspieltheater UT Connewitz, das übrigens in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, findet das Klanggut zum zweiten Mal statt. »Einen besseren Ort für  das Festival gibt es in Leipzig wahrscheinlich gar nicht«, sagt Sophie Pasch, eine der Organisatoren.

Nach Joasihno hätten eigentlich In Golden Tears spielen sollen, die aber wegen Krankheit absagen mussten. Spontan sind dafür DIN Martin eingesprungen. Unkomplizierter hätte ein Ersatz nicht sein können, da sowohl der Sänger als auch der Drummer der Postrock Band zu den Organisatoren des Festivals gehören. Ihre kraftvoll melancholische Musik ist teils etwas düsterer, verglichen mit den anderen Bands, aber gemischt mit der vierstimmigen A-Cappella-Einlage am Schluss, die sie mit zarten Xylophon-Klängen abrundeten, war ihr Auftritt eine sehr gelungene Abwechslung. In den Umbaupausen sorgte der DJ MePlusYOU dafür, dass keine Stille herrschte. Musikwünsche könne man ihm per SMS senden, ließ ein an die Wand gebeamter Hinweis verlauten.

Chipstüten und Erdnussdosen

Im Anschluss spielte die Leipziger Band Talking to Turtles, die ähnlich verspielt wie Joasihno klingt, aber insgesamt folkiger ist. Die beiden Musiker wirkten zart, konnten aber dennoch den großen Saal mit Gesang, Mundharmonika, Akkordeon, Gitarre, Keyboard und natürlich Xylophon ausfüllen. Nachdem sie ein paar Lieder gespielt hatten, kamen die sechs Jungs von der dänischen Band Let Me Play Your Guitar auf die Bühne und beide Gruppen spielten gemeinsam. Verträumt, aber dennoch mitreißend. Ein absolutes Highlight des Abends.

Nach etwa fünf Stunden und fünf Bands machten es sich viele im Publikum einfach auf dem Boden gemütlich, in manchen Gruppen wurden Chipstüten oder Erdnussdosen herumgereicht. Eigentlich fehlten nur noch Zelte und Grills, aber klar – das Klanggut ist ja auch ein Festival. Aber nicht, dass das Sitzen ein Ausdruck von Müdigkeit gewesen wäre, denn als die Berliner Electropop Band I Heart Sharks spielt, begann die Menge zu tanzen.

Der Abend klang süß, klang tiefgründig, klang fröhlich und klang definitiv mehr als nur gut. Möge der musikalische Frühling hiermit eröffnet sein!


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