Auf dem Agra-Gelände feierten am Samstag tausende Metal-Anhänger ein Ein-Tages-Festival. Mit 14 Bands, veganem Essen und einem Klamotten-Hersteller.
Her mit dem heißen Scheiß: Die Leipziger Streetware-Firma und Lifestyle-Marke Impericon macht – unternehmerisch gedacht – alles richtig: Der subkulturelle Klamotten- und Accessoires-Vertreiber bindet die Hard-, Metal- und Death-Core-Szene mit verschiedenen Aktionen fest an sich. Seit vergangenem Jahr trägt die auf Punk und Hard-Core ausgerichtete Hardbowl-Bühne auf dem bei Löbnitz stattfindenden With-Full-Force-Festival den Namen »Impericon Hardbowl«. Und seit 2011 richtet die Firma auch ein eigenes Ein-Tages-Festival aus. Damals platzte das Werk II derart aus allen Nähten, dass das Festival in diesem Jahr in die Messehalle auf dem Agra-Gelände verlegt wurde. Und auch diese, am Samstag losgekrachte Ausgabe war restlos ausverkauft. Gab es bei der Gratis-Warm-up-Party am Freitag im Beyerhaus noch musikalische Irritationen – wer hätte bei einem Vorbereitungsfest für ein Hard-Core-Festival wohl Dubstep und House erwartet? –, so standen die Zeichen beim Festival dann ganz auf Lärm.
Um 12 Uhr öffneten die Hallenpforten, 12.45 Uhr spielten Breakdown of Sanity stramm nach Zeitplan los. Denn 14 Bands sollten auftreten, was den reichlich frühen Beginn erklärt. Immerhin schlafen da andere noch. So schaffte es auch der kreuzer-Autor nur zum Headliner-Quartett. Noch leicht schleppend gaben die Briten von Your Demise zu schlecht austariertem Sound ihr Stelldichein. Der Stimmung im Publikum tat das allerdings keinen Abbruch. Das gipfelte im wie einstimmig kollektiv geschmetterten »The Kids We Used To Be«: »The kids we used to be are all dead, gone and forgotten«. Insgesamt aber war das noch ausbaufähig, wie The Ghost Inside bewiesen. Die Combo aus Los Angeles besorgte einen kolossalen Stimmungsaufheller und setzte die Masse ordentlich in Bewegung. Mit musikalischer Macht brachte sie den Saal zum Beben und doch gab es noch eine Steigerung. Denn die folgenden Caliban zogen den Belag vom Wurstbrot – falls man das in diesen vegan geprägten Kreisen schreiben darf. Das deutsche Metal-Core-Geschwader brach mit einer Dynamik los, die alle mitriss. Den Höhepunkt bildete ein Circle-Pit, der im ganzen Raum kreiselte. Hunderte von Fans rannten in großer Runde durch die Halle – das erlebt man so oft nicht. Mit Parkway Drive aus Australien zog dann wieder rumpligere Ruhe ein. Sie gaben vollen Einsatz, konnten aber die Spannung nicht ganz so hoch halten wie Caliban zuvor. Ein bisschen war der Druck raus, was keinesfalls heißt, dass es keine ausgelassenen Fans mehr gab.
Insgesamt war das Festival musik- und bewegungstechnisch absolut überzeugend. Mit Bodysurfing, Circle-Pit und Wall of Death war so ziemlich jede Spielart dabei, sich gruppen- und solotänzerisch auszupowern. Und höher war die Ohrtunneldichte in Markkleeberg mit Sicherheit noch nie. Überall sah man Fans, den Auto-Kennzeichen nach aus dem ganzen Bundesgebiet angereist, die Merchandise-Tüten in der Hand hielten. Veganes Essen und Peta-Sponsoring garantierten das reine Gewissen. Gut durchorganisiert überließ das Impericon-Team nichts dem Zufall. Enthusiastische Fans und Marken-Träger, überschwängliches Lob vor Ort und im Netz: Das Unternehmen macht wirklich alles richtig. Einer drückt es auf Facebook – auf Parkway Drive gemünzt – so aus: »die schweine sind schuld, wenn ich mit 30 im rollstuhl sitze :)«.
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