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Kultur

Welt in Flammen – und keiner merkt’s

Die (wirklich) legendären Silver Apples beehren das UT Connewitz

  Welt in Flammen – und keiner merkt’s | Die (wirklich) legendären Silver Apples beehren das UT Connewitz

Diese Band hat alle beeinflusst. David Bowie, Suicide, Stereolab, Kraftwerk, Portishad – um nur einige zu nennen. Ihr Album Contact wurde vom Magazin Wire zu einer der Platten gekürt, die die Welt in Brand setzten, während niemand zuhört. Und richtig, ihr Weg zum Ruhm war beschwerlich und vor allem lang.

1967 gründeten Simone Coxe am selbstgebauten Synthesizer und Dan Taylor am Schlagzeug die Silver Apples. Sie bauten alles ein, was sie in die Hände und Ohren bekamen. Radioschnipsel, Telegraphiegeräte, Elektromüll, und ließen sich doch von Popbands wie den Beatles oder Wahnsinnigen wie Velvet Underground inspirieren. Seitdem gelten sie als Urväter der Idee, Rockmusik mit elektronischen Klängen zusammenzuführen.

Eine Idee, die erst einmal nicht lange währte. Ihr drittes Album, das die New Yorker Space-Rocker 1970 aufnahmen, wurde schlicht nicht veröffentlicht, was wohl mit ihrem zeitgleichen Wechsel zum Majorlabel zu tun hatte. Das Musikbusiness zeigte sich auch damals schon von seiner Arschloch-Seite. Und so verschwanden die Silver Apples fast so schnell wie sie gekommen waren. Noch bevor hierzulande psychedelische Rockbands wie Can oder Neu! Erfolge feierten.

Doch Mitte der Neunziger brachte ein kleines deutsches Label Booklets ihre ersten beiden Platten heraus, worauf Musiker auf der ganzen Welt begannen, Coverversionen der New Yorker einzuspielen und Tribute-Sampler zusammenzustellen. Bis die Silver Apples selbst wieder auf die Bühne traten. Plötzlich nahmen alle Notiz, Kritiker nannten sie Götter und Genies, ihr neues mit Steve Albini aufgenommenes Werk »Beacon« wurde hochgelobt.

Inzwischen ist Dan Taylor verstorben, doch Bandkollge Coxe reprodziert sein Schlagzeugspiel auf elektronischen Geräten, wie er selbst sagt, und geht weiter auf Tour, die ihn nun ins UT Connewitz bringt und ein mehr als würdiger Besuch im Jubiläumsjahr des alten Kinos ist.


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