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Filmkritik

Sonnentrunken in die neue Filmwoche

Die Kinostarts im Überblick

  Sonnentrunken in die neue Filmwoche | Die Kinostarts im Überblick

Diese Woche möchte ich Ihnen vor allem einen Film ans Herz legen: »Bombay Beach« von der jungen Videokünstlerin und Fotografin Alma Ha'rel, die ohne Scheu mit klassischen dokumentarischen Erzählmustern bricht und ihren Protagonisten viel Raum für Phantasie einräumt. Daneben versucht ein über 30 Jahre verheiratetes Ehepaar die Alltagsroutine zu durchbrechen und die junge Französin Camille hat ordentlich an ihrer ersten großen Liebe zu knabbern.

»Ich muss euch etwas Ernstes sagen«, sagt der kleine Benny Parish zum Filmteam. »Ich war 100 Jahre lang im Gefängnis.« Natürlich war er das nicht. Benny hat eine blühende Phantasie. Sein Bewegungsdrang wurde als bipolare Störung eingestuft, deshalb wird er mit Medikamenten ruhig gestellt. Das Jugendamt sitzt seinen waffenliebenden Eltern seit Jahren im Nacken. CeeJay Thompson, ein schwarzer Teenager, träumt von einer Football-Karriere und möchte unbedingt aufs College. Red, der früher Ölarbeiter war und seine Kinder seit 50 Jahren nicht mehr gesehen hat, lebt von Whiskey und Zigaretten. Sie alle leben in Bombay Beach, mitten in der kalifornischen Colorado-Wüste. In traumgleichen, surrealen Bildern fängt die israelische Fotografin und Videokünstlerin Alma Ha'rel in »Bombay Beach« das alltägliche Treiben der Stadt ein, die gefühlt am Ende der Welt liegt. Ein Auffangbecken für Außenseiter, nennt es der alte Red. Collagenartig verwebt sie die Geschichten ihrer drei Protagonisten, die aus dem Off über ihr Leben monologisieren. Sie lässt Benny oder CeeJay in fantasievollen Choreographien zur Musik von Beirut und Bob Dylan tanzen und den kleinen Benny, der davon träumt, Feuerwehrmann zu werden, auf einem Feuerwehrauto durch die sonnentrunkene Wüste fahren. Die ganze Kritik können Sie im aktuellen kreuzer nachlesen. »Bombay Beach« startet heute in der Schaubühne Lindenfels.

Seit 30 Jahren sind Kay (Meryl Streep) und Arnold (Tommy Lee Jones) verheiratet. Da kann der Ehealltag schon einmal etwas belanglos werden. Die beiden haben sich so sehr aneinander gewöhnt, dass mittlerweile jeder Tag einer fast choreographiert wirkenden Routine folgt. Während Kay gerne wieder etwas mehr Spannung in den Ehealltag bringen würde, möchte Arnold vor allem eines: seine Ruhe. Mit Meryl Streep und Tommy Lee Jones hat sich David Frankel für seine unterhaltsame Komödie »Wie beim ersten Mal« das perfekte Schauspielehepaar rausgesucht. Wie Streep und Jones ihre Ehekrise meistern. können Sie ab heute in den Passage Kinos und im CineStar verfolgen.

Eigentlich kann man nie genug von ihr haben. Doch irgendwie hat jeder das Gefühl, viel zu wenig davon zu haben. Von der Zeit ist hier die Rede. Im Takt der elektronischen Kommunikationsmittel hetzen wir von einem Termin zum anderen und haben für die eigentlich wichtigen Dinge im Leben wie Familie und Freunde nicht genug Zeit. Doch wer oder was treibt diese Beschleunigung eigentlich an? Ist sie ein gesellschaftliches Phänomen oder liegt alles nur am mangelhaften Zeitmanagement des Einzelnen? Florian Opitz geht in seinem Dokumentarfilm »Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« diesem Phänomen auf den Grund. Der Film startet in den Passage Kinos.

Eigentlich hat man das Gefühl alles über den Extrembergsteiger Reinhold Messner zu wissen. Voller Ehrgeiz, sich immer wieder selbst zu übertreffen und die Grenzen des Möglichen zu überschreiten, hat der 68-Jährige den modernen Alpinismus revolutioniert wie kaum einer zuvor. Regisseur Andreas Nickel versucht nun in seinem Film »Messner« herauszufinden, wer der Südtiroler, der alle Achttausender bestieg, eigentlich ist und zeichnet wichtige Lebensstationen des Bergsteigers nach. Der Film läuft in den Passage Kinos.

Donny (Adam Sandler) ist ein verantwortungsloser Dosenbier-Playboy, der es bereits als Teenager ordentlich hat krachen lassen und seine Lehrerin schwängerte. Seinen Sohn Todd (Andy Samberg) musste er allein großziehen. Aus diesem ist mittlerweile ein erfolgreicher Hedgefonds-Manager geworden, der sich schon mit 18 von seinem peinlichen Vater losgesagt hat. Doch am Vorabend von Todds Hochzeit taucht sein hoch verschuldeter Vater plötzlich auf. Ermüdend und mit platten Gags – »Der Chaos-Dad« ist ab heute im CineStar zu sehen.

Max (auf der Leinwand fit wie eh und je: Til Schweiger), ein ehemaliger KSK Soldat, soll Nina (Luna Schweiger), die einzige Zeugin eines Verbrechens, beschützen. Beide sind auf der Flucht vor einem übermächtigen Gegner, der nur ein Ziel hat: Nina zu töten. Auf der Flucht nähern sich Max und Nina, die in ihrem kurzen Leben noch nie einem Erwachsenen vertraut hat, an. Aus anfänglicher Distanz wird Freundschaft. Für Til Schweiger-Fans: »Schutzengel« startet heute im Regina Leipzig und im CineStar.

Mia Hansen-Løve erzählt nach »Tout Est Pardonné« (2007) und »Der Vater meiner Kinder« (2009) in ihrem neuen, zurückhaltend inszenierten Film »Un Amour De Jeunesse« über die erste große Liebe der 15-jährigen Camille.

Filmfutter fernab der Kinostarts:

Unter dem Motto »Ich sehe was, was du nicht siehst« zeigt der Ostpol e.V. heute Abend im Deutschen Literaturinstitut (DLL) sechs Kurzfilme von deutsche Autoren und Regisseuren aus Polen, Serbien, Ukraine. Die Filme sind während des internationalen Kurzfilmprojektes »Ansichtssache« in den vergangenen vier Jahren entstanden. Weitere Informationen finden Sie unter www.ostpol-leipzig.de.

Bereits Anfang des Monats präsentierte die Schaubühne Lindenfels im Rahmen des Stummfilmfestivals »The Sound Of Burning Pictures« Livevertonungen alter Stummfilmklassiker und eindrucksvolle Filminstallationen und warf damit einen Blick auf Aufführungspraxen jenseits von Digitalisierung und 3D. Heute zieht das UT Connewitz nach und fragt mit seinem Programm, was und wie Kino heute sein kann. Historische und zeitgenössische Filme von Friedrich Wilhelm Murnau, Aki Kaurismäki und Guy Maddin laufen neben experimentellen und Avantgardstreifen von Hans Richter oder Kenneth Anger. Einen eher wissenschaftlichen Zugang zum Thema findet Frank Hentschel mit seiner Lecture »Töne der Angst – Musik im Horrorfilm«. Das genau Programm finden Sie in den ausliegenden Festivalprogrammen oder unter www.utconnewitz.de.

Und zu guter Letzt: Morgen findet im Westwerk die Abschlusspräsentation des internationalen Kurzfilmprojektes »Supermom Kick-Off« statt.

Weitere Filme finden Sie auf unserer Onlineseite und im aktuellen kreuzer.

Viel Spaß im Kino!


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