360 Filme aus 62 Ländern zeigt das Dok Leipzig in dieser Woche. »Da ist für jeden was dabei«, hat die Festivalleitung gesagt. Für alle, die sich nicht entscheiden können, hier unsere Tipps für Dienstag.
»Colombianos« (Internationaler Wettbewerb)
Der junge Kolumbianer Fernando ist drogenabhängig und bekommt sein Leben einfach nicht in den Griff. Seine Mutter Olga weiß nicht weiter. Sein älterer Bruder Pablo, der in Medellín Medizin studiert, holt Fernando nach Kolumbien, um ihn wieder auf die rechte Bahn zu bringen. Auf sehr mitfühlende Weise porträtiert Tora Mårtens die Beziehung zwischen den Brüdern, die auf eine harte Probe gestellt wird. Sie zeigt, wie akribisch Pablo einen Lebensplan für seinen Bruder aufstellt. Immer wieder wechselt sie die Perspektive, lässt auch die Mutter zu Wort kommen. Der Frage folgend, wie viel familiäre Fürsorge wirklich guttut, gelingt es Mårtens, tief in den Alltag der Brüder einzutauchen und einen persönlichen Zugang zu ihren Protagonisten zu finden. Am Ende emanzipiert sich Fernando von seiner Familie, und alle – auch der Zuschauer – begreifen, dass das Leben keine klaren Lösungen bereithält, sondern manchmal einfach weitergehen muss. ERE
SE 2012, 90 min, R: Tora Mårtens
17 Uhr, CineStar
»Ub Lama« (Generation DOK)
Der zwölfjährige Galaa lebt mit seiner Mutter und seinem Bruder in einer Jurte in den ärmlichen Randbezirken der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar. Er mag Fastfood, Computerspiele und Hiphop. Nach dem tragischen Tod seines Vaters unterstützt er die Familie, indem er auf der Straße Zigaretten verkauft, anstatt regelmäßig zur Schule zu gehen. Seiner Mutter wäre es am liebsten, wenn er ins Kloster ginge, um Mönch zu werden. Anrührend und witzig bündeln sich im rebellischen Galaa die Spannungen zwischen Tradition und Moderne: Einmal erzählt er seinem Bruder väterlich Weisheiten, die er im Kloster gelernt hat, dann wiederum zeigt er auf charmante Weise Buddha seinen nackten Hintern. Der Film, dessen ruhiger Rhythmus wiederholt unterbrochen wird von grandiosen Hiphop-Clips, gibt einen intimen Einblick in das heutige Leben in der Mongolei. SL
GB/LT/MN 2011, 52 min, R: Egle Vertelyte
17 Uhr, CineStar
Auch empfehlenswert:
Kirian (Internationaler Wettbewerb für kurzen Dokumentarfilm)
Ein kleiner Junge wächst in einer Jurte im Wald auf und möchte unbedingt auf eine richtige Schule gehen. Magisch! 17 Uhr, CineStar
Familienbande (Internationaler Wettbewerb Animamationsfilm)
Von Vätern und Großvätern, einem traurig-tragischen Schwein und einem kleinen Mädchen, das plötzlich von seiner Mutter verlassen wird. 20 Uhr, Passage Kinos
Drought (Fokus Lateinamerika)
Eine Viehfarm im trockenen Nordosten Mexikos: Fernab jeglicher Zivilisation kämpft ein sympathisches Völkchen beeindruckend für sein Farmerleben. 22 Uhr, Passage Kinos