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Konzertkritik

Weltschmerz auf höchstem Niveau

Two Gallants überzeugten im Conne Island

  Weltschmerz auf höchstem Niveau | Two Gallants überzeugten im Conne Island

»I take to the hills to live savage and free, I don’t need nobody, nobody needs me.« Wenn Adam Stephens (Gitarre, Gesang, Mundharmonika) mit rauchiger Stimme von kaputten Beziehungen, getrübtem Vertrauen und gebrochenen Versprechen singt, kauft man ihm sein Steppenwolf-Dasein sofort ab. Gottlob ist er mit seinem Weltschmerz nicht allein: Gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Tyson Vogel (Schlagzeug, Gesang) vermag er sich Luft zu machen – auf höchstem Niveau.

Ohne Bass und Keyboard produzieren die beiden Kalifornier auf der Bühne einen derart satten und vollen Sound, wie ihn sich andere, stärker besetzte Bands nur erträumen können. Das Geheimnis liegt sicherlich darin, dass die Jungs bereits seit ihrer Jugend zu zweit auf der Bühne stehen, seit 2002 unter dem Namen Two Gallants. Mögen sie auch im privaten Leben ihre Schwierigkeiten miteinander haben, an ihren Instrumenten harmonieren sie perfekt. Nicht zufällig steht das Schlagzeug direkt vor dem Publikum neben der Gitarre: Wer dem personellen Minimalismus frönt, kann sich keine Hierarchien und Spotlights erlauben.

Durch die Gleichberechtigung auf der Bühne konnte das Duo über die Jahre hinweg an einem Sound feilen, der von Stephens ungewöhnlicher Stimme ebenso geprägt ist wie von Vogels virtuosem Schlagzeugspiel. Das Ergebnis ist ein reiches stilistisches Spektrum, das sich von Acid Folk und Country über soliden Blues bis hin zu progressivem Indie-Rock erstreckt. Auf diese Weise erinnern sie mal an 16 Horsepower, mal an die White Stripes und hin und wieder sogar an die Bright Eyes, ohne jemals wirklich mit diesen vergleichbar sein zu wollen.

Begleitet von der jungen Londoner Band To Kill A King spielten Two Gallants am Dienstag im randvollen Conne Island eine brachiale Show, die nichts zu wünschen übrig ließ – außer vielleicht der lautstark gewünschten Ballade »Crow Jane«. Gesprochen wurde auf der Bühne kaum, während der kurzen Pausen zwischen den Stücken wirkte das schnelle »Thanks a lot« fast schon schüchtern. Dafür ließen sie es während der Lieder dank ihrer überragenden Bühnenpräsenz von der ersten Minute an richtig krachen. Das komplette neue Album »The Bloom and the Blight« (ATO Records), aber auch viele ältere und manche noch unveröffentlichte Stücke wurden der begeisterten Menge um die Ohren gehauen.

Für die Band ist Leipzig offenbar ein gutes Pflaster: Das Publikum wusste, worauf es sich einließ, kannte Songs und Texte und jubelte begeistert. Obwohl die Welt-Tournee der Band noch bis Mitte Februar einen vollen Terminkalender beschert, versprach Tyson Vogel beim Abschied bereits ein baldiges Wiederkommen. Das sollte man sich keinesfalls entgehen lassen!


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