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Konzertkritik

Ding Dong und Knarz

Pantha du Prince & The Bell Laboratory im Centraltheater

  Ding Dong und Knarz | Pantha du Prince & The Bell Laboratory im Centraltheater

Lassen sich Steve Reichs Minimal Music, tanzbarer Electro und das Glockenspiel vom Marktplatz miteinander vereinen? Sehr gut sogar, wie Pantha du Prince und The Bell Laboratory am Sonntag eindrucksvoll bewiesen. Weil die Nachfrage so groß war, spielten sie gemeinsam gleich zwei Konzerte von jeweils anderthalb Stunden.

Fünf Männer in hellgrauen Kitteln wie aus dem Chemielabor, ein jeder mit zwei Glöckchen in den Händen, klingeln den Abend ein. Aus einfachen, meditativen Klängen werden verwoben-verschobene Pattern, die sich schwebend im Raum verteilen und sich unaufhaltsam steigern, bis nach zehn Minuten ein tiefer Bass brummt: Hendrik Weber alias Pantha du Prince setzt dem Geläut mit Laptop, Soundpad und Synthesizer ein tiefes Knarzen entgegen. Dann verteilen sich auch die Fünf von The Bell Laboratory an erstaunlichen Instrumenten: Am eindrucksvollsten ist das drei Tonnen schwere Carillon, ein riesiges Glockenspiel aus 50 bronzenen Glocken, die von Vegar Sandholt wie eine Orgel mit einer Klaviatur gespielt werden. Sandholt hat Übung darin: Er bringt für gewöhnlich das weltberühmte Carillon am Rathausgebäude in Oslo zum Klingen. Auch die anderen Musiker sind vom Fach: Hakon Stene spielt in der Norwegischen Musikakademie, Erland Dahlen im Nils Petter Molvaer Trio, Martin Horntveth bei Jaga Jazzist und Heming Valebjorg in der Osloer Philharmonie. Hier kommen Klassik, Jazz und Electro zusammen und vereinen sich zu handgemachter Minimal Music, gespielt auf zahlreichen Röhrenglocken, Vibraphonen, Klangschalen, Zimbeln und anderen Perkussionsinstrumenten.

Genau diese Vereinigung von Klassik und Pop ist das Ziel des Panta Rhei Project, dem der Deutsche Pantha du Prince und die Norweger von The Bell Laboratory angehören. Der Hamburger Produzent Hendrik Weber alias Pantha du Prince hat sich dabei mit dem norwegischen Komponisten Lars Petter Hagen und den Perkussionisten zusammengetan, herausgekommen ist sein viertes Album »Elements Of Light«, das an diesem Abend im Centraltheater zelebriert wird.

Nach einer halben Stunde voller Geklingel und Geklopfe kommen die Musiker wieder zur Ruhe. Ähnlich meditativ und rhythmisch vertrackt wie zu Beginn schlagen sie ihre glockenähnlichen Instrumente nun im Publikum und spielen mit den Klangeffekten beim Herumlaufen im Saal – Steve Reich wäre stolz auf sie. Doch so minimalistisch endet der Abend nicht: Als Zugabe dröhnen alle Synthies und läuten alle Vibraphone noch einmal in bester Clubmanier, so dass sich die Zuhörer zumindest beim ersten Konzert nicht mehr auf den Stühlen halten können und zu Knarz und Ding Dong tanzen.


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