»Wir haben uns entschieden, derzeit keine weiteren Artikel mehr zu machen«, teilten uns vor nicht allzu langer Zeit die Veranstalter von »Fernsehen unter Tage« mit. »Wir hatten in letzter Zeit ein bisschen zu viel Aufmerksamkeit für unseren Geschmack.« Und in der Tat: Nachdem bei Arte ein kleiner Videobeitrag über das ambitionierte »Kino im Untergrund«-Projekt einiger ehemaliger Leipziger Studenten lief, berichteten Spiegel Online und diverse andere, auch internationale Medien über eine Veranstaltung, die den Hauch des Verbotenen und Geheimen atmet. Immerhin sind die »Fernsehen unter Tage«-Macher stets auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten wie alte Fabrikbrachen oder verlassene Häuser in Leipzig gewesen, um mit einer auserlesenen Gruppe an Leuten gemeinsam Filme zu schauen. Da gab es hin und wieder ein paar Berührungspunkte mit der Polizei, aber gut, das hält niemanden davon ab weiterzumachen. Nun aber, verständlicherweise, rudern die Macher aus dem öffentlichen Licht zurück – mit einem sympathisch-amüsanten Statement, wie wir finden.
»# Statement #
Nach dem Bericht von Spiegelonline wollen wir uns persönlich zum Text äußern und hoffen nun das letzte Licht ins Dunkel zu bringen. Nachdem wir durch Arte den Sprung in die internationale Fernsehwelt geschafft haben, in der überregionalen Bildzeitung für Akademiker vertreten sind, wir im Deutschlandfunk liefen und sogar russische Journalisten berichteten, ist die Büchse der Pandora nun eh geöffnet. Deshalb dachten wir uns, wir können auch gleich die nächsten Veranstaltungen auf den Leipziger Festwiesen begehen und die LVZ einladen.
Zunächst wollen wir mit den Gerüchten aufhören. Da »René« selbst Polizeimeisteranwärter ist, können wir das Gerücht, dass emails von der Polizei mitgelesen wurden, nicht länger dementieren. Nur wegen dieser »Connection« sind wir bislang nicht öfter von ihren KollegInnen besucht worden. Es ist also so, dass wir einen Maulwurf bei der Polizei haben, nicht umgekehrt. Einmal hatten sich die KollegInnen aber zu sehr ausgetrickst gefühlt, spielten uns einen kleinen Streich und wir mussten kurzerhand unter eine Brücke umziehen.
Unsere Motivation ist simpel. Viele Orte die wir in den letzten Jahren bespielten, wurden mittlerweile entweder abgerissen oder umfassend saniert (mit Stolz blicken wir auf unser Engagement auf dem Brühl, Interdruck oder der alten Molkerei, heute Obi, zurück und hoffen auch in Zukunft, positiven Einfluss auf die Stadtentwicklung nehmen zu können. Auf unserer internen Liste mit weiteren möglichen Spielorten stehen deshalb u.a. der Russische Pavillon, die Alte Bahnpost und auch der Lindenauer Hafen, wo einfach nix passieren will. Selbst Eigentümer haben uns angefragt, ob wir die Objekte in ihrem Dasein als off-location wachküssen wollen. Beim Alten Technischen Rathaus an der Prager Straße und dem Quelle-Gelände mussten wir bislang ablehnen, weil uns bis zum Schluss nicht zugesichert wurde, dass der Wachschutz verschwiegen ist und nicht die eigenen Kumpel einlädt. Die trendbewußten, anarchischen Zuschauer sind uns schließlich immer sehr wichtig gewesen - deswegen gibt's auch immer Club Mate und Astra.
Eine ehrliche Entschuldigung wollen wir daher allen aussprechen, die sich auf den Spiegelonline-Fotos schlecht abgebildet fühlen. Auf einige Feinheiten hatten wir uns bis zuletzt nicht verständigt und konnten die Auswahl der Fotos nach der Veröffentlichung leider nicht mehr ändern. - So ist er halt unser »Stefan«. Seit dem Bericht hat uns übrigens das Angebot von Eventsupport Leipzig erreicht, die nächsten Events professioneller auszuleuchten. Um zukünftig die Trittsicherheit vor Ort zu erhöhen und den akkreditierten PressevertreternInnen die Arbeit leichter zu machen wollen wir dieses Angebot gern annehmen.
Ja... auch wir können Fehler machen. Wie auch immer, es ist Zeit Konsequenzen zu ziehen. Wir verabschieden uns hiermit aus der Öffentlichkeit und werden auf alte Weise, irgendwie, irgendwo weiter im Untergrund flackernde Bilder über die Leinwand jagen.
Es grüßt Fernsehen unter Tage - Dem Dreck der Stadt am nächsten.«