An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial der Januar-Ausgabe des kreuzer. Chefredakteur Andreas Raabe berichtet, was es im neuen Heft zu lesen gibt.
Ja, er hat uns auch genervt, der ganze Leipzig-Hypezig-Rummel. Als es richtig losging, vor etwa anderthalb Jahren, beschlossen wir, die Angelegenheit tunlichst zu ignorieren. So machen wir das manchmal beim kreuzer mit Themen, bei denen der Fremdschäm- und Augenrollfaktor einfach zu hoch ist (suchen Sie im kreuzer mal Berichterstattung zum Thema Einheitsdenkmal). Trotzdem beschäftigen wir uns Monat für Monat mit dieser Stadt, ihrem Wesen, ihrer Entwicklung und vor allem mit dem, was die Menschen tun, die in ihr leben. Aber uns interessieren auch alternative Wege zur Gestaltung des Lebensraums Stadt jenseits der ökonomischen Sichtweisen. Darum starten wir in diesem Heft eine neuen Serie, in der wir das ganze Jahr über Texte sammeln, die sich mit verschiedenen Aspekten der Urbanität beschäftigen – mit Wirtschaft, Bildung, Infrastruktur, Politik, Mobilität, Ökologie, Bevölkerungsstruktur, Wohnungsmarkt. Nach einer Bestandsaufnahme in den nächsten Monaten leiten wir in der zweiten Hälfte des Jahres über zu Beiträgen, die sich mit der Zukunft der Stadt beschäftigen. Zunächst aber starten wir mit einem Beitrag des Stadtsoziologen Dieter Rink zur neuen Urbanität – eine Entwicklung, für die Leipzig auch im internationalen Kontext exemplarisch steht.
Auf und ab ging es für Leipzigs größtem Beitrag zu dem, was man mal New Economy nannte: der Firma Unister. In der Kritik stand das Unternehmen schon lange – unter anderem wegen seiner Personalpolitik –, wenngleich es mit seinem aggressiven Kurs auch Erfolge sammelte. In den letzten Jahren drohten die Probleme den Gründern aber über den Kopf zu wachsen, Unister war mehrfach Ziel staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen, es ging um Betrug und Steuerhinterziehung, zeitweise saßen Unister-Manager gar in Haft. Die Firma reagierte auf diese bedrohliche Entwicklung mit einer Umstrukturierung seiner Führungsriege – weg vom inhabergeführten Unternehmen, hin zur Leitung durch ein Management, das von außen neu in die Firma kommt. Und offenbar sucht sich Unister Unterstützung in der Politik, plötzlich mischen ehemalige Regierungssprecher und Staatssekretäre mit, einer von ihnen – Thüringens Ex-Regierungssprecher Peter Zimmermann – soll als Geschäftsführer Unisters neuer, starker Mann werden und provozierte mit seinem plötzlichen Wechsel in die Wirtschaft gleich einen handfesten Skandal in Thüringen. Mit Unisters neuer Aufstellung und dem Weg dahin beschäftigt sich kreuzer-Autor Clemens Haug.
Hier im kreuzer-Hauptquartier im Hofmeisterhaus sind wir fröhlich und entspannt – meistens jedenfalls. Einige Büros sind untervermietet und in einem dieser Räume arbeitet Jens, der sich selbst als »erfolglosen Schriftsteller« tituliert. Was er da macht, in seinem Raum, wissen nur wenige. Fakt ist, dass er nach der Arbeit gern eine saure polnische Mehlsuppe isst. Diese wird am besten im Lokal Poniatowski in der Kreuzstraße zubereitet – meint zumindest Jens, der Schriftsteller. Auf Seite 31 erzählt er, was ihm so in den Sinn kommt beim Mehlsuppelöffeln. Naturgemäß geht es dabei um Frauen, Alkohol und das schönste Ding der polnischen Kultur: das Diminutiv, die von den Landsleuten gern verwendete Verniedlichungsform.
Last but not least: Hier kann wieder abgestimmt werden über das schönste kreuzer-Cover des vergangenen Jahres.
Na dann, Zdrowie!