Tanzbar klingt die Musik von Forest Swords erst mal nicht. Zu düster und zu verworren scheinen seine Beats. Doch im UT bewies der Visual-Artist mit zwei überraschend auftauchenden Tänzerinnen, wie seine Musik einen auch körperlich bewegen kann.
Ein Podest steht mitten im UT Connewitz, verwundert kurz und wird dann als große Sitz- und Jacken-ablege-Fläche genutzt. Es soll auch noch eine Weile dauern, bis sich hier drauf etwas bewegt. Denn zuerst betreten Cloud Boats die Bühne. Das britische Dubstep-Duo erscheint zu dritt, mit Gitarren und Bass, der unerwartet laut immer mal zwischen die leisen Töne und den beruhigenden Gesang bebt und das Herz spürbar erschüttert.
Das wäre der perfekte Einstieg für Forest Swords gewesen, doch vorher spielt noch Takeshi Nishimoto auf seiner E-Gitarre, auf der er Loop um Loop erzeugt. Arrangements zwischen improvisierter Neuer Musik, die nicht ganz massentauglich wirken, so dass sich während seiner Show viele im gut besuchten UT Connewitz draußen beim Rauchen wiederfinden. Der Rest klatscht begeistert.
Auch Forest Swords ist eigentlich ein Ein-Mann-Projekt, doch zur Live-Show bringt Matt Barnes einen Bassisten mit, der mit seinen Schuhen in der Hand auf die Bühne kommt. Doch die beiden Musiker bekommen kaum Beachtung, schließlich hat sich der Vorhang des alten Lichtspielhauses geöffnet, auf dessen Leinwand nun größtenteils schwarz-weiße Videoaufnahmen gezeigt werden: Lichtreklamen aus Berlin und Paris, Silhouetten von tanzenden Körpern oder abstrakteren Mustern, bei denen doch mal Farben aufblitzen. Auf der Bühne bewegt sich der Engländer im Halbdunkeln leidenschaftlich zu seinen Klängen, sagt nicht viel, außer einer Begrüßung und der Entschuldigung für sein schlechtes Deutsch. Weiter mit Musik, ein paar Menschen wippen mit, starren auf die Leinwand und schweifen ab. Und drehen sich plötzlich um zu der nun blau angestrahlten Plattform, auf die eine Tänzerin steigt, um sich taktvoll zu Forest Swords basslastigen, epischen Sounds zu bewegen. Wie einen die Musik auch körperlich ergreifen kann, zeigt noch mehr die zweite Tänzerin, die sich zwischendrin auf den Boden schmeißt, um sich sofort wieder elegant zu erheben. Dass man zu seinen Klang-Tüfteleien tatsächlich tanzen kann, und zwar äußerst intensiv und schmerzhaft, hatte Forest Swords zuvor schon im Video zum Song »Thor’s Stone« gezeigt. Acht Stunden am Stück habe Regisseur Dave Ma den spanischen Tänzer Guzman Rosado zu Barnes’ Musik tanzen lassen, ohne Unterbrechung.
Das Konzert im UT ist dagegen nach Mitternacht vorbei: ein Abend voller berauschender Kunst.