Am Ende gab es strahlende Gesichter auf der Bühne ebenso wie im Zuschauerraum: Mit Standing Ovations feierten die Premierengäste am Samstagabend die Leipziger Company für deren ausdrucksstarke und kraftvolle Darbietung im Ballettabend »Decadance« des israelischen Choreografen Ohad Naharin. Die Tänzer gaben das Lob an ihr Publikum zurück und bewarfen es mit den eigentlich für sie selbst bestimmten Rosen.
Kurz zuvor hatten sie zu den Technoklängen von Marushas »Somewhere over the Rainbow« einzelne Besucher auf die Bühne geholt. Dort bewahrheitete sich die Erfahrung, dass es ausreichend ist, wenn von zwei Personen eine tanzen kann – da jeder Mensch ein Tänzer ist, benötigt er meist nur ein wenig Halt und Ermutigung von seinem Partner. Und so boten sich dem im Zuschauerraum verbliebenen Publikum ebenso lebendige und humorvolle wie unerwartet harmonische Tanzszenen zwischen Profis und Laien.
Doch die Interaktion wäre wohl kaum so glücklich verlaufen, wenn die Ballettstücke zu Beginn des Abends die Zuschauer nicht bereits in Tanzlaune versetzt hätten. Druckvoll startete das Ensemble mit einer Art halbem Stuhlkreis, bei dem sich die Tänzer zu spannungsgeladenen rituellen Gesängen und reduzierter, aber umso nachdrücklicherer Perkussion immer wieder aufbäumen und ihre schwarzen Anzüge Stück für Stück vom Leib reißen. Berührend und nicht weniger energetisch folgte ein männlicher Pas de cinq zwischen Annäherung und Abstoßung. Die beeindruckende körperliche Präsenz und Dynamik wandelte sich schließlich zu zwischen graziler Clownerie und militärischer Strenge changierenden Stücken, getanzt von den Damen der Company in bonbonfarbenen Leggins und Shirts. Auch hier herrscht jede Menge Lebendigkeit und Schwung; das Publikum sitzt mit zuckenden Fußspitzen auf der Stuhlkante – und wird kurz darauf zum Tanz gebeten.
Ein rundum glücklich machender Ballettabend, bei dem nur der Gedanke wehmütig stimmt, dass auf der Leipziger Opernbühne derart mitreißende Inszenierungen selten zu sehen sind.