anzeige
anzeige
Stadtleben

Editorial 08/2014

Das neue Heft ist da!

  Editorial 08/2014 | Das neue Heft ist da!

An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial der August-Ausgabe des kreuzer. Chefredakteur Andreas Raabe berichtet, was es im neuen Heft zu lesen gibt.

Es ist schon eigenartig. Da gibt es ein Dorf, 700 Jahre alt, am Rande eines großen Braunkohletagebaus südlich von Leipzig. Das Dorf heißt Pödelwitz und es liegt in einer Schutzzone, darf also nicht einfach so weggebaggert werden. In ein paar Jahren, wenn die Bagger weg sind, geht die Renaturierung los. Und wieder ein paar Jahre später stünde das Dorf direkt an einem großen See mitten im Neuseenland. Nicht nur wäre es dann dort noch schöner, auch der Wert der Grundstücke würde rapide steigen. Doch die Pödelwitzer haben sich entschieden, freiwillig umzusiedeln und ihr Dorf dem Baggerbiss zu überlassen. Mehr als 80 Prozent der Einwohner sprachen sich dafür aus, ein Großteil hat den Ort bereits verlassen. War es das Geld, das die Bewohner motivierte? 75.000 Euro bekamen sie pro Grundstück, dazu noch den Schätzwert ihres Hauses. Oder war es ein Horrorszenario, das zeitweise die Runde machte, in dem Pödelwitz, die Schutzzone, als Insel umgeben von Tagebaulöchern dahinvegetieren sollte? Oder war es eine zu DDR-Zeiten gelernte Hilflosigkeit? Einige Pödelwitzer wurden damals schon einmal umgesiedelt. Wir gingen in unserer Titelgeschichte ab Seite 20 diesen Fragen nach – und erzählen von den wenigen Pödelwitzern, die nun doch Widerstand leisten gegen die Umsiedlung.

Aber nun zu etwas ganz anderem.

Ja, auch ein Chefredakteur hats schwör: Seit ich ihn kenne, also schon zehn Jahre lang, erzählt Björn Achenbach – von 1995 bis 2009 kreuzer-Chefredakteur – von seinem Hansa-Buch, das er unbedingt mal schreiben muss. Früher hatte er nie Zeit dafür, doch nun ist es endlich fertig. »Hansa ist mein Leben« lautet der Titel, der recht wenig Distanz zum Objekt der Berichterstattung vermuten lässt. Aber bei Hansa hört der Spaß eben auch für Herrn Achenbach auf, da kennt er nichts. Achenbach ist einer, dessen erste Frage auf Reisen, in einer neuen Stadt, immer ist: Weißt du, wo man hier das Hansaspiel gucken kann? Einer, der mitten in Hannover, wo er jetzt wohnen muss (wegen Job), am Spieltag die Hansaflagge auf dem Balkon hisst. Ich kann mich erinnern, wie Björn, verzweifelt auf der Suche nach einer Kneipe, in der er die Spiele seiner Mannschaft live gucken konnte, Wirte bekniete, doch das Hansaspiel anzuschalten, auch wenn das sonst keiner sehen wollte. Am Ende hat er es meist geschafft, und so saß Achenbach dann am Tresen, das Bier fest umklammert – ein glücklicher Mann in der Sky-Sports-Bar –, und schaute der Kogge zu, wie sie unterging (zum Beispiel gegen Freiburg, 17. 11. 2008, 0:6).

Buchcover:  Hansa ist mein Leben

Björn Achenbach ist das, was man einen echten Fan nennt. Denn, wie sagte ein weiser Mann einst: Beim Fußball gehts nicht darum, sich zu freuen, wenn die eigene Mannschaft gewinnt, sondern es geht darum, mit ihr zu leiden, wenn sie verliert. Richtige Fußballfans sind Experten im Leiden, das haben sie mit Katholiken gemeinsam. Achenbach wurde in genau dem Jahr geboren, in dem auch der FC Hansa Rostock gegründet wurde: 1965.

Aber hier soll es ja um das Buch gehen: Der Hinstorff-Verlag hätte ruhig einen etwas hübscheren Umschlag spendieren können, aber die haben ja auch kein Geld (Grüße aus dem kreuzer!) – und trotzdem ist das Buch eine Wucht. Ehrlich. Andreas Zachhuber, Pagel, Timo Lange, Juri Schlünz, Hilmar Weiland, Mike Werner! Meine Güte. Uwe Reinders! Und Paschke, klar, Paschke durfte nicht fehlen. Massenhaft Bilder und Interviews mit allen wichtigen Hansalegenden sind drin, sogar Rapper Marteria von der Underdog Cru ist dabei. Hansa-Fans wird auf jeder Seite ein wohliger Schauer den Rücken herunterlaufen. Liebe Leipziger: Kauft dieses Buch und sehet, was ein echt guter Fußballverein ist. Hansa forever! Und in Leipzig gibts nur Chemie und Lok und den Stern. Sonst nix.

ANDREAS RAABE

chefredaktion@kreuzer-leipizg.de

Anm. d. Red.: Raabe ist geboren und aufgewachsen in Rostock, wir bitten um Verständnis für seine Distanzlosigkeit beim Thema Hansa.

Was sonst noch im Heft steht:  Inhaltsverzeichnis, Monatstipps und Einblicke zeigt die Leseprobe unseres ePapers.


Kommentieren


0 Kommentar(e)