Was tun, wenn das Job-Center einen Job als »Höllentaucher« empfiehlt? Und was macht das fünfte Rad am Wagen? Zwei Fragen, die die Spiele »Helldivers« und »Evolve« beantworten.
Helldivers: Freunde treffen
Was tun, wenn das Job-Center einen Job als »Höllentaucher« empfiehlt? Verstecken wahrscheinlich. In der Zukunft geht das Kanonenfutter trotzdem nicht aus. Die Propagandamaschine gegen alles Außerirdische läuft und wer der Staatsräson widerspricht, wird hingerichtet. Die Helldiver dagegen werden als Helden gefeiert – wenn sie ihre Einsätze überleben.
Am Titel kann man ganz gut erahnen, welchen Ton die Ballerei auf Riesenkäfer, Cyborgs und hochintelligente Alien-Tintenfische anschlägt. Sie ist quasi Fan-Fiction zum satirischen Edeltrashfilm »Starship Troopers« aus den neunziger Jahren. Zwar werden die meisten Pointen vom humoristischen Holzhammer erschlagen, aber was auf den Planeten passiert, ist der eigentliche Witz. Selten hat ein unscheinbares Ballerspiel kriegerisches Chaos so böse auf den Punkt gebracht.
Die Schlachtplatte in Draufsicht für ein bis vier Spieler hat man so ähnlich schon Hunderte Male gesehen. Aber wer hier drauflosschießt, der reißt seine ganze Truppe ins Verderben. Anders als im Genre üblich, wird Friendly Fire, also der Eigenbeschuss, voll gezählt. Wer den Kameraden in der Schusslinie übersieht, der erschießt den Kameraden. Es wird noch schlimmer: Granaten fliegen nicht besonders weit. Wer hinfällt, muss auf einen Knopf hämmern, um aufzustehen.
Die Ausrüstung ist knapp. Die Waffen haben kleine Magazine. Nachladen dauert. Ständig müssen die Soldaten Munition, Waffen und Fahrzeuge aus dem Orbit ordern. Dafür müssen sie allerdings mitten im Gefecht einen umständlichen Code in den Controller eintippen. Wer die Hilfe erfolgreich bestellt hat, muss lange warten. Und wer der angemeldeten Landestelle zu nah kommt, wird vom Nachschub erschlagen. Nur mit guten Freunden wird das spektakuläre Chaos auch zu einem guten Spiel.
Entwickler: Arrowhead, Anbieter: Sony, Plattform: PS4, PS3, PS Vita, Preis: 21 €
Evolve: Alle auf den Großen
Was macht das fünfte Rad am Wagen? Es lauert auf seine Chance, die vier anderen zu überrollen. Bei diesem ungleichen Duell treten vier Jäger als Team gegen eine Kreatur an, die größer, stärker und zäher ist; und die im Laufe einer Partie wächst.
Auch »Evolve« sieht nach Fan-Fiction aus. Die Entwickler haben fleißig den Actionklassiker »Predator« geschaut. Aber auch, wenn dieser Ego-Shooter martialische Militärklischees bedient, bleibt das Spiel ein Teamsport. Und dumm ballern kann in »Evolve« nur ein einziger Spieler aus der Vierermannschaft. Die anderen Teammitglieder haben andere Aufgaben: heilen, Fallen legen, die Kreatur überhaupt finden. Nur wenn alle taktisch zusammenarbeiten, haben sie eine Chance gegen die feindlichen Riesenviecher.
Die Monster sind die eigentlichen Stars in »Evolve«. Sie sehen vor allem dann gefährlich aus, wenn man ihnen in der Egoperspektive zu nahe kommt. Wer das Monster spielt, der fühlt sich erhaben. Wer es jagt, der träumt von der riesigen Trophäe. Das Monster versteckt sich anfangs, frisst, um zu wachsen, und läuft davon. Kommt es einigermaßen heil am Ende seiner Blitzevolution an, dann geht es selbst auf die Jagd.
Leider ist »Evolve« auch ein modernes, großes Videospiel und bringt alles mit, was der Marktzwang so diktiert: Es sieht über weite Strecken genauso monochrom aus wie unzählige andere Shooter auch. Es vertraut nicht auf die Brillanz seiner Spielidee, sondern muss den Spielern ständig Erfahrungspunkte und Bonusfähigkeiten zuschanzen. Und es versteckt einige seiner Inhalte in einem Dickicht aus bezahlten Zusatzdownloads und Special Editions. Das ist schade. Aber wenn man groß und grunzend durch den Wald hetzt, wenn man das Monster nach langer Jagd einkesselt, dann ist alles verziehen.
Entwickler: Turtle Rock, Anbieter: 2K, Plattform: PC, PS4, Xbox One, Preis: 40 bis 80 €