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Filmkritik

Kopfkino

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Kopfkino | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Das polnische Kino ist spätestens seit dem Erfolg von »Ida« in aller Cineastenmunde. Das heißt – seit dem internationalen Erfolg, denn trotz zahlreicher europäischer Filmpreise, dem Oscar als bester fremdsprachiger Film und einem überwältigenden Erfolg in den französischen Kinos wollte ihn hierzulande so gut wie niemand sehen. Hoffen wir, dass dem Filmstart der Woche mehr Glück beschienen ist. »In meinem Kopf ein Universum« hätte viele lachende und weinende Kinoaugen verdient. Dabei ist das Thema »Leben mit einer körperlichen Behinderung« sicherlich nicht unbedingt ein Kassenmagnet. Bleibt zu hoffen, dass sich herumspricht, welch wundervolles Kleinod sich hinter dem blumigen deutschen Titel verbirgt. Wenn ihr bewegt und beglückt aus dem Kino ins Helle tretet, denkt daran: Wir habens euch ja gesagt.

Film der Woche: »Ihr Sohn ist Gemüse« – Die Ärztin fällt das vernichtende Urteil über Mateus’ Geisteszustand gleich zu Beginn der Geschichte. Seine Spasmen, die Tatsache, dass er weder in der Lage ist, sich verbal auszudrücken, noch selbständig einfache Dinge zu bewältigen, bestärken die anderen in ihrem Urteil. Sein Vater und der Bruder kümmern sich liebevoll um ihn. Die Schwester behandelt ihn der Diagnose entsprechend, fortwährend unter dem Eindruck, zu kurz zu kommen. Sie alle haben sich mit der Tatsache abgefunden, dass er geistig behindert ist. Nur Mateus’ Mutter gibt ihn nicht auf und fördert seinen Geist, wo sie es kann. Doch der Weg in ein Heim scheint unausweichlich und die Zukunft des zum Mann heranwachsenden Jungen ist ungewiss. Mit präzisen Beobachtungen kommentiert der erwachsene Mateus seine Lebensgeschichte aus dem Off mit Zeilen aus seiner Autobiografie. Der polnische Regisseur Maciej Pieprzyca inszeniert das zurückhaltend und nie ins Pathetische überhöht. Die herausragende Leistung des körperlich gesunden Hauptdarstellers Dawid Ogrodnik sorgt für eine zutiefst berührende, realistische Schilderung des Leidenswegs eines Mannes, der in seinem eigenen Körper gefangen ist. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»In meinem Kopf ein Universum«: ab 9.4., Passage Kinos

Während der Jubiläumsrede Hitlers am 8. November 1939 wird ein Mann an der Grenze zur Schweiz wegen des Besitzes verdächtiger Gegenstände festgenommen. Nur Minuten später explodiert im Münchner Bürgerbräukeller unmittelbar hinter dem Rednerpult des »Führers« eine Bombe und reißt acht Menschen in den Tod. Der Mann ist Georg Elser, ein Schreiner aus dem schwäbischen Königsbronn. Als man bei ihm eine Karte des Anschlagsortes und Sprengzünder findet, wird er dem Chef der Kripo im Reichssicherheitshauptamt Arthur Nebe und dem Gestapochef Heinrich Müller zum Verhör überstellt. Von ihnen erfährt Elser, dass sein Vorhaben gescheitert ist – dass der Mann, den er töten wollte, um das Blutvergießen des gerade begonnenen Weltkriegs zu verhindern, den Bürgerbräukeller 13 Minuten vor der Explosion verlassen hat. Tagelang wird Elser von Nebe und Müller verhört, tagelang hält er ihren Fragen stand. Bis er schließlich gesteht – und die Geschichte seiner Tat schildert. Oliver Hirschbiegel (»Der Untergang«) schildert den Widerstand eines Mannes.

»Elser«, ab 9.4., Passage Kinos

9.4., 17.30 Uhr, Premiere in Anwesenheit des Hauptdarstellers Christian Friedel

Mahamat-Saleh Haroun (Großer Jury-Preis für »A Screaming Man«, Cannes Filmfestival 2010) erzählt in seinem neuen Spielfilm die Geschichte des jungen Mannes Grigris. Dieser lebt in Tschads Hauptstadt N ́Djamena, wo er nachts als Tänzer arbeitet und tagsüber seinem Stiefvater Ayoub im Fotoladen aushilft. Als Letzterer erkrankt und sein Krankenhausaufenthalt bezahlt werden muss, schließt sich Grigris einer Gruppe von Benzinschmugglern an. Dabei verliebt er sich in das leichte Mädchen Mimi. Schon bald geraten beide ins Visier der Gangster, mit denen sich Grigris eingelassen hat.

»Grigris Glück«: ab 9.4., Kinobar Prager Frühling

 

Die Flimmerzeit im April

 

Die Filmtermine der Woche

Tetsuo, The Ironman

Der irrwitzige Science-Fiction-Film, live vertont von Grebenstein im Rahmen von Doom Over Leipzig.

10.4., 19 Uhr, Galerie KUB

 

16. Klangkino

Diesmal gibt es Clint Eastwoods »Invictus« von 2009 zu sehen, live vertont vom kongolesischen Weltmusiker Dolus Mutombo.

11.4., 19 Uhr, Cineding

 

Kurzsuechtig 2015 – Kurzfilmfestival

Zum 12. Mal wirft das Kurzfilmfestival einen Blick auf das Filmschaffen Mitteldeutschlands. Am Donnerstag stehen Dokumentarfilme auf dem Programm, am Freitag gibt es den Wettbewerb Fiktion zu sehen. Am 11.4. gibt es ein Best-of der drei Festivaltage sowie den Wettbewerb für Filmmusik und Sounddesign (ab 17 Uhr).

9.–11.4., Schaubühne Lindenfels

 

1. Leipziger KinoKabaret

KinoDatsche (auch bekannt als KinoKabaret) ist ein Event für Filmschaffende und solche, die es werden wollen. Geprägt vom Wettkampf gegen die Zeit, durchlaufen Filmprojekte den Weg von der Idee bis auf die Leinwand in nur wenigen Tagen. Alt und Jung, Anfänger und Profi, jeder ist willkommen und kann etwas beitragen, ausprobieren, umsetzen. Kein Budget, nur das nötigste Equipment, aber umso mehr Motivation.

12.4., 20 Uhr, UT Connewitz

 

Enjoy the Music – Die Pianistin Edith Kraus

Dokumentarfilm von 2012 mit anschl. Filmgespräch mit den RegisseurInnen Marita Barthel-Rösing und Wilhelm Rösing. Moderation: Kristin Wolter

12.4., 18 Uhr, Ariowitsch-Haus Leipzig

 

Das Klassenbuch

Der Dokumentarfilm, der auf dem Buch »Das Klassenbuch – Geschichte einer Frauengeneration« von Eva Jantzen und Merith Niehuss aus dem Jahre 1994 basiert, schildert die Geschichte 15 junger Frauen, die 1932 am Königin-Luise-Gymnasium ihr Abitur machten. Um auch nach der Schulzeit in Kontakt zu bleiben, beschlossen sie, ein Klassen-Tagebuch zu beginnen, das sie sich über Jahrzehnte hinweg hin- und herschickten.

13.4., 19 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum

 

Heute bin ich Samba

Sozialdrama, Lovestory und Komödie in einem – eine gewagte Mischung, aber die Macher des Überhits »Ziemlich beste Freunde« schnüren das große Paket recht souverän. Anschließend Filmgespräch mit Maria-Luisa Leonhardt (Asylverfahrensberaterin für die Amnesty Asylgruppe Leipzig, Refugee Law Clinic Leipzig)

13.4., 19 Uhr, Cinémathèque in der naTo (OmU)

 

Speculative Fiction Series III, Episode 1 Jan Peter Hammer, »Tilikum« (2013), »The Same Size as My Living Room« (2013) – anschl. Gespräch mit dem Künstler

13.4., 20 Uhr, LURU-Kino in der Spinnerei

 

Les Gazelles

Französische Beziehungskomödie von 2014 um ein Paar in den Dreißigern, dem Zweifel kommen, als es ans Zusammenziehen geht.

15.4., 18.30 Uhr, Institut Français (OmfU)

 

Musik ist ein Traum

Zwei Dokumentarfilme über die Holocaustüberlebenden Edith Kraus und Alice Sommer: »The Lady in Number 6 – Music saved my Life« (USA/CAN 2014) und »Enjoy the Music – Die Pianistin Edith Kraus« (D 2012). Mit Vortrag und Hintergrundinformationen.

15.4., 20 Uhr, Cinémathèque in der naTo

 

Shorts Attack

Kurzfilmrolle – diesmal zum Thema »Grüße aus der Wirklichkeit«.

15.4., 21.15 Uhr, Kinobar Prager Frühling

 

What time is it there?

Magische Liebesgeschichte zwischen Paris und Taipeh, traumhaft in Szene gesetzt von Benoît Delhomme (»Die Entdeckung der Unendlichkeit«) an der Kamera.

15.4., 19.30 Uhr, Konfuzius-Institut Leipzig

 

Zwesda – Der Star

Drei Menschen sind auf mysteriöse Weise miteinander verbunden: ein missverstandener 15-jähriger Teenager, seine arrogante Stiefmutter und eine junge Schauspielerin. Russischer Kinomittwoch.

15.4., 20 Uhr, Cineplex

 

Kurz & Gut

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften zeigen die Passage Kinos künftig studentische Kurzfilmstreifen, die an der Uni Leipzig entstanden sind.

16.4., 19.30 Uhr, Passage Kinos

 

Persona non data

Vierzehn Menschen erzählen die Geschichte ihrer Flucht aus der Heimat. Zu Fuß, in Booten, mit Fluchthelfern, fortgejagt von Krieg, Giftgas, Folter und Angst.

16.4., 20 Uhr, Cineding

 

Eröffnung: GEGENkino

Am Donnerstag startet das Festival für cineastische Gegenbewegungen, das in den kommenden zehn Tagen spannende, irritierende, schockierende und immer wieder bemerkenswerte Filme auf die Leinwände von UT, Schaubühne und LURU werfen wird. Dazu gibt es eine Ausstellung, Diskussionsrunden, Filmemacher, Party und und und. Mehr Informationen unter gegenkino.de und im aktuellen kreuzer.

16.–26.4., UT Connewitz, Schaubühne Lindenfels und LURU-Kino in der Spinnerei


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