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Kultur

»Proteste müssen selbstverständlicher werden«

Refpolk über Politik in Rapsongs und Pegida auf der Straße

  »Proteste müssen selbstverständlicher werden« | Refpolk über Politik in Rapsongs und Pegida auf der Straße

Der Rapper Refpolk hat gerade sein zweites Album »Klippe« herausgebracht, das er letzte Woche auch im Conne Island vorstellte. Im Interview erklärt er, warum er politischen Rap macht und welche Relevanz transnationale Vernetzung für ihn und seine Musik hat.

kreuzer: Deine Texte beschäftigen sich hauptsächlich mit politischen Themen. Warum?

Refpolk: Rap ist für mich etwas, was damit zu tun haben soll, was man selbst macht. Geschichten aus dem Leben, aus dem Alltag. Für mich als politischen Aktivist heißt das, dass in meinen Texten viel Poltisches vorkommt. Das hat sich einfach entwickelt. Allerdings nicht nur politische Sachen, sondern auch viel Persönliches.

kreuzer: Wovon handeln die Songs auf deinem neuen Album »Klippe«?

Refpolk: Der Titel ist sehr dramatisch. Mein letztes Album »Über mich hinaus« hatte etwas sehr Konstruktives, Positives. »Klippe« ist schon düsterer, negativer und verzweifelter. Ich denke, ich habe soziale Kämpfe stärker fokussiert, auch aus meiner eigenen Situation hinaus. Das erste Album habe ich während des Studiums geschrieben, also zu einer Zeit, in der ich mich in einer ganz anderen sozialen Situation befunden habe. Auf der anderen Seite spiegelt es auch den Anspruch wider, sich mit Leuten zusammenschließen und einen Weg mit anderen gemeinsam zu finden.

kreuzer: Stichwort mit anderen zusammenschließen: Du machst viel mit Künstlern und Künstlerinnen aus anderen Ländern. Wie kam es dazu?

Refpolk: Wir vom Projekt »The future is still unwritten« haben uns über ein gemeinsames Konzert in Italien kennengelernt. Die Krise in Europa, die Bewegungen in Spanien, in Griechenland und die dominante Rolle von Deutschland in der EU hat bei dann mir die Frage angestoßen, was ich hier tun kann um darauf Einfluss zu nehmen und mich nicht nur im Kreis zu drehen. Ich merke, dass so ein Projekt Leute inspiriert oder ihnen eine Idee davon gibt, auch zu schauen, was nicht nur in Deutschland sondern auch in Griechenland oder Spanien passiert und wie sich das verbinden lässt.

kreuzer: Du bist derzeit mit der griechischen Rapperin Daisy Chain auf Tour. Was bedeutet es für dich mit Menschen, die nicht aus deinem näheren Umfeld kommen, auf Tour zu sein?

Refpolk: Die Definition, was mein engstes Umfeld ist, hat sich verändert. Die Leute werden auf eine Art dann auch zu meinem engsten Umfeld. Wenn ich mitkriege, was in Spanien passiert, dann entwickele ich ja auch einen anderen Bezug dazu. Empathie und Solidarität spielen für mich eine wichtige Rolle.

kreuzer: Wie schätzt du denn die aktuelle politische Entwicklung in Deutschland ein?

Refpolk: Auf der einen Seite gibt es einen Rechtsruck. Auf der anderen Seite gab es zum Beispiel auch Refugee-Proteste, die stark waren. Da ist viel passiert, aber gleichzeitig wird dann von der Bundesregierung eine Asylrechtsverschärfung geplant und auf der Straße demonstriert Pegida. Der Rechtsruck erscheint leider gerade wirkungsmächtiger. Aber ich glaube schon, dass es gerade einen Bruch gibt. Es ist sehr viel in Bewegung, es gibt viel zu tun. Die Proteste müssen selbstverständlicher werden.

kreuzer: Glaubst du, du kannst mit deiner Musik einen Beitrag zu dieser politischen Mobilisierung leisten?

Refpolk: Ja, indem ich versuche, meinen Anspruch in meiner Musik umzusetzen. Ich habe erst kürzlich mit Darlino, einem Refugee-Aktivisten, einen Song zusammen gemacht, bei dem wir versucht haben, verschiedene Proteste zusammenzubringen. Es ist wichtig, diese Sachen mit meiner Musik auszudrücken.

kreuzer: Siehst du diese Bewegung auch bei denen, die deine Musik hören?

Refpolk: Ja, die Möglichkeiten sind zwar begrenzt und ich bin auch nicht total bekannt, aber es kommen oft Leute zu mir, die sagen, dass meine Musik ihnen Mut gegeben hat, sich mit Sachen stärker auseinanderzusetzen.


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