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Filmkritik

Hirn an

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Hirn an | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Sommerzeit bedeutet in Leipzig auch immer, Zeit für kritisches Kino. Die GlobaLE hat ihre Leinwand wieder am Richard-Wagner-Hain aufgespannt und wird bis Mitte Oktober globalisierungskritische Dokumentationen bei freiem Eintritt zeigen. Das perfekte Kontrastprogramm zum überteuerten Blockbusterkino. Hirn an, statt Hirn aus!

Film der Woche: Die US-Presse ist ja in letzter Zeit besonders schnell darin, die Heilsbringer des Horrorgenres auszurufen. Dabei plant »It Follows« von David Robert Mitchell den Umsturz wahrlich nicht mit wehenden Fahnen. Der Regisseur ist schlicht und ergreifend mit den richtigen Filmen aufgewachsen und reflektiert die kreative Hochzeit des Genres auf clevere Art und Weise. Insbesondere der Geist von John Carpenter und Wes Craven durchweht seinen Film. Das fängt beim Setting an, das Mitchell in die Suburbs, die Außenbezirke von Detroit legt. Die zerfallene Industriestadt bietet sich mit ihren ausgebrannten Häusern und Fabrikruinen, wie zuletzt in Ryan Goslings »Lost River«, als hervorragender Schauplatz für die dunkle Seite des amerikanischen Traums an. Die Bilder sind geprägt vom vergilbten beige-braunen Charme der Achtziger. Hinzu kommt ein treibender Soundtrack des Chiptune-Musikers Rich Freeland (Disasterpiece), der direkt aus Carpenters Hobbykeller stammen könnte. Es ist aber vor allem der aufs Wesentlichste reduzierte Plot, der viel Raum für Atmosphäre lässt. Die erschafft Mitchell mit einer intelligenten Kameraarbeit und vielen ruhigen Momenten. So entsteht eine einnehmende konstante Aura des Terrors, die keinen Platz für Logikfragen lässt, stattdessen aber jeden Freund des Genres teuflische Freude bereiten wird. Ausführliche Kritik im Julikreuzer.

»It Follows«: ab 6.8., Cineding

Ethan Hunts fünfte Mission erweist sich als die vielleicht unmöglichste seiner langen und erfolgreichen Karriere als Geheimagent: Nachdem das Pentagon die IMF aufgelöst hat, ist er ohne jegliche Unterstützung der Regierung dem geheimnisvollen »Syndikat« auf der Spur, das sich bald als sein bislang mächtigster Gegner erweisen wird. Denn die Gerüchte um eine gefährliche internationale Untergrundorganisation aus hoch qualifizierten Spezialagenten haben sich als bittere Realität erwiesen. Deren oberstes Ziel: die ehemaligen Mitglieder der IMF auszulöschen und durch skrupellose Anschläge eine neue Weltordnung zu schaffen. Um die gefährliche und hocheffiziente Terrororganisation aufzuhalten, muss Hunt sein einzigartiges Team versammeln. Hilfe bietet auch die geheimnisvolle Agentin Ilsa Faust an – doch als wie zuverlässig wird sie sich erweisen? »Mission: Impossible – Rogue Nation« setzt fort, was mit Teil vier bereits als angenehme Frischzellenkur begann: die Action sitzt, der Plot nimmt sich nicht allzu ernst und Simon Pegg ist ein Gewinn für jeden Blockbuster (siehe auch »Star Trek« und demnächst »Star Wars«). Höchst unterhaltsames Sommerkino.

»Mission: Impossible – Rogue Nation«: ab 6.8., Cineplex, CineStar, Regina Palast

Fahren lernen als emanzipatorischer Akt – um nicht mehr und nicht weniger geht es in dieser angenehm unschmalzigen Komödie von Isabel Coixet (»Mein Leben ohne mich«). Alles beginnt klassisch: Nach 20 Ehejahren wird die New Yorker Literaturkritikerin Wendy (Patricia Clarkson) von ihrem Mann verlassen, wegen einer Jüngeren – und ausgerechnet Wendys Lieblingsautorin! Nach dem ersten Schock ringt sich die Abservierte dazu durch, den Führerschein zu machen, um ihre Tochter (Grace Gummer) auf dem Land besuchen zu können. Auch dank der Geduld ihres indischstämmigen Fahrlehrers (Ben Kingsley) kriegt sie das Steuer und ihr neues Leben langsam in den Griff. Selbstfindung, Gefühle und ein bisschen Gesellschaftskritik: Keine üble Mischung, die Coixet hier anrührt. Es liegt aber vor allem an der sympathischen Hauptdarstellerin, dass man bis zum Ende dran bleibt, um zu erfahren, ob es denn nun eine Lovestory gibt zwischen der emotional derangierten Fahrschülerin und ihrem netten Lehrer. Dank Patricia Clarksons charmanter Präsenz wünscht man sich von der ersten Szene an, dass alles wieder gut wird, ob nun mit oder ohne Kerl. Eine One-Woman-Show, der Ben Kingsley mit seiner würdevoll-zurückhaltenden Darstellung nicht im Weg steht. Sicher kein Film, der ewig im Gedächtnis bleibt – aber 90 unterhaltsame Minuten ohne Fremdscham und ein unkonventionelles Ende sind immerhin mehr, als die meisten Filme dieser Art zu bieten haben. Karin Jirsak

»Learning To Drive – Fahrstunden fürs Leben«: ab 6.8., Passage Kinos

 

Die Flimmerzeit im Juli

 

Weitere Filmtermine der Woche

Moritzbastei Open Air Kino

MB-Sommerkino steht in diesem Jahr unter dem Motto: "Kultfilme - umsonst & draußen!" Los geht's am 11. mit Herr Lehmann. Beginn der Vorstellung ist jeweils 21.30 Uhr. Und das Beste: der Eintritt ist frei!

11.–30.8., Moritzbastei Dach

 

Open Air Preview: Frank

Wunderbarer Mix aus Drama, Komödie und Musikfilm mit einer Spur Wahnsinn. Ab Ende August in ausgewählten Kinos (bei uns in der Kinobar und im September im Cineding) und hier schon mal als Open Air Preview.

11.8., 21 Uhr , Sommerkino auf der Feinkost

 

Kurzfilme von Maryna Vroda

Kurzfilme der ukrainischen Regisseurin, die mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet wurde.

8.8., 22 Uhr, Cineding

 

Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft

Die britische Komikertruppe Monty Pythons hat die besten Sketche aus ihrer anarchischen TV-Serie »Monty Pythons Flying Circus« genommen und für einen Kinofilm neu gedreht. Mit einer Mischung aus Animationssequenzen und Szenen, in denen die Mitglieder der Truppe auftreten, parodieren die Komiker unterschiedlichste Lebensbereiche.

8.8., 21.15 Uhr, Open-Air-Kino in der Spinnerei

 

Die Liebe und Viktor

Very-Low-Budget-Komödie um die Liebeswirren eines großen, dünnen, leicht depressiven Hauptstädters. In Anwesenheit des Regisseurs Patrick Banush

14.8., 21 Uhr, Open-Air-Kino in der Spinnerei

 

The Truth lies in Rostock

Die Wahrheit lügt (liegt) in Rostock - Zwischen dem 22. und dem 26. August 1993 attackierte ein deutscher Mob ein mehrheitlich von Vietnamesen bewohntes Haus in Rostock-Lichtenhagen. Die Videoproduktion entstand 1993 unter maßgeblicher Beteiligung von Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Geschehnisse im attackierten Wohnheim befanden. Mit Einführung und anschl. Gespräch durch die Initiative Rassismus tötet, Leipzig

14.8., 20.30 Uhr, 2cl - Sommerkino auf Conne Island

 

Here we come

Breakdance ist die Heimat der DDR-B-Boys der Achtziger. Trotz Staatspolizei, Diktatur und Sozialismus machen sie ihren eigenen Weg. Sie treffen sich auf Straßenkreuzungen, schneidern sich ihre Trainingsanzüge selbst und tragen ihre Graffiti mit dem Pinsel auf. Die Bewegungen haben sie sich aus Film und Fernsehen abgeschaut, geübt wird vor dem Spiegel oder auf der Straße. Erst von allen verurteilt und ausgegrenzt, entwickelt sich Breakdance zu einer wichtigen Jugendkultur in der ehemaligen DDR. Der Film erzählt diese Geschichte und was bis heute davon überlebt hat. - mit einem einleitenden Gespräch mit Regisseur Nico Raschick

13.8., 20.30 Uhr, 2cl - Sommerkino auf Conne Island

 

Unknown User

Horrorfilm über sechs Freunde, die während eines Online-Chats eine Nachricht von einer Mitschülerin bekommen, die sich zuvor das Leben nahm. Horror am Freitag - mit Vorfilm: The Lady and the Reaper

14.8., 21.15 Uhr, Kinobar Prager Frühling

 

Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben

Ein verrückter amerikanischer General glaubt, dass die Sowjets ihm an die Körpersäfte wollen, und löst den Atomschlag aus - Präsident und Sowjets staunen. Beißende Satire und schauspielerische Glanzleistung von Peter Sellers in gleich drei Rollen.

10.8., 19 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum

 

globaLE: The Square

Dokumentarfilm über die persönlichen Geschichten von Menschen, die die politischen Ereignisse in Ägypten in den letzten vier erlebten. Im Anschluss Diskussion mit dem Aktivisten Mohammad Okasha.

12.8., 20 Uhr, Richard-Wagner-Hain

globaLE: Beyond Right and Wrong – Stories of Justice and Forgiveness

Der Dokumentarfilm betrachtet Konfliktregionen auf der ganzen Welt und stellt die Frage, was es heißt zu vergeben und um Vergebung zu bitten.

13.8., 20 Uhr, Richard-Wagner-Hain

globaLE: Natur - Spekulationsobjekt mit Zukunft

Der Dokumentarfilm stellt die Frage, ob natürliche Ressourcen in einfache Handelsgüter umgewandelt werden können und welche Konsequenzen dies für die Umwelt hat. Im Anschluss Diskussion mit Gästen.

14.8., 20 Uhr, Richard-Wagner-Hain

 

Nicht alles schlucken

Dokumentarfilm, in dem 20 Psychiatrieerfahrene, Angehörige und Ärzte offen über ihre Erfahrungen sprechen. Am 14.8. mit Gespräch mit den DrugScouts Leipzig und Peter Batura (Suchtberatungs- u. Behandlungsstelle Impuls) zu Psychopharmaka und illegalisierten Drogen

14.8., 19.30 Uhr, Cinémathèque in der naTo

 

Unity

Filmschauspieler wie Jennifer Aniston, Jessica Chastain, Tom Hiddleston, Aaron Paul oder Joaquin Phoenix sind in diesem Film zu hören und stellen sich die Frage, warum wir Menschen nicht miteinander auskommen und immer noch Krieg in weiteen Teilen der Welt herrscht.

12.8., 20 Uhr, Cineplex


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