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Stadtleben

Editorial 09/2015

Das neue Heft ist da!

  Editorial 09/2015 | Das neue Heft ist da!

An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial der August-Ausgabe des kreuzer. Chefredakteur Andreas Raabe berichtet, was es im neuen Heft zu lesen gibt.

Das Grundrecht auf Asyl ist nicht verhandelbar. Trotzdem scheitert die sächsische Landesregierung grandios bei dessen Umsetzung. Nicht nur Experten sagten voraus, dass die Flüchtlingszahlen steigen werden, jeder Nachrichtenleser hätte dies angesichts der katastrophalen Zustände an der Mittelmeerküste wissen können. Dabei sind die überstürzte Einnahme der Ernst-Grube-Halle auf dem Sportcampus der Uni Leipzig und die unwürdige Notunterbringung hunderter Geflüchteter dort nur ein Gipfel jahrzehntelanger verfehlter Politik in Sachen Asyl, der Aufnahme und Integration Geflüchteter. Denn als wäre der logistische Notstand, der sich noch dramatischer im Dresdner Zelt­lager zeigte, nicht schon schlimm genug – fatal sind auch die Auswirkungen auf den Teil der Bevölkerung, der eben jenes Grundrecht nicht anerkennen will.

Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass die erschreckende Verbreitung von Rassismus in der Bevölkerung gerade in Sachsen seine Ursache auch im Handeln regierender Politiker, besonders der CDU, hat, die dazu neigen, das Thema entweder populistisch zu befeuern oder Probleme totzuschweigen. Die nun allerorten zutage tretenden Notstände bei der Unterbringung wiederum erzeugen den Eindruck einer Krise, eines nicht mehr händelbaren Ansturms von Geflüchteten – und das ist, wenn auch vermutlich unwillentlich vergossen, mal wieder Wasser auf die Mühlen der Rassisten. Hätte man, statt von Sachsens Glanz zu träumen, sich rechtzeitig und konsequent mit dem Thema auseinandergesetzt, wäre all dies vermeidbar gewesen. In unserem Titeldossier ab Seite 20 setzen sich verschiedene Autoren mit der Aufnahme von Geflüchteten im städtischen wie auch ländlichen Raum auseinander – und übersehen dabei nicht die Menschen, die einfach nur versuchen zu helfen.

Drumherum gibt es auch in diesem Heft wieder eine Menge interessanter Themen. Im Magazin, auf Seite 32, erklärt Jennifer Stange die Hintergründe zum Quasi-Rausschmiss der Leipziger Uni-Rektorin Beate Schücking. Der Autor Bert Holterdorf erzählt die Lebensgeschichte von 1069, kurz One Zero genannt, eines Freigeistes und legendären Kneipengängers, Englischlehrers und Charmeurs, den jeder kennt, der schon einmal im Leipziger Süden ein Bier zu sich ­genommen hat. One Zero starb im August und seine Freunde feiern Abschied von ihm am ­11. September in der naTo: 1069 vs. 9/11! Holterdorfs Geschichte lesen Sie auf Seite 34.

Der kreuzer wird Schullektüre. Ja, da gucken Sie, nicht wahr? Unser Leitartikel zum Lichtfest aus dem Oktoberheft 2014 (das mit Brust und Po auf dem Cover) geht nun ganz offiziell in den Kanon bundesdeutscher Geschichtsbildung ein: Ab der nächsten Auflage enthält das Geschichtslehrbuch für die 11. Klasse »Geschichte und Geschehen« des Ernst-Klett-Verlages diese Aufgabe: »Erörtern Sie unter Bezug auf den folgenden Text, wie man des 9. November 1989 gedenken sollte.« Anschließend folgt der Text »Die verkitschte Revolte« aus dem kreuzer 10/2014, in dem wir das Marketinggebrummsel des Lichtfestes an diesem historischen Datum kritisieren. Nun müssen also Horden von Gymnasiasten diesen kreuzer-Text lesen und über das richtige Gedenken nachdenken. Doch damit nicht genug: Ein Beitrag von kreuzer-Theater-Redakteur Tobias Prüwer ist in der »Abi-Box Deutsch NRW«, einer Lernhilfe für das Abitur des Verlages Brinkmann Meyhöfer, als beispielhafte Lern­rezension abgedruckt. Prost!

Und noch eine Meldung in eigener Sache: kreuzer online, also das hübsche Internetangebot zum schicken Stadtmagazin, wird im September sage und schreibe 20 Jahre alt. Unter www.kreuzer-leipzig.de gab es damals, im Jahr 1995, schon einen ausführlichen Veranstaltungskalender, lustige Wortmeldungen, hochseriöse Kulturkritik und ganz besonders onlineaffine Themen wie: »Der große Tamagochi-Ratgeber«. Daran, die alten Seiten aufzuheben oder irgendwie zu archivieren, dachte damals niemand von uns, glücklicherweise gibt es aber das Internet-Archiv. Unter www.archive.org kann man sich alte Websites anschauen. Die älteste dort gespeicherte kreuzer-online-Website stammt aus dem Januar 1997. LVZ-Online übrigens startete erst im März 1998. Tja, so war das damals. Auf Seite 13 erinnert sich kreuzer-Geschäftsführer Stephan Schwardmann an diese wilden Zeiten.

Aber nun: Genießen Sie den Spätsommer!

ANDREAS RAABE

▶ chefredaktion@kreuzer-leipzig.de

Was sonst noch im Heft steht:  Inhaltsverzeichnis, Monatstipps und Einblicke zeigt die Leseprobe unseres ePapers.


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