Google haut gerade Geld für soziale Projekte heraus. Das Werk 2 ist mit der Idee, seine Offene Medienwerkstatt auszubauen, das einzige Leipziger Projekt, das unter den letzten 200 Anwärtern des Google Impact Challenge ist. Bis zum 23. Februar kann man abstimmen, welche hundert Projekte dann 10.000 Euro von dem Riesenkonzern erhalten. Friedemann Brenneis von der Medienwerkstatt erklärt, was sie mit dem Geld machen würden.
kreuzer: Was soll eine »Offene Medienwerkstatt« genau sein?
FRIEDEMANN BRENNEIS: Die Offene Medienwerkstatt ist neben den anderen Werkstätten im Werk 2 – Glasbläserei, Keramikwerkstatt, Grafikdruckwerkstatt – ein Angebot, das zum kreativen Umgang mit modernen Medien einlädt. Zur Zeit bieten wir zum Beispiel eine wöchentliche Hörspiel-AG für Kinder an oder Wochenworkshops unter dem Stichwort »Klangdetektive«, in denen wir uns mit Foto, Tablet, Audio-Aufnahmegeräten, Leipzig und unserem Lebensraum auseinandersetzen. Und vergangenes Jahr haben wir mit einer Schulklasse ein Mobile Game zum Thema Datenschutz im Netz entwickelt. Wir haben auch Konzepte für andere Zielgruppen in der Schublade liegen, zum Beispiel für Senioren, aber da fehlen uns bisher der Raum und die technische Ausstattung.
kreuzer: »Gerade Kinder, Eltern, Senioren, sozial Benachteiligte und Menschen mit besonderen Bedürfnissen können moderne Medien meist nur als Konsumenten nutzen«, heißt es in eurer Produktbeschreibung. Warum und die kann die Medienwerkstatt ihnen helfen?
BRENNEIS: Manipulation und Werbung sind hier zwei wichtige Schlagworte, denn die neuen Medien sind ein riesiges Marketinginstrument und die Praktiken, neue Kunden und Konsumenten zu gewinnen, werden immer raffinierter. Eine Studie hat neulich erst gezeigt, dass die meisten Jugendlichen nicht wissen, dass »Sponsored Posts« in Wahrheit Werbung sind. YouTuber, die Schleichwerbung betreiben, sind genauso ein Problem. In unseren Medienworkshops thematisieren wir das und lassen die Teilnehmer selber mal mit Schnittprogrammen und Bildbearbeitungssoftware experimentieren und ihre eigenen Aufnahmen manipulieren. Das öffnet vielen sehr schnell die Augen.
kreuzer: Wird es diese Medienarbeit nur geben, wenn ihr die 10.000 Euro gewinnt?
BRENNEIS: Gute Medienbildung ist aufwändig. Man braucht moderne Technik, die nötige Software und sehr gut qualifizierte Medienpädagogen, die zudem ständig fortgebildet werden müssen. Das kostet Geld und macht gute Medienbildung in Deutschland leider zu einem Luxusgut. Denn obwohl ein gesellschaftlicher Konsens besteht, dass wir uns besser mit Medien auskennen sollten, fehlt es oft an der nötigen finanziellen Unterstützung.
kreuzer: Für was genau würdet ihr das Geld ausgeben?
BRENNEIS: Vor allem Umbauarbeiten und Renovierung, aber auch für die nötige technische Grundausstattung. Internet, Strom ... Das läppert sich schnell zusammen. Aber wir wollen endlich einen offenen Medien- und Seminarraum einrichten, den wir für weitere Projekte nutzen können. Dieser Raum soll dann aber auch offen für Menschen von außen sein, die selbst eine gute Idee haben oder ein Konzept umsetzen wollen.
kreuzer: Wie seid ihr auf den Google Challenge aufmerksam geworden?
BRENNEIS: Über einen Freund, der selbst einen Verein leitet, aber keine Idee hatte, die er bei der Google Impact Challenge hätte einreichen können.
kreuzer: Habt ihr irgendwelche Verpflichtungen Google gegenüber, wenn ihr gewinnt, oder auch schon durch die Teilnahme?
BRENNEIS: Google fördert nur soziale Projekte. Unseren Status mussten wir in den bisherigen Auswahlrunden entsprechend belegen. Ansonsten gibt es aber keine Auflagen und das ist für uns ein großer Vorteil. Denn bei Medienprojekten, die zum Beispiel von öffentlichen Institutionen in Sachsen gefördert werden, darf man in der Regel kein Geld für Technik ausgeben. Das ist paradox und sorgt oft für Probleme. Eine ungebundene Förderung wie die von Google ist da ein echter Glücksfall und eine einmalige Chance.