Durch die Einführung der »Konzerte am Kanal« hat Leipzig mit der Philippuskirche einen außergewöhnlich charismatischen Konzertort gewonnen. Denn um die hundertjährige Orgel restaurieren zu können, finden in der Kirche, die gemeinsam mit Pfarrhaus und Gemeindesaal zu einem Integrationsbetrieb umgebaut werden soll, Konzerte statt, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Umrahmt von bröckelndem Putz und dunklen Holzbänken gab es in den letzten Jahren Bachmotetten mit dem Vocalconsort Leipzig, New York City Sounds mit Arpen und Daniel Beilschmidt sowie Musik für Orgel und Trompete mit dem Duo Zimpel und Pfeifer. Und immer wieder Jazz: Die letzten Jazztage erlebten hier mit Renaud García-Fons einen ihrer Höhepunkte, und Robert Lucaciu wählte die Philippuskirche als Bühne für sein Diplomkonzert. Die hat ihm offenbar gut gefallen, denn eben hier wird Lucaciu (b), der sich mit Philipp Scholz (dr), Hayden Chisholm (sax) und Jürgen Friedrich (p) zu Nautilus zusammengetan hat, die Veröffentlichung ihres Debütalbums »Infrablue« feiern. Wer die vier im Januar 2014 beim Reihe2-Konzert in der naTo verpasst hat, erhält nun die Chance, ein musikalisches Erlebnis nachzuholen, das ganz auf Filigranität, Intimität und Ruhe basiert. Nautilus bieten dem Zuhörer feine Linien und musikalische Ideen an, die dieser dann selbst weiterspinnen und ausmalen kann. Je mehr Farben man mitbringt, desto bunter wird es. »Der Raum, den unsere Musik benötigt«, erklärt Robert Lucaciu, »ist im Kopf der Zuhörer. Was wir spielen, ist nicht frei improvisiert, gibt aber viel Freiraum zur Improvisation – nach melodischen und nach rhythmischen Ideen. Es ist ein Spielen und Arrangieren im Jetzt.« Friedrichs sensitives Klavierspiel und Chisholms leises, flötendes Saxofon harmonieren dabei hervorragend mit Scholz’ quirligem Schlagzeug und Lucacius eng umschlungenem Tanz mit dem Kontrabass. Gemeinsam lassen sich die vier mit ihrer Nautilus durch unbekannte musikalische Gefilde treiben und laden das Publikum ein, an ihren Entdeckungen teilzuhaben.