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Filmkritik

Auf der Suche

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Auf der Suche | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Jungs, die mit ihrer Band ein älteres Model beeindrucken wollen. Ein Gnom, der Horror auf Berliner Technopartys bringt. Mädchen, die allein zu Haus sind. All dies kann man ab heute in den Kinos sehen. Und Josef Harder kommt auch vorbei.

Film der Woche: Conor ist 15 und auf der Suche – nach seinem Platz im Leben und, nachdem seine Eltern ihn auf eine neue Schule in Dublin schicken, weil die Privatschule zu teuer wird, auch auf der Suche nach Freunden. Zu Hause herrscht Streit und in »Syng Street«, der katholischen Penne, Zucht und Ordnung. Statt sich von Typen wie dem strengen Bruder Baxter oder Schulrowdy Barry unterkriegen zu lassen, sucht Conor die Konfrontation – und quatscht die ein Jahr ältere Raphina an, die jeden Tag vor der Schule posiert. Sie behauptet, Model zu sein – das heißt, Conor muss harte Geschütze auffahren. Er sagt, er spielt in einer Band. Sie ist beeindruckt. Jetzt muss er nur noch ein paar Typen finden, die mit ihm eine Band gründen. Nur gut, dass er Eamon kennen lernt, der nicht nur eine Bude voller Instrumente hat, sondern auch Talent, Songs zu schreiben. Gemeinsam machen sie einen Aushang und trommeln schnell die anderen Bandmitglieder zusammen. Bevor die Karriere endgültig durchstartet, muss aber erst mal ein Video her, denn es sind die Achtziger und Style ist alles. Hier kommt Conors großer Bruder Brendan ins Spiel, der zu seinem Mentor in Sachen Musik und auch Frauen wird. So wird der neue Film von »Once«-Regisseur John Carney zu einer bunten Zeitreise durch die unterschiedlichen musikalischen Subkulturen der Zeit. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Sing Street«: ab 26.5., Passage Kinos, 21., 23.–25., 28.6., Schaubühne Lindenfels

Die 17-jährige Tina (überzeugend: Carolyn Genzkow) kommt aus einer gut situierten Familie, ist hübsch und beliebt. Heimlich himmelt sie Mädchenschwarm Adam (erfreulich wortkarg: Wilson Gonzalez Ochsenknecht) an. Auf ihre beiden besten Freundinnen kann sie sich verlassen. Von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang schießen sie sich regelmäßig auf Technopartys ab. Doch eines Nachts geschieht ein Unfall, der Tina aus der Bahn wirft. Plötzlich taucht da dieser unförmige Gnom auf und nistet sich in ihrem Leben ein. Niemand will ihr glauben und Tina droht allmählich den Verstand zu verlieren. Wenn ein deutscher Horrorfilm den Max-Ophüls-Preis abräumt, merkt der gebeutelte Genrefreund auf. Schließlich genießt das Filmfestival einen gewissen Ruf, oft sperriges, aber meist spannendes deutsches Kino auszuzeichnen. »Der Nachtmahr« macht viel richtig, weil er sich mit dem Genre auseinandersetzt und sich dessen Konventionen aneignet. Zudem paart er das Schockszenario mit der vibrierenden Berliner Technoszene und sichert sich vor allem in der ersten halben Stunde mit harten Beats und Stroboskopeffekten die volle Aufmerksamkeit der Kinogänger. Doch die Logiklöcher häufen und der Plot verstolpert sich zunehmend, so dass am Ende wie so oft nur ein interessanter, aber nicht wirklich gelungener Genrefilm herauskommt. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Der Nachtmahr«: ab 26.5., Passage Kinos, 2.–5., 7./8.6., Schaubühne Lindenfels, 23.–25., 28./29.6., Cineding

Außenseiterfreundschaft und Integration – das sind die Themen, um die es in dem kindgerechten Mädchenabenteuer »Ente gut! Mädchen allein zu Haus« des preisgekrönten Kinderfilmemachers Norbert Lechner vordergründig geht. Anstatt diese richtig auszuloten, verzettelt er sich allerdings in hastig aufgeworfenen Nebenkonflikten, und das Abenteuerliche verliert sich schnell im Alltäglichen. Die Kinderdarstellerinnen, allen voran Lisa Bahati Wihstutz, kommen sympathisch rüber, haben aber Mühe, gegen die meist steifen Dialoge des Drehbuchs von Antonia Rothe-Liermann und Katrin Milhahn und den kitschigen Score anzuspielen. So hat »Ente gut!« mit seiner Botschaft von Toleranz, Zusammenhalt und »Girlpower« zwar das Herz am rechten Fleck, wirkt aber – auch dank der kaum glaubwürdigen Handlung – nicht gerade aus dem Leben gegriffen. Schade um die Chance, eine mitreißende und authentische Geschichte aus der Welt in Deutschland lebender Vietnamesen zu erzählen. Ausführliche Kritik von Karin Jirsak im aktuellen kreuzer.

»Ente gut! Mädchen allein zu Haus«: ab 26.5., Passage Kinos, 18.6., Cineding (in Anwesenheit des Regisseurs), 24.6., Kinobar Prager Frühling

Flimmerzeit_Mai 2016

 

 

Weitere Filmtermine der Woche

Hannah und ihre Schwestern – Psychoanalyse trifft Film Episoden aus dem Leben dreier Schwestern. Eine romantische, intellektuelle Tragikomödie um Leben, Liebe, Tod und New York. Eine der schönsten Komödien Allens. Oscars fürs Drehbuch, Dianne Wiest und Michael Caine. – Psychoanalyse trifft Film R: Woody Allen, D: Mia Farrow, Dianne Wiest, Michael Caine, USA 1986, 106 min 27.5., 19.30 Uhr, Passage Kinos

Morgenröte im Aufgang – Hommage à Jacob Böhme (D 2015) Premiere mit Regisseur Max Hopp. 28.5., 17 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Shorts Attack Lust und Liebe – 8 Filme in 95 Minuten. 28.5., 21 Uhr, UT Connewitz

Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika Das Leben des österreichischen Schriftstellers zur Zeit des Nationalsozialismus und der Flucht nach New York. – Premiere mit der Regisseurin und dem Darsteller Josef Hader. R: Maria Schrader, D: Josef Hader, Barbara Sukowa, Aenne Schwarz, D/A/F 2016 29.5., 13 Uhr, Passage Kinos

Urmila – Für die Freiheit Der Dokumentarfilm zeichnet das Schicksal einer Nepalesin nach, die mit 6 Jahren von ihren Eltern als Haushaltssklavin verkauft und 19 Jahre später zur Menschenrechtsaktivistin wurde. – Premiere in Anwesenheit der Regisseurin. R: Susan Gluth, DE/NO/NP 2016, 84 min 30.5., 19.30 Uhr, Passage Kinos


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