Christoph Liepach ist zwar Jahrgang 1990, doch mit Kinderbüchern aus der DDR ist er bestens vertraut. »Meine beiden Großmütter waren Erzieherinnen«, erzählt der angehende Kunstpädagoge, der aus dem ostthüringischen Gera stammt. Mit ihnen stöberte sich Liepach durch DDR-Kinderliteratur, staunte über den »Dackel Oskar« und blätterte sich durch die bunten Seiten des Buches »Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt« aus dem Jahr 1969. Jahre später, während seines Design-Studiums in Dessau, erinnerte sich Liepach wieder an die Buchwelten seiner Kindheit.
Damals beschäftigte er sich mit der Arbeit von Grafikern und Illustratoren aus der DDR, als ihm das Kinderbuch »Hirsch Heinrich« wieder in die Hände fiel. Ein junger, brauner Hirsch mit zartem, langem Geweih ziert das Cover – und die Bilderwelt aus Liepachs Kindheit wurde sofort wieder in ihm wach: »Ich hatte zwar jahrelang keinen Kontakt zu den Büchern, aber als ich die Geschichte über Hirsch Heinrich wiederentdeckte, da hat es mich gepackt.«
Seit dem Jahr 2011 sammelt Liepach nun Kinderliteratur aus der DDR. Fündig wurde er neben dem großmütterlichen Haushalt auch auf Flohmärkten. Mittlerweile besteht seine Sammlung aus etwa 100 Exemplaren – und sie haben alle eines gemeinsam: Sie sind alle im Format 27 x 18,5 Zentimeter erschienen und haben um die 32 Seiten, davon ist jede zweite Seite stark illustriert. So seien etwa 1.000 bis 2.000 Ausgaben erschienen, sagt Liepach. Diese Ausgaben seien vor allem für Vier- bis Achtjährige gedacht gewesen, doch auch Erwachsene zeigten bis heute Interesse an ihnen. »Dieses Buchformat erscheint mir perfekt«, schwärmt der Student. Beachtenswert findet er – der Einheitlichkeit in Größe und Umfang zum Trotz – die Vielfalt an Geschichten, die von Autoren und Illustratoren erzählt werden. Und es besteht weiterhin Nachfrage nach ihnen auf dem Büchermarkt: »Viele der Bücher werden seit einigen Jahren neu aufgelegt«, weiß der Sammler zu berichten. In seine Sammlung nimmt er jedoch nur Original-Exemplare auf, die in einem guten Zustand sind. Einen Teil seiner Schätze machte er im vergangenen Herbst in seiner Ausstellung »Schnatterinchen Puppenecke« der Öffentlichkeit zugänglich. Die begeisterten Reaktionen darauf haben ihn motiviert, weiterzusammeln und die Bücher nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die nächste Ausstellung soll den Leipzigern nun noch mehr literarische Kindheitserinnerungen präsentieren.
Dieser Text erschien auch in der Mai-Ausgabe des kreuzer.