An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial der Juli-Ausgabe des kreuzer. Chefredakteur Andreas Raabe berichtet, was es im neuen Heft zu lesen gibt.
Ja, das ist ein lustiges Titelblatt da vorne auf dem kreuzer, nicht wahr? Uns jedenfalls hat es großen Spaß gemacht, diese riesigen Boxen zu besorgen, einen Vertreter der Staatsgewalt zu überreden, sich auf kreuzer-Kosten zu intoxikieren, zum Soundtrack von Egotronics Klassiker »Raven gegen Deutschland« abzuzappeln – und gleichzeitig seinem Chef, dem Leipziger Polizeipräsidenten Bernd Merbitz, zu huldigen. Wie dann diese Rauchfackeln ins Spiel kamen, weiß hier niemand, doch vielleicht war alles auch ganz anders und der abgebildete Polizist ist gar nicht echt. Oder – noch wahrscheinlicher – handelt es sich um ein Foto, dass uns einer unserer Informanten in den Reihen des Leipziger Police Department zugespielt hat. Und das zeigt, was wirklich passiert mit beschlagnahmten Soundsystemen, wenn sie auf dem Hof hinter der Asservatenkammer zwischengelagert werden. Polizisten sind ja auch nur Menschen. Auf einem kreuzer-Cover, das ist ja das Schöne, ist etwas magischer Realismus durchaus erlaubt. Fakt ist aber, und damit wären wir beim Thema, dass selbst Polizisten in Leipzig auf sogenannten illegalen Open-Air-Partys feiern – nach Dienstende wohlgemerkt. Vorher kann es sein, dass dieselben Beamten den Spielverderber spielen und eine der unangemeldeten Tanzveranstaltungen auflösen, die im Sommer zuhauf in den Parks und Wäldern oder auf den Brachflächen Leipzigs stattfinden. Fakt ist auch, dass es in absehbarer Zeit keinen Weg zur Legalisierung dieser spontan organisierten Feiern gibt. Und vielleicht ist das auch gar nicht mal so schlimm, denn das Beispiel unserer Nachbarstadt Halle zeigt, dass eine Regelung und Legalisierung spontaner Tanzpartys nicht funktioniert, weil dann die coolen Leute wegbleiben. Darum wäre der Königsweg einfach eine Duldung der illegalen Open-Air-Partys. Im Alltag scheint sich das Verhältnis zwischen Partymachern und Ordnungshütern auf einem erträglichen Level eingepegelt zu haben. Die ganze Geschichte zu illegalen Open-Air-Partys in Leipzig, recherchiert und aufgeschrieben von Juliane Streich, können Sie ab Seite 18 nachlesen. Mit diesem Heft verlässt uns hier im kreuzer unsere langjährige, hochverdiente Veranstaltungsredakteurin Anne-Katrin Weber. Nach vielen, vielen Jahren des herumkreuzerns hat sie jetzt einfach Lust, mal was anderes zu machen. Zweifellos gibt es kaum einen Menschen, der mehr Ahnung hat vom kulturellen Geschehen in dieser Stadt, als unsere Frau Weber und trotzdem müssen wir nun für ihre Nachfolge sorgen. Dieser Aufgabe stellt sich ab dem nächsten Heft Jennifer Ressel, die dann unseren Veranstaltungsteil betreut, der – je nach Saison – zwischen 1.500 und fast 5.000 Kulturtermine pro Monat umfasst. Ressel ist leidenschaftliche Kulturarbeiterin und ab sofort erreichbar unter der E-Mail-Adresse jr@kreuzer-leipzig.de – sowie weiterhin unter der zentralen Adresse für Veranstaltungstermine: termine@kreuzer-leipzig.de. Nun ist ja auch Ferienzeit – und darum verabschiede ich mich in den Urlaub. Die Chefredaktion des nächsten Heftes wird als Vertretungsraabe der stets zuverlässige Tobias Prüwer übernehmen. Haben Sie einen schönen Sommer! Andreas Raabe chefredaktion@kreuzer-leipzig.de