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»Medial ist Männersport das Maß der Dinge«

Die Frauen-Handball-WM kommt auch nach Leipzig. Sportsoziologin Petra Tzschoppe über die Gender-Schere im Sport

  »Medial ist Männersport das Maß der Dinge« | Die Frauen-Handball-WM kommt auch nach Leipzig. Sportsoziologin Petra Tzschoppe über die Gender-Schere im Sport

Deutschland ist Gastgeber der Frauen-Handball-WM, 25 Partien werden in Leipzig ausgetragen. Petra Tzschoppe lehrt Sportsoziologie an der Universität Leipzig und ist Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung des Deutschen Olympischen Sportbundes. Sie hat selbst jahrelang Handball gespielt und eine Vermutung, weshalb man vom Sport-Event bislang kaum etwas mitbekommt.

kreuzer: Wie beurteilen Sie die Stellung des Handballs in Deutschland?

PETRA TZSCHOPPE: Deutschland ist stark männerfußballdominiert. Handball hat ein großes Publikum und Potenzial, was auch begünstigt wurde durch die Erfolge der Männer. Ein wichtiger Schritt war, dass die ARD kürzlich erstmals ein Handball-Bundesligaspiel in voller Länge zeigte und dieser rasante, spannende Sport in der öffentlichen Wahrnehmung so eine Stufe höher rückte. Ich hoffe, dass davon Männer- und Frauenhandball profitieren.

kreuzer: Frauenhandball wird medial nicht ­beachtet?

TZSCHOPPE: Medien machen den Männersport zum Maß aller Dinge. Mehrere Studien belegen, dass sich nur 15 Prozent der medialen Berichterstattung dem Thema Frauensport zuwenden. Ein Sportredakteur begründete die geringe Berichterstattung über Frauenhandball so: »Wenn Frauen werfen, dann beult sich nicht einmal das Netz.«

kreuzer: Sind die Medien das einzige Problem?

TZSCHOPPE: Auch die Sportpräsidien müssten deutlich anders zusammengesetzt sein. Dass beispielsweise die Mitglieder im Deutschen Handball Bund zu 40 Prozent Frauen sind, sollte sich doch in der Führungsspitze, den Trainerstäben und bei den Schiedsrichtern widerspiegeln – tut es aber nicht.

kreuzer: Mit den lange erfolgreichen Frauen des HCL, jetzt den Herren des SC DHfK hat Handball hier Tradition. Trotzdem dominiert in Leipzig der RB-Fußball.

TZSCHOPPE: Es ist schwierig, als Sportart und als Verein neben dem magnetisch alles anziehenden Fußball bestehen zu können. In Leipzig ist ja auch die Sorge, und damit ist auch zum kleinen Teil der Weg des HCL in die Insolvenz begründet worden, dass die Handball-Sponsoren jetzt alle zu RB gehen. Aber es gab und gibt zwischen RB, HCL und DHfK auch gemeinsame Aktivitäten, mit denen man sich gegenseitig stärkt.

kreuzer: Welchen Wunsch haben Sie für die anstehende WM?

TZSCHOPPE: Die mediale Begleitung durch die TV-Ausstrahlung ist ein guter Ausgangspunkt. Ich hoffe, dass die Spielerinnen in ihrer Vorbildfunktion sichtbar werden. Denn viel zu oft, auch beim HCL, waren in der Berichterstattung die männlichen Trainer und Manager dominant. Und dann erhoffe ich mir natürlich volle Hallen, spannende Spiele und eine Medaille für die deutschen Frauen.


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