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»Das ist jetzt mein Silvester hier!«

Hardrock, Rap und Schlager beim zwölften Neujahrssingen der Gastronomen

  »Das ist jetzt mein Silvester hier!« | Hardrock, Rap und Schlager beim zwölften Neujahrssingen der Gastronomen

In der Gastronomie arbeiten Köche und Kellner, Barmixer und so manch andere, aber sie ist auch ein Treffpunkt von Talenten, die singen, tanzen, Gitarre spielen. In Redaktionen scheint das nicht anders zu sein. Den Beweis dafür liefert immer Anfang Januar das Neujahrssingen der Gastronomen und Medienleute (NJS). Am Sonnabend waren diese grundverschiedenen Individualisten wieder im Haus Leipzig zu erleben.

Maike Beilschmidt, Produzentin seit der ersten Stunde des 2007 gemeinsam mit dem 2009 verstorbenen Paul Fröhlich gegründeten Events, muss die meisten Akteure längst nicht mehr lange bitten, wenn der Termin feststeht. Das Publikum übrigens auch nicht, denn der Saal war mit rund 1.400 partywilligen Besuchern ausverkauft. Nach dem Intro und gemeinsamem »Rudelsingen« der zwei Publikumstitel, wie immer »Er gehört zu mir« und »Griechischer Wein«, befeuerte das (souverän durch den Abend führende) Moderatoren-Duo Maike Beilschmidt und Mark Daniel mit »Summer of 69« von Bryan Adams die Stimmung.

Dann hatten alle live on stage ihren großen Auftritt: Sänger von den Kneipen Hundertwasser und Volkshaus, der Moritzbastei, Elsterartig, Gohliser Wirtschaft, Tamers, der Nato, Horns Erben und aus dem Tonelli's, dazu Redakteure von LVZ, Kippe und dem kreuzer. Zum ersten Mal dabei waren die Vleischerei und Wildcardgewinnerin Britta Richter, die im normalen Leben in der Konsumzentrale arbeitet. Ein guter Bekannter des NJS betrat mit Franz Uhlig die Bühne, der »Smoke on the Water« von Deep Purple performte, dabei mutig zum Stagediving ansetzte und sich nach zwei Auftritten für die LVZ in diesem Jahr unbändig über seinen ersten mit eigener Craftbeer-Kneipe, Dr. Hops, freute: »Das ist jetzt mein Silvester hier!«

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Irgendwie hat halt jeder einen Grund, das Bad in der Menge zu suchen. Andreas Bürger vom Volkshaus ist Stammgast, weil er »ein Mal im Jahr Bock auf diesen rasenden Puls hat«, den der Auftritt vor Publikum verursacht. Für Bandleader Jörg Anders gehört dieser Abend in Leipzig inzwischen zur Tradition, und »genau diese soll man doch nicht leichtfertig brechen«, meinte er backstage. Die Kontakte untereinander sind vielfältig: So treten zum Beispiel drei seiner Musiker einmal monatlich zusammen mit der Band Soulid Funktions in der Musikkneipe Tonelli’s auf. Frank Metz-Tonelli gibt sich beim NJS gern selbst die Kante, diesmal als Frontmann der Backstreet Boys. Die fünf legten eine top durchchoreografierte Performance von »Everybody« hin, wobei man sich dann doch fragt, ob es dem Charakter der Veranstaltung entspricht, wenn die Kneipen reine Profis ins Rennen schicken. Doch der Saal tobte.

Torsten Reitler von der Moritzbastei nimmt sich »jedes Jahr vor, dass es nun das letzte Mal war. Aber kommt die Anfrage, gehen sofort die Überlegungen los, welcher Song es sein sollte«. Gewisse Anzeichen von Abhängigkeit sind bei einigen durchaus erkennbar. So gehts wohl auch den kreuzer-Leuten, zu denen die Schreiberin dieser Zeilen gehört. Hat sie sich beim ersten NJS 2007 noch um die ganze Chose gedrückt, stand sie nun mit drei Kollegen aus der Redaktion wiederholt auf der Bühne. Während einige Titel zuvor Britta Richter mit ihrer Wahnsinnsstimme bei »You’ve got the love« für Gänsehautfeeling sorgte, übernahmen die kreuzer-Sänger in Zombi-Kostümen den Gruselpart des Abends. Ihrem Styling hatten Silke Fox-Georgi, Conny Müller und Kati Hochbach von DC Leipzig den letzten Schliff gegeben, der so manches Gesicht im Publikum erschreckt fragen ließ: »Was machen denn die jetzt?« Na singen: »Hardrock Halleluja« von Lordi.

Ob das allen gefallen hat, sei dahin gestellt – Beifall ist den Akteuren sicher, egal, ob sie das Mikrofon um ein paar Zentimeter verfehlen oder mit dem Text hängen. Als Backgroundsängerinnen fangen Berivan Kernich und Jasmin Graf jeden auf, ganz gleich ob gerade Bluessänger oder Rapper die Bühne entern. Zwei des letzteren Genres flogen schon bei den ersten Takten zum Eminem-Cover »Without me« die Sympathien zu. Die zweite Wildcard hatte Beilschmidt an Nawar Hseeno und Abdouhl Rahman Kouli vergeben: »Die beiden Syrer habe ich bei der Montags-Karaoke im Flowerpower entdeckt und wollte sie unbedingt im Programm haben.«

Ohne Techniker geht gar nichts. Stellvertretend für alle sei Thomas Hankel von der Agentur Torpedo Motor genannt, der Maike Beilschmidt seit dem Tod von Paul Fröhlich unterstützt und dabei wie das NJS Förderer der Kulturpaten ist.

Was von diesem Abend bleibt, ist der Mix professioneller Künstler mit Leuten, die einfach gern singen, sowie Gästen, die einfach gern feiern. Genau daraus bezieht diese jährliche Party als Auftakt in ein neues Jahr letztendlich ihren Charme.


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