Wenn die Rede von Balance ist, stellt sich nicht nur in Sachen Klubkultur die Frage: Geht es darum, eine herzustellen oder sie zu behalten? Um Beid- bzw. Mehrseitigkeit oder jeweilige Gegengewichte? Da Balance, wie schon im Mai-Heft angedeutet, als auf verschiedenen Präsentationsebenen angelegtes Festival, aber auch eine ausgebaute diskursive Seite hat, kann erwartet werden, dass es zumindest Antwortvarianten geben wird.
Auf diese und viele andere Fragen, denn der thematischen Ansätze sind viele: Der serbische Künstler Bogomir Doringer spricht über »Faceless«, seinen Kommentar zur medialen Schönheitsüberdosis, das Berliner Projekt FutureV diskutiert nach dem Film »Berlin is Burning« queere Identitäten und Voguing als Selbstermächtigung für Flüchtlinge und die von den USA ausgehende, nunmehr aber international agierende Plattform Discwoman stellt ihre als Kollektiv angewendeten Strategien eines kämpferischen Feminismus innerhalb des noch immer allzu patriarchalen Musikbusiness vor. Umzugewichten gibt es also viel im Spannungsfeld zwischen Klubkultur und sozialer Realität, wobei zu alldem noch der Hochdrahtseilakt ökonomischen Survivals tritt. Der vielleicht auch bei den vielversprechenden Künstlertalks zur Sprache kommt, wobei mit der britischen Produzentin Ikonika, die vor allem durch ihre Hyperdub-Releases bekannt ist, und dem in Berlin lebenden Amerikaner Bill Kouligas vom oft eher experimentellen Sounds zugeneigten Label Pan recht unterschiedliche Perspektiven in den Vergleich gerückt werden können. Beide treten natürlich auch in nächtliche Aktion und fügen zur Theorie die Klang erzeugende Praxis. Neben einer Vielzahl weiterer bemerkenswert diverser Artists, darunter die für dystopischen Electro stehende Detroiter Legende DJ Stingray oder der stets subversiv humorvolle Uwe Schmidt mit seinem vielleicht bekanntesten Alias Atom™ – um (mal wieder) nur die mit langer Referenzliste herausragenden zu nennen.