An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial der Juli-Ausgabe des kreuzer. Chefredakteur Andreas Raabe berichtet, was es im neuen Heft zu lesen gibt.
Es gibt eine kleine Grafik in diesem Heft auf Seite 19, an der man ablesen kann, was es heißt, wenn in der Zeitung steht, dass Wissenschaftler schon lange vor Bekanntwerden des Dieselskandals »auf Unregelmäßigkeiten hinwiesen« – und dass auch die Bundesregierung schon viel früher »hätte Bescheid wissen können«: In dieser Grafik wird die Veränderung der Schadstoffbelastung der Leipziger Luft nach Einführung der Umweltzone im Jahr 2011 gezeigt. Während die Feinstaubwerte deutlich abfallen, bleiben die Werte für Stickoxide bis heute etwa gleich hoch. Das ist aber eigentlich unmöglich, da per grüner Plakette auch jene Dieselfahrzeuge ausgesperrt sind, die erhöhte Stickoxidmengen ausstoßen – ebenso wie jene, die zu viel Feinstaub in die Luft pusten. Demnach hätte die Belastung durch Stickoxide genauso sinken müssen wie die des Feinstaubs. Ist sie aber nicht. Der Grund: Der Ausstoß von Stickoxiden war manipuliert – genau hier haben die Autokonzerne betrogen. Und man konnte es die ganze Zeit messen. Jedem Wissenschaftler, der landauf, landab Luftmessstationen überwachte und auswertete, muss diese unerklärliche Entwicklung aufgefallen sein. Politik und Verwaltung reagierten aber erst, als ein paar Abgasexperten in den USA die Manipulationssoftware fanden, die dafür sorgte, dass auch modernste Dieselfahrzeuge nur auf dem Prüfstand die Grenzwerte einhielten, nicht aber beim Betrieb auf unseren Straßen. Diese Geschichte zeigt nicht nur, wie gering das Interesse war, derartige Unregelmäßigkeiten aufzuklären, sie zeigt auch, mit welchem Selbstbewusstsein die Konzerne ihren Betrug durchzogen. Sie müssen ja gewusst haben, dass man die Folgen der Manipulationen in der Luft messen kann.
Dies ist aber nur ein kleines Detail unserer großen Geschichte über die Qualität der Luft in Leipzig, ausführlich recherchiert und aufgeschrieben von Franziska Reif und Tobias Prüwer. Fazit: Es könnte vieles besser sein, aber es war auch schon schlimmer – nicht nur zu DDR-Zeiten. Reif und Prüwer präsentieren auch einige ganz einfache Tipps und Empfehlungen, die jeder befolgen kann, um die Luft in unserer Stadt zumindest ein wenig besser werden zu lassen. Machen Sie ruhig mit, ab Seite 17.
Im Sommer werden die kreuzer ja immer ein wenig dünner. Das liegt daran, dass an ganz vielen Kulturorten einfach nichts los ist. So wird es auch in diesem Juli kommen – und trotzdem hat Leipzig für die Hierbleibenden immer noch mehr Kunst und Kultur zu bieten als, sagen wir mal, Chemnitz oder Dresden (Ätsch!). Halle ist wie immer einen Ausflug wert (Seite 51) – ebenso wie der zwei Fahrtstunden entfernte Urwald namens Hainich (Seite 74). Sie könnten in den Ferien ein bisschen Computerspielen – in kurzen Hosen natürlich, Tipps dazu gibts auf Seite 40. Oder Sie zählen auf Festivals die Frauenbands (S. 42), lesen das Buch eines Leipziger Bäckers und Weltenbummlers (S. 56), gucken sich den alten Rink an (S. 58) oder – Spezialtipp – gehen Ihrem Hündchen mal ein ordentliches, dickes, fettes Stück Pansen kaufen: in Connewitz und garantiert ohne dubiose Inhaltsstoffe (S. 13).
Ich jedenfalls fahre in die Ferien, die Produktion des nächsten Heftes wird der grandiose Tobias Prüwer übernehmen.
Noch eine Bitte zum Schluss: Schreiben Sie uns Leserbriefe! Wir wollen sie und brauchen sie: info@kreuzer-leipzig.de
Eine gute Lektüre wünscht Andreas Raabe