In einem ehemaligen Ladengeschäft eröffnete Min Wang als Chef de Cuisine mit dem Sinologen Wieland Schulz das Restaurant 99%.
Klar und modern wirkt das Interieur mit dem großen mittigen Tisch – passend zu den neu interpretierten Speisen und Getränken des chinesisch-deutschen Duos: moderne asiatische Fusion-Küche, mittags in je zwei Varianten, eine davon vegan. Zur Einstimmung trinkt man am besten weißen oder dunklen koreanischen Zitronen-Honig-Tee.
Bei einem unserer Besuche preisen Tischnachbarn gerade appetitlich duftendes japanisches Curry an: Kartoffeln, Karotten und Bananenstücke vereint eine sämige Currypaste, die mit ihrer Schokoladennote überrascht. Dazu werden Reis und Rohkostsalat gereicht, garniert mit Granatapfelkernen, Blaubeere und gerösteten Nüssen. Mancher Gast mengt alles zusammen in eine Schale, wir geben nur Reis zum Curry.
In Kooperation mit dem Konfuzius-Institut Leipzig laden Wang und Schulz gern zu »Tee-Cocktails und Tempelküche« ein. Wir starten an so einem Abend ein Menü mit gerösteten, mit Reisessig und Soja abgelöschten Erdnüssen, die laut Wang aus Rücksicht auf mitteleuropäische Gaumen mit Petersilie statt Koriander gewürzt wurden. Die anschließende Salatvariation mit Soja, Roter Bete und Tofu mundet ebenso wie das Reisküchlein samt der Scheibe Saitling darauf. Als wahre Offenbarung erweisen sich die Drinks: Schulz reicht losen Tee zum Anschauen wie Beschnuppern und lüftet das Geheimnis seiner Rezepte: Der sehr leichte weiße Tee wurde aufgekocht, getrocknet und dann in Wodka eingelegt. Was wir trinken, ist ein erfrischender Coldbrew. »Der Markt für diese Getränke entwickelt sich in Europa erst«, sagt Schulz. Ganz anders schmeckt der dunkle Tee zum Schluss: Die bittere Note mindern Marmelade und Schale von der Orange.
Der Service lässt sich mit einem Blick auf individuelle Wünsche und Schnelligkeit sicher noch optimieren, doch Qualität und Konzept überzeugen. Die Angabe 99 Prozent im Namen wirkt so erst recht sympathisch.