Klassik ohne Angst vor Elektronik: Der 33-jährige Pianist Clemens Christian Pötzsch schmiedet seine ganz eigene Klangsprache, die er beständig weiterentwickelt. Am Freitag stellt er sein zweites Soloalbum im Horns Erben vor.
Clemens Christian Pötzsch hält nicht viel von musikalischen Konventionen, und so ist es nicht ganz einfach, ihn in eine Schublade zu stecken. Gut so! Der gebürtige Dresdner hat einen weitgefächerten Musikgeschmack und saugt alles auf, was ihm an Inspiration über den Weg läuft. Aus zahllosen Einflüssen schmiedet der 33-jährige Pianist seine ganz eigene Klangsprache, die er beständig weiterentwickelt. Zwischen seinem ersten Soloalbum »People And Places« und seiner neuesten Veröffentlichung »Remember The Future« liegen gut zwei Jahre. In dieser Zeit ist viel geschehen. Dennoch hat er sich die perlende Leichtigkeit erhalten, die zuweilen an die französischen Komponisten des Fin de Siècle erinnert. Doch anders als Fauré, Satie und Co. stehen Pötzsch ganz neue Methoden der Klangerzeugung und Klangverzerrung zur Verfügung, an denen er sich gütlich tut. So durchziehen immer wieder elektronische Klangflächen, -teppiche und -flüsse seine Werke, die entscheidend zur teils düsteren, teils hoffnungsfrohen Stimmung seiner Musik beitragen. Besonders interessant ist, dass er dazu zwei Kontrabässe einsetzt, deren Spuren sich – manchmal clean, manchmal zur Unkenntlichkeit verwandelt – durch die Stücke ziehen. Clemens Christian Pötzschs Kompositionsstil wandelt sich häufig, je nach persönlicher Stimmung und Präferenz. Zurzeit klingt er wie der Soundtrack zu einem dieser langsamen Art-House-Filme mit atemberaubend schönen Bildern und einer Handlung, die tiefer berührt, als einem lieb ist. An einem so atmosphärischen Ort wie dem Horns Erben kann das auch live hervorragend funktionieren, insbesondere wenn die beiden Bässe von Antonio Lucaciu und Jakob Petzl gespielt werden.