Eigentlich tragen Künstlerinnen und Künstler ihre privaten Partnerschaften ungern in die Öffentlichkeit. Bei zehn befreundeten Paaren aus Leipzig ist das anders: Sie tragen den gegenseitigen Halt der Partnerschaft für ihre Kunst in einer Ausstellung in der Kunsthalle der Sparkasse zur Schau.
Kurz irritiert es, dass Molina Ghosh das Gespräch über ihre Ausstellung »Doubles« in der Kunsthalle der Sparkasse mit der Bemerkung beginnt, sie komme »ja eigentlich aus der Kontaktimprovisation«. Was hat Tanz, der spontan und dialogisch auf das reagiert, was in seiner Umgebung geschieht, mit bildender Kunst zu tun? In diesem Fall viel. Das zeigt bereits NK. Doeges Arbeit im Vorraum der Kunsthalle: Von einem Wandhalter können sich Besucher dort eins von 14 Bändern schnappen, allesamt farblich und materiell ein Erlebnis, und es wie einen Gürtel um sich und einen weiteren Gast binden, was den Kunstkonsum zum Aushandlungsakt macht, beschwerlich, bereichernd.
Zehn befreundete Leipziger Künstlerpaare konnte die Kuratorin, die 2014 ihr Studium als Meisterschülerin von Alba D’Urbano abschloss, für die Ausstellung gewinnen. Das überrascht durchaus, denn Künstler tragen private Partnerschaften ungern in die Öffentlichkeit, zumal dann, wenn die Frage der Beeinflussung und Abhängigkeit im Raum steht. Ghosh hat die Fotografin Anna k.o. mit Paarporträts beauftragt und dafür – Kontaktimprovisation – eine klare Vorgabe gegeben. Die Paare sollten sich in irgendeiner Form gegenseitig halten: Bewegt sich einer, fällt der andere.
K.o.s Fotos hängen, groß und signiert, am Anfang der Ausstellung. Sie wirken beinah zu privat. Das gehört zur Inszenierung. Ghosh erzählt, sie hätte früher gern ein Tratschmagazin über Leipzigs Kunstszene herausgebracht. Dass es, bei aller Abwegigkeit, hätte gut werden können, stellt der Katalog klar. Er enthält starke, persönliche Interviews, die Ghosh mit den Paaren führte. Bei manchen Aussagen ließe sich streiten, ob sie an die Öffentlichkeit gehören, doch immer geben sie, quasi soziologisch, Aufschluss über komplexe Verhältnisse und den Fakt, »dass kein Künstler singulär und einzeln arbeitet«, wie es Tine Günther ausdrückt.
Einst, 1976, trennte sich Angelika Tübke von ihrem Mann, weil der keine Malerin neben sich dulden wollte. Diese Zeiten sind vorbei. »Doubles« präsentiert Paarkonstellationen, die sich lieben, streiten, bereichern und stützen.