Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal liest Familienredakteur Josef Braun in »100 Dinge, die du im Wald tun kannst« und erfreut sich an den schönen Illustrationen.
Der Wald boomt. Nicht wirklich natürlich. In Wirklichkeit werden weltweit Wälder abgeholzt, am erschreckendsten im Amazonasgebiet, wo Präsident Bolsonaro so etwas wie der Albtraum aller Klimaschützer geworden ist. Doch gleichzeitig gibt es wieder ein gesteigertes Interesse am Wald als Naherholungsgebiet. Das beweist nicht zuletzt der Erfolg des Försters Peter Wohlleben. Kaum eine Plattform, auf der er in den letzten Jahren nicht zu sehen war. Das deutsche Lesepublikum liebt seinen Wald oder zumindest liest es gerne über ihn.
Jennifer Davis kommt ursprünglich aus Amerika. Die Schriftstellerin ist Leiterin des »Stonebury Learning Programms« im englischen Bristol. Das Programm bietet Angebote für Kinder und Erwachsene, die Natur zu erforschen. »100 Dinge, die du im Wald tun kannst« ist aus Davis Arbeit heraus entstanden. Man findet darin viele praktische Tipps, Klassiker der Waldratgeberliteratur könnte man sagen. Wie baut man eine Unterkunft? Welches Messer ist das richtige zum Schnitzen? Wie verrichtet man im Wald seine Notdurft? Und wie macht man ein Feuer, das lange lodert, aber keinen Brand auslöst? Auf knappe und sprachlich elegante Weise beantwortet Davis solche praktischen Fragen.
Daneben beschäftigen die Autorin jedoch auch andere Themen. Für sie ist die im Grünen verbrachte Zeit, nämlich nicht nur eine Zeit für Abenteuer. Ganz in der Tradition der Achtsamkeit, begreift Davis den Wald als perfekten Ort, um zur Ruhe zu kommen. Entsprechend bietet ihr Buch eine Fülle von Dingen, die man tun kann, um loszulassen. Sei es eine Meditation oder ein Spaziergang, den man zählend verbringt. Um Davis Buch zu schätzen, braucht es kein besonderes Faible für Achtsamkeitsbücher. Das Positive ist, dass sie niemals zu glauben scheint, die richtige Meditation könne die Welt retten. Mit viel Humor und geistiger Offenheit präsentiert Davis ihre Tipps als Möglichkeiten. Möglichkeiten, die dank den Illustrationen von Eleanor Taylor, allerdings stark in Versuchung führen, das Haus zu verlassen und in den nächstgelegenen Wald zu gehen. Dort gibt es übrigens auch in Leipzig Vereine, die einem ganz praktisch dabei helfen mit der Natur in Kontakt zu treten. Und zwar wie im Buch, unabhängig davon ob man ein Kind oder ein Erwachsener ist.