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Kultur

Walross macht Ballett

Marcus Pfisters neues Kinderbuch erzählt eine unglaubliche Beziehungsgeschichte

  Walross macht Ballett | Marcus Pfisters neues Kinderbuch erzählt eine unglaubliche Beziehungsgeschichte

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal liest Familienredakteur Josef Braun »Franz-Ferdinand will tanzen« und erfreut sich an den witzigen Einfällen und den schlagenden Argumenten gegen die Umweltzerstörung unserer Zeit.

Kennen Sie den Grund, warum Walrösser sich so ungerne bewegen? Glaubt man dem neuen Kinderbuch von Marcus Pfister, so gibt es dafür eine ganz einfache Erklärung. Innerhalb ihrer mächtigen Gemeinschaft gilt die Devise: Gewichtsverlust gleich Gesichtsverlust. Und so liegen sie auf ihren Steinen und tun sich schwer mit der Motivation. Am schlimmsten Franz Ferdinand, der Unbeweglichste von allen. Bis ihm eines Tages eine Gruppe ballettanzender Flamingos auffällt. 
Ihre anmutigen Schritte verzücken das Walross, plötzlich hat es nur noch einen Wunsch: Es möchte tanzen. Doch um das zu lernen, muss Franz-Ferdinand erst die gestrenge Lehrerin Madame Flamängo von sich überzeugen. »Madame Flamängo wand sich zwar erst noch, beugte sich aber schlussendlich den erdrückenden Argumenten des Walrosses.« Schnell fühlen sich die beiden ungleichen Tiere voneinander angezogen, was nicht jedem gefällt.

[caption id="attachment_129783" align="alignright" width="287"] »Franz-Ferdinand will tanzen«; Cover: Nord Süd Verlag[/caption]

1992 gelang dem Autor und Illustrator Marcus Pfister mit »Der Regenbogenfisch« ein großer Kinderbuchbestseller. In »Franz-Ferdinand will tanzen« taucht er wieder in den Alltag eines tierischen Protagonisten ein und beweist erneut sein Gespür für junge Leserinnen und Leser. 
Mit viel Gefühl für die Feinheiten der Sprache und leiser Ironie erzählt er seine Geschichte, setzt dabei ganz auf die Figuren und ihre Welt, die er selbst gestaltet hat. Blau und Grün-Töne dominieren die Seiten, die abgebildeten Flächen erinnern in ihrer Textur an Eiskristalle. Dass bei einer Geschichte über Tiere die Zerstörung ihrer Lebenswelt durch die Menschen gleich mitgedacht wird, ist in der Kinderliteratur nichts Ungewöhnliches mehr. Ungewöhnlich und kindgerecht ist jedoch die Erklärung, die Pfister dafür findet, warum wir keinen Müll mehr in die Meere werfen sollten. Sie hat, wie sollte es anders sein, mit Ballett zu tun, mit tanzenden Walrössern und erfrischend wenig damit, dass alles immer schlimmer wird.


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