Über tausend Menschen versammelten sich am Montagabend zu einer Mahnwache unter dem Motto »Leipzig stands with Ukraine« auf dem Nikolaikirchhof. Oberbürgermeister Burkhard Jung sprach den Oppositionellen in Russland »unheimliche Achtung« aus.
Unter dem Motto »Leipzig stands with Ukraine« lud die Stiftung Friedliche Revolution am Montagabend zu einer Mahnwache auf dem Leipziger Nikolaikirchhof. Die Veranstaltung vor der Nikolaikirche sollte um 18 Uhr beginnen. Für 17 Uhr war das Friedensgebet in der Nikolaikirche angesetzt. Die Warteschlange dafür zog sich fast bis an den Markt. Der Gottesdienst wurde deshalb mittels Lautsprechern auf den Nikolaikirchhof übertragen. Die Kirche wurde von außen blau-gelb illuminiert.
»Ich bin nervös. Ich habe noch nie eine so große Veranstaltung moderiert« flüsterte die Bürgerrechtlerin Gesine Oltmanns, bevor sie das Podest betrat und die Demo-Auflagen vorlas. Anschließend gab sie das Wort an Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) weiter. Zeitgleich twitterte ein Analyst der New York Times, dass ein 17 Kilometer langer, russischer Militärkonvoi Richtung Kiew steuert.
In Burkhard Jungs Rede schwang Selbstkritik über den Umgang mit dem russischen Präsidenten mit: »Wir alle wussten, dass Wladimir Putin Blut an seinen Händen hat und wir haben ihn noch hofiert.«Er erinnerte an die ganz besondere Verantwortung für Leipzigs Partnerstadt Kiew und kündigte einen Krisenstab zur Koordinierung von Hilfen an, welcher in wenigen Tagen online gehen soll. Was bisher aus der Zivilgesellschaft geleistet wurde, soll nun auch von der Stadt unterstützt werden. »Unheimliche Achtung habe ich vor den Oppositionellen in Russland«, antwortete er dem kreuzer auf die Frage zum persönlichen Herzensthema seiner Rede.
»Die kriegerische Eskalation seitens Russlands ist durch nichts zu rechtfertigen«, hieß es im Aufruf der Stiftung Friedliche Revolution. Vorstandsmitglied Michael Kölsch konkretisierte dies in einem Redebeitrag: »Es ist Putins persönlicher Krieg.«
Die Band »Moloch & Nadya« sowie die Sängerin Sonya Sytnyk sorgten für die musikalische Untermalung der Kundgebung. Zudem verlasen sie das Gedicht »Das Nashorn« vom ukrainischen Schriftsteller Serhiy Shadan. Bandmitglied Melanka Piroschik hielt einen emotionalen Redebeitrag. Sie könne als Musikerin keine hochpolitische Rede halten, sagte sie. Und: »Ich weine um die Menschen, ich weine, denn die Trauer um mich herum ist unerträglich.«
Ob sie, trotz ihrer anfänglichen Nervosität, zufrieden mit der Mahnwache war, wollten wir von Gesine Oltmanns wissen. »Das war eine ganz besondere Atmosphäre« sagte sie leise, bevor sie sich weiter dem Abbau widmete.