In einer Zeit, in der die Auswirkungen der Klimakrise immer deutlicher spürbar werden, begibt sich die 15-jährige Anna auf die Suche nach Antworten. Vorrang hat dabei die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, für eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen. Sie landet schließlich im Jahr 2084 – und begegnet nicht nur ihrer Enkelin, sondern auch ihrem gealterten Selbst. Annas Geschichte erzählt der Kurzfilm »Anna – Tales for Tomorrow«, basierend auf dem Roman »2084 – Noras Welt« des norwegischen Schriftstellers Jostein Gaarder. Es ist der Abschlussfilm für Jonathan Behrs und Christina Honigs Ausbildung an der Filmakademie Baden-Württemberg. Honig war außerdem an Maria Kempkens Web-Comedy-Serie »Einfach Maria« beteiligt und Kempken koproduziert nun wiederum »Anna« mit ihrer in Leipzig ansässigen Produktionsfirma Black Mary Films.
Und wie verschlägt es jemanden aus der Filmbranche nach Leipzig? »Tatsächlich bin ich 2017 wegen der Liebe hergezogen«, so Kempken, aber da kommt noch mehr: »Ich war allerdings auch vorher fast jedes Jahr mal berufsmäßig in Leipzig und hatte immer schon das Gefühl, dass da kulturell viel geht. Es erinnert mich ein bisschen an Berlin vor 20, 25 Jahren. Die Leute wollen viel, haben Ideen, man lernt schnell viele Menschen kennen, da brennt einiges und ich glaube, da wird noch viel passieren in den nächsten Jahren.«
Daher auch der Entschluss, sich mit Black Mary Films hier niederzulassen. Dass sie nach einer erfolgreichen Schauspielerinnenkarriere zunehmend hinter der Kamera aktiv werden wollte und will, erklärt Kempken so: »Es war eigentlich ein Selbstläufer mit der Produktion von ›Einfach Maria‹, also der Serie, die ich mit meinem damaligen Produzentenpartner Joachim Weiler, mit dem ich an der Filmakademie Ludwigsburg war, gemacht hab. Die Idee dazu kam am Frühstückstisch und dann ging alles ziemlich schnell. Ich habe mit einem Autoren zusammen die Drehbücher geschrieben, bin mit Joachim in die Produktion gegangen und weil wir das Ding zu zweit gestemmt haben, bin ich ganz automatisch auch mit auf die andere Seite gerutscht, was ich ganz spannend fand.«
Danach wollte Kempken sich in dieser Richtung weiterentwickeln, hat sich auf das TP2-Talentpool-Programm beworben, wurde angenommen und lernte in diesem »Ministudium« die Grundpfeiler der Dramaturgie, Filmproduktion und Regie »im Schnelldurchlauf«. Das Programm wird unter anderem durch die Mitteldeutsche Medienförderung unterstützt, die Kempken auch bei der Gründung von Black Mary Films zur Seite stand. Sie genieße es, als »Kreative« zu arbeiten, auch wenn sie noch ganz am Anfang stehe, wie sie im Gespräch mit dem kreuzer betont. Aktuell verhandelt sie mit dem MDR über die Entwicklung eines Genre-Films, hat mit einer Autorin einen seriellen Stoff entwickelt, der das Leben zweier Frauen aus unterschiedlichen Generationen beschreibt, die sich anfangs sehr fremd und später existenziell nah sind. Natürlich hat sie noch einige andere Eisen im Feuer: Sie ist auch mit der Entwicklung einer Comedy- und einer Dramaserie beschäftigt – es sei aber noch zu früh, um darüber konkret zu sprechen. In jedem Falle ist die Schauspielerin und Produzentin ein großer Fan von Writers-Rooms – Orten oder Formaten, wo mehrere (Drehbuch-)Autorinnen und Autoren gemeinsam an Ideen arbeiten – und möchte in diesem Jahr auch selbst wieder einen veranstalten, weil es ihr so viel Spaß mache und so produktiv sei, »Ideen herumzuwerfen, einfach mal zu schauen, was so möglich ist«.
»Anna – Tales for Tomorrow« befindet sich hingegen schon in der Postproduktion. Die Antwort, die Anna auf ihre Frage findet, ob sich das Kämpfen überhaupt noch lohnt, ist übrigens ein klares Ja. »Ja, es lohnt sich immer, für diese Welt zu kämpfen. Ich find es schön, dass das die Antwort ist. Gerade jetzt ist das sehr wichtig«, fasst Kempken zusammen.
Das Logo der Black Mary Films ist ein schwarzer Elefant, was in den Vorgesprächen zum Interview für wilde Spekulationen in der Redaktion sorgte. Darauf angesprochen, lacht Kempken: »Das ist ein Glücksbringer. Meine Oma hat mir mal einen kleinen schwarzen Elefanten geschenkt, na ja, er ist eher dunkelbraun. Und das ist mein Glücksbringer, der steht auf meinem Schreibtisch.« Der Name Black Mary Films« ist inspiriert durch Black Maria, das älteste kommerzielle Filmstudio der Welt, gegründet 1892 in New Jersey. »Black Mary klingt aber cooler«, findet Kempken.
■ www.blackmaryfilms.de
Titelfoto: Martin Schork