Vor genau 20 Jahren gründete sich der Bandcommunity-Verein in Leipzig mit dem Ziel, kleinen Leipziger Bands Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen und Veranstaltungen für Nachwuchsbands zu organisieren. Mittlerweile liegt der Fokus des Vereins auf einem anderen Problem: Er will den enormen Mangel an Proberäumen in der Stadt lindern. Deshalb entstand im Jahr 2010 das Bandhaus Leipzig, nachdem der Eigentümer des Hupfeldcenters – ein großer Proberaumkomplex für über 50 Bands – die Mieten dermaßen stark anhob, dass viele Bands ihren Proberaum verloren und die eh schon große Nachfrage noch einmal bedeutend stieg.
In der Saarländer Straße 17 ragt das Bandhaus in die Höhe, das viele durch seinen Veranstaltungskeller kennen, in dem regelmäßig Konzerte stattfinden. Dieser macht jedoch nur einen Bruchteil des Bandhauses aus, das in seinen 35 Proberäumen rund 50 Bands eine Möglichkeit zum kreativen Entfalten und Experimentieren bietet. Dass diese 35 Räume noch längst nicht genug sind, zeigen die Anfragen, die der Verein täglich bekommt.
Florian Friedrich war mit seiner Band einer der Ersten, die im Bandhaus proben konnten. Er kümmert sich heute als Festangestellter um die Organisation und Vermietungen im Bandhaus. Er erzählt, dass es zum Start im Jahr 2010 nur wenige Stunden gedauert habe, bis alle Räume vergeben waren, und dass es seitdem nie einen Leerstand gab. Kein Wunder also, dass er auch Anfragen von Bands bekommt, die seit Jahren auf der Suche nach einem Proberaum sind. Mehr als sie auf die Warteliste setzen kann Friedrich aber nicht – auf der man auch nicht nur Tage oder Monate steht. Denn weil Proberäume in der Stadt rar und viele auf der Suche sind, sind viele der Mieterinnen und Mieter im Bandhaus schon von Anfang an dabei – und behalten ihren Raum auch übergangsweise, nachdem sich eine Band aufgelöst hat und die neue noch nicht formiert ist. Dass die Stadt bekanntlich wächst und jährlich viele junge Menschen nach Leipzig ziehen, von denen eben auch einige neue Bands gründen, verschärft die Lage noch: »Proberäume werden ähnlich knapp wie der Wohnraum. Die Dringlichkeit ist sehr hoch, gerade für eine Musikstadt – schließlich gibt es mehr als die Hochkultur«, sagt Friedrich ernst.
Auch deshalb hat die Bandcommunity 2016 die Bandhaus-Manufaktur – auch als Bandhaus 2.0 bekannt – bezogen. Es handelt sich dabei um eine alte Schule, nur wenige Meter vom Bandhaus entfernt, die dem Kulturamt gehört. Dort können sich Musikerinnen und Musiker bereits in den zehn Räumen des Erdgeschosses austoben. Nach der kommenden Sanierung sollen im Gebäude viele weitere Räume entstehen, unter anderem auch solche, die mit bereitgestelltem Equipment stundenweise gemietet werden können, was neu gegründete Bands ansprechen soll.
Die Bandcommunity wird von der Stadt Leipzig gefördert, nicht für das Bandhaus, das sich durch die monatlichen Mieten selbst trägt, sondern für andere Projekte und Veranstaltungen. Arbeitete der Verein anfangs rein ehrenamtlich, hat er mittlerweile vier fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. »Ich denke schon, dass der Verein dazu beigetragen hat, die Nachwuchsförderung unter den Musikern und Musikerinnen voranzubringen, kleine Bands ins Licht zu rücken und zu zeigen, dass Leipzig eine vielseitige und breit gefächerte Musikszene hat«, sagt Friedrich mit Blick auf zwei Jahrzehnte Vereinsarbeit stolz. Zudem habe man die Prekarität von Kultur erfolgreich und medienwirksam nach außen kommuniziert, vor allem die Petition gegen den Verkauf und für die Nutzung der ehemaligen Schule als Bandhaus 2.0 habe eine breite Masse erreicht und großen Eindruck gemacht.
Das Engagement des Vereins soll nun im Juni mit dem Bandhaus-Open-Air gefeiert werden. Drei der sechs Live-Acts kommen aus Leipzig: die Hiphopper N.I.C.O und Naixn, die Punk-Band Gründe gegen KindA und die Hardcore-Band 6Komma7. Verstärkt werden sie an dem Tag von der Hamburger Heavy-Metal-Band Das Pack, der Jenenser Surf- und Big-Beat-Band Los Banditos sowie – und darüber freut sich der Verein besonders – Ferris. Der hat sich bereits in den neunziger Jahren (noch als Ferris MC) einen Namen gemacht und war später (als Ferris Hilton) zehn Jahre bei Deichkind. Und so ein bisschen Krawall und Remmidemmi zur Feier des Tages ist sicher angemessen.
> 10.6., 15 Uhr, Bandhaus-Manufaktur
Foto: Hippiyeah 2018, Fotoclub Lichtküche.