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Kultur

Cineastische Vereinskultur

Polarisfilm aus Leipzig will Filmkunst niedrigschwellig machen

  Cineastische Vereinskultur | Polarisfilm aus Leipzig will Filmkunst niedrigschwellig machen

Polarisfilm aus Leipzig hat das Ziel, jungen Filmschaffenden den Einstieg in die Branche und die Umsetzung eigener Projekte zu erleichtern. Den Verein gibt es eigentlich schon seit 2020 – »da war die offizielle Gründung, aber natürlich hat uns Corona dann einen Strich durch die Rechnung gemacht«, erinnert sich Mitbegründerin Eleanor Großhennig, »deswegen erscheint unser erstes Projekt auch erst dieses Jahr«.

Dieses erste Projekt ist der Kurzfilm »Stairs to Heaven«. Er wurde durch Crowdfunding unterstützt, im Januar gedreht und soll ab Mitte des Jahres auf Filmfestivals präsentiert werden. Es geht darin um selbstbestimmtes Sterben. Verbildlicht wird der Prozess durch einen älteren Herrn, der durch ein heruntergekommenes Kaufhaus läuft und mit den wenigen Besucherinnen und Besuchern der wenigen verbliebenen Läden interagiert. Auf Youtube gibt Polarisfilm mit einem Behind-the-Scenes Einblicke in die Entstehung des Films. »Wir haben versucht, die Ebene des Kaufhauses sehr brutalistisch, kalt und entmenschlicht darzustellen, um so ein bisschen den maschinellen Prozess der Lebensbeendung hervorzuheben«, beschreibt Karl Kubik, der lichtsetzende Kameramann, das visuelle Konzept.

Großhennig, die das Kaufhaus-Bild träumte, führte Regie und schrieb mit einer Co-Autorin das Drehbuch zum Film. Sie ordnet den Film im Kontext des Vereins ein: »Das Hauptaugenmerk von Polarisfilm liegt darauf, Film in Deutschland als Kunst zu etablieren. Wenn man in Richtung anderer europäischer Länder wie Frankreich schaut, da wird Film seit jeher so gehandelt. In Deutschland ist Film vor allem ein Wirtschaftsgut. Davon wollen wir im Verein wegkommen und auch die Möglichkeit anbieten, Film als Kunst zu schaffen.« Die Schwierigkeit dabei: »Durch Wahrnehmung von Film als Wirtschaftsgut sind die Förderstrukturen hier auch andere. Man bekommt eher Darlehen und weil die dann auch zurückgezahlt werden wollen, sind die damit produzierten Filme eher so auf den größtmöglichen wirtschaftlichen Erfolg ausgelegt. Was mit Kurzfilmen sowieso schwierig ist.«

Ein weiterer Fokus liegt für Polarisfilm auf der Wissensvermittlung. Produzentin Angelina Knott erläutert das ganzheitliche Konzept: »Wir möchten auch Workshops anbieten, in denen man sich weiterbilden und neue Leute treffen kann. Als Filmemacher ist es ja so: Du musst immer am Ball bleiben und wenn du dann im Jahr einen Film machst und sonst keine Anknüpfungspunkte hast, dann rostest du ganz schnell ein«. Bis zum letzten Oktober lebte Knott noch als Schauspielerin in Australien. »Dort gibt es ein unfassbar großes Angebot an solchen Weiterbildungsmöglichkeiten. Als ich mich dann hier umgeschaut hab, gab es nur ein paar Angebote in Berlin und da schienen die Anbieter eher am Profit als an der Vermittlung von Skills interessiert.« Mit Polarisfilm soll das anders werden: »Gerade Leute, die in der Branche am Anfang stehen, können sich nicht ständig teure Workshops leisten. Außerdem wollen wir damit auch an Schulen gehen.«

Dabei soll unter anderem auch grundlegendes Wissen über die Filmindustrie vermittelt werden. »Gerade für junge Einsteiger ist das immer so ein Ding: Man kennt die internen Strukturen gar nicht. Wie läuft die Kommandokette, wie läuft es im Writers’ Room? Gerade diese Hierarchien werden oft vernachlässigt, weil Leute denken: ›Na ja, ich mach nur einen Kurzfilm, irgendwie läuft das schon‹ – und dann herrscht da totales Chaos.«

Gerade wird an den Workshop-Konzepten gearbeitet. Und weil »Stairs to Heaven« schon im Januar abgedreht wurde, soll dieses Jahr noch ein weiterer Film folgen. Nebenbei braucht es auch Content für den Youtube-Kanal – zu verschiedenen Themen, mit verschiedenen Hosts, die im jeweiligen Thema drinstecken und ihr Wissen weitergeben. 

Großhennig und Knott betonen schließlich, dass Filmschaffende, die Lust haben, sich auszuprobieren und etwas zu verwirklichen, sich »unbedingt« melden sollen. Der Verein sei gespannt auf Input und Ideen junger Kreativer und stehe ihnen mit Rat und Equipment kostenfrei zur Seite.


Titelbild: Hinter den Kulissen des ersten Film des Vereins, »Stairs to Heaven«. Foto von Polarisfilm


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