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Kultur

Von tierischen Realitäten und Nekromantik

Das Filmfestival Gegenkino geht in die neunte Runde

  Von tierischen Realitäten und Nekromantik | Das Filmfestival Gegenkino geht in die neunte Runde  Foto: Wrong Men

Seit 2014 hinterfragt das Gegenkino filmästhetische Ausdrucksmöglichkeiten und gibt sich auch in der neunten Auflage filmisch divers. Eine Besonderheit in diesem Jahr ist das mobile Milieu-Kino aus Wien. In einem umgebauten LKW werden mit einem 35mm-Projektor Filme passend zum jeweiligen Standort des mobilen Kinos gezeigt.

Im Rabet läuft am 8. September also »Babylon«, der die Geschichte des jungen Londoners Blue erzählt. Blue will sich als Dancehall DJ in der Reggae-Szene der Stadt beweisen und kämpft mit seiner Crew gegen die rassistischen Anfeindungen, die ihren Alltag prägen. Auf dem Wagenplatz Karl-Helga gibt’s am 9. September den Punxploitationstreifen »DU-BEAT-E-O« zu sehen, in dem Alan Sacks verschiedene Aufnahmen aus der L.A.-Punkszene der frühen 1980er zu einer verworrenen, Scorsese-esquen Erzählung verquirlt.

Die Vertonung des Underground-Horrors »Begotten« durch Stummfilmpianist Richard Siedhoff, der am 15. September seine Expertise an der Welte-Orgel des Grassi-Museums demonstriert, verspricht schon vorab, ein atmosphärisches Highlight zu werden. Apropos subversiver Horror: Jörg Buttgereit, bekannt für transgressive Schocker wie »Der Todesking« und »Schramm«, präsentiert am 10. September sein Buch »Nicht Jugendfrei! Tagebuch aus West-Berlin« und zeigt im Anschluss sein Langfilm-Debüt »Nekromantik« von 1988.

Ein weiteres Langfilm-Debüt gibt es am Eröffnungsabend: Der belgisch-kongolesische Rapper Baloji führte Regie bei »Omen« (2023), in dem Koffi und seine schwangere Verlobte Alice aus Europa in den Kongo reisen, um Koffis Vater die Mitgift zu überreichen. Dort angekommen erfährt Koffi Ablehnung, da ihn seine Mutter aufgrund eines Muttermals der Hexerei beschuldigt. Im Anschluss an diese intensive Erzählung geht es weiter mit der Deutschland-Premiere von »The Life and Strange Surprising Adventures of Robinson Crusoe Who Lived For Twenty And Eight Years All Alone on an Inhabited Island and Said it was His«, in dem die Kolonisatoren-Mentaliät der bekannten Romanfigur im Zentrum steht.

Außerdem präsentieren Alush Gashi und Ilir Hasanaj aus Pristina Werke aus der kosovarischen Filmlandschaft und dem Umfeld des Kino ARMATA, für das sie aktiv sind. Unter dem Oberbegriff Animal Realities werden zudem Mensch-Tier-Verhältnisse durch verschiedene Filmformen betrachtet, ausgewählt aus einem Fundus der von den 1940er Jahren bis heute reicht.
 

»Gegenkino«: 7.–17.9., u. a. Luru-Kino in der Spinnerei, Schaubühne Lindenfels, UT Connewitz

www.gegenkino.de


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