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Stadtleben

Mühlstraße 14: Seit 30 Jahren Raum für Begegnungen

Das Soziokulturelle Zentrum feiert Jubiläum

  Mühlstraße 14: Seit 30 Jahren Raum für Begegnungen | Das Soziokulturelle Zentrum feiert Jubiläum  Foto: Lars Tunçay

Das Soziokulturelle Zentrum Mühlstraße 14 in Reudnitz bringt seit drei Jahrzehnten Menschen zusammen. Am Wochenende wird gefeiert.

Mühlstraße 14, das ist 30 Jahre Soziokultur im Leipziger Südosten. Konzerte, Theater, Tanz, Lesungen und Ausstellung, aber auch zahlreiche Kursangebote. Hier kann man das Fotografieren ebenso lernen wie das Zeichnen und Musikmachen. Es gibt Keramikkurse, einen Chor und ein breites Angebot an Workshops und Projekten, die im Haus umgesetzt werden: Vom »Kunstkoffer« bis hin zur Seniorenarbeit und der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten.

Das Gebäude war zu DDR-Zeiten bereits ein kommunaler Kulturtreff, erzählt die ehemalige Geschäftsführerin Karin Hörning. Nach der Wende drohte das Haus zusammen zu fallen. »Dann hat sich der Verein gegründet aus Privatpersonen und Vereinen, und wir haben Gelder beantragt und das Haus saniert. Und dann haben wir Leute gesucht, Projekte entwickelt. Die Menschen sind von alleine gekommen. Die mussten wir nicht suchen.« In den ersten Jahren waren es vor allem Jugendliche, so Hörning. Dann kamen die Familien hinzu. »Die Senioren waren so ziemlich von Anfang an dabei und von Anfang an eben auch die Konzentration auf ein breites Angebot an kulturellen Veranstaltungen.«

In den 2000er-Jahren wurde der Lene-Voigt-Park umgestaltet. »Wir haben mit Beteiligungsprojekten auch dort mitgewirkt«, sagt Hörning. »Wir bespielen den Lene-Voigt-Park seitdem regelmäßig mit Veranstaltungen wie etwa dem Kulturkiosk, eine vierzehntägige Programmreihe.« 2013 kam das Seniorenbüro-Ost auf der Eisenbahnstraße hinzu. »Wir haben angefangen, das Ostlichter Kulturfestival zu entwickeln, mit vielen Partnern im Leipziger Osten.« Das Kulturfestival reicht mittlerweile bis Mölkau und Holzhausen.

In der Mühlstraße 14, in der Nähe des Ostplatzes, bietet der Verein seit 1994 einen Begegnungsraum für die Bürger im Leipziger Osten und jene, die neu hinzukommen. »Wir empfinden das als sehr wichtig, dass es diese Orte gibt, wo die Menschen sich begegnen können«, sagt Heidi Peterson, die neue Geschäftsführerin des Vereins. »Ein ganz wichtiger Schwerpunkt ist die sozialintegrative Arbeit, also die Zielgruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen, mit Familien, mit Senioren, mit Migrantinnen und Migranten.« Rund 50 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligen sich regelmäßig, sagt Karin Hörning. »Da sind Gesichter bei, die ich schon seit 2017 immer wieder sehe. Das ist schön, wenn die solange bei uns bleiben.«

Prägend für das Haus sei die starke Altersdurchmischung, sagt Hörning. »Wir haben vielleicht zu 20 Prozent ganz junge Menschen, viele Besucherinnen und Besucher sind so im Alter zwischen, sagen wir mal 30 und 50. Das ist so die Hauptnutzergruppe, kann man sagen. Viele Familien nehmen das Angebot wahr. Und dann nochmals rund zehn Prozent Seniorinnen und Senioren.«

Ein großer Teil der Ideen und Projekte entsteht in der Koordinierungsstelle. Das sind drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit 2016 über die Förderung der Sächsischen Aufbaubank (SAB) immer befristet aus der Richtlinie integrative Maßnahmen kommen. So entstehen Workshops und Aktionen, die dann wieder neue Menschen in die Mühlstraße locken. »Wir hatten Besucher in den Workshops, die so begeistert waren, dass sie noch andere aus ihrer Familie mitbrachten. Ein arabischsprachiges Ehepaar etwa. Genau das passiert nur dann, wenn wir solche offenen Räume bieten.« So kommen junge und alte Menschen aus dem Viertel zusammen, um bei einem Mosaikprojekt mitzuwirken, bei Gartenprojekten oder im Kulturkiosk im Lene-Voigt-Park. »Das sehen dann die normalen Parkbesucher und denken: Ach, was ist denn hier los? Genau dafür braucht es eben die Infrastruktur und diese offenen Räume, die die soziokulturellen Zentren zur Verfügung stellen.«

In den letzten Wochen ist so etwa ein gemeinsames Theaterstück entwickelt worden. Am Festwochenende wird es die Premiere geben. Außerdem wird derzeit eine gemeinsame Ausstellung entwickelt, die nächstes Jahr als Wanderausstellung durch Sachsen gehen soll. Mit dem Stadtgeschichtlichen Museum entstand das Projekt »Leipzig hör zu!«, das mit dem Demokratie-Charta Preis der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet wurde. An bestimmten Stellen in Leipzig sind dabei geschichtliche Hintergründe mit kleinen Hörspielen hinterlegt worden.

Die Stadt Leipzig ist der Hauptförderer des Vereins, die Zusammenarbeit mit den Kultur-, Sozial- und Jugendämtern sei eng, sagen die Verantwortlichen. Daneben gibt es projektgebundene Bundes- oder Landesmittel. Und ein großer Teil der Finanzierung setzt sich aus Spenden zusammen. Von der Wilhelm Busch Grundschule am Täubchenweg gab es gerade einen Scheck. Die Schülerinnen und Schüler haben einen Spendenlauf gemacht, der Verein hat 1.584 Euro erhalten. Geschäftsführerin Heidi Peterson freut sich. »Das hilft uns ungemein weiter. Wir brauchen diese Spenden. Auch der neue inklusive Spielplatz auf dem Hof ist vor allem über Spendengelder auch von der Leipziger Kinderstiftung mitfinanziert wurden.«

Wie vielen Trägern freier Jugend-, Kultur- und Sozialarbeit in Sachsen blickt auch der Verein Mühlstraße 14 mit Sorge in eine unsichere Zukunft. »Unabhängig von möglichen Machtwechseln es ist ja jetzt schon sehr prekär. Die finanziellen Mittel werden immer geringer«, sagt Karin Hörning. »Wir befinden uns jetzt auf der Schwelle zum neuen Antragsverfahren für den Doppelhaushalt für 2026. Wir wissen nicht, wie die Weichen gestellt werden, welche Sicherheiten es gibt. Die Planbarkeit der Arbeit ist wie bei allen anderen nicht vorhanden.« In der Vergangenheit habe es immer wieder Phasen egegeben, wo die Mittel auf einmal gekürzt werden sollten, so Hörning. »Da haben wir dann über Einspruch, Widerspruch, Diskussion, Gespräche zumindest immer den Status quo halten können. Aber ein Status quo reicht ja auch nicht mehr angesichts der Kostenentwicklung.«

Es sei daher eine große Herausforderung für den Verein, die Menschen von ihrer Kontinuität zu überzeugen. »Ich glaube, das ist es, was viele Menschen in diesen unsicheren Zeiten brauchen«, sagt Hörning. »An irgendeiner Stelle braucht es eine gewisse Kontinuität, eine Verlässlichkeit.  Das stellt uns immer wieder in unserer Arbeit vor Herausforderungen.«

 

Das Programm zum »Jubelwochenende« der Mühlstrasse 14 vom 24. - 26.5. findet ihr hier.


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