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Sonnenkönige

Die Linke beantragt einen Solardach-Radweg in Leipzig

  Sonnenkönige | Die Linke beantragt einen Solardach-Radweg in Leipzig  Foto: Stefan Ibrahim

»Haben Sie schon mal einen Radweg beobachtet?«, fragt Michael Neuhaus (Linke). »Ich schon. Meine Feststellung: Den ganzen Tag machen die nichts anderes, als einfach nur da sein.« Das beiße sich mit dem Platzmangel in Leipzig und führe zu einem Konkurrenzverhältnis zwischen Naturschutz, Landwirtschaft, Erholung und erneuerbaren Energien. Radfahren bezeichnet Neuhaus als »Schinderei«. »Denn beim Radfahren wird man von der Sonne verbrannt, vom Regen durchnässt oder vom Hagel fast erschlagen.« Was da laut Neuhaus hilft? »Multifunktionalität.«

Er sieht eine einfache Lösung: Den Radweg mit Solarmodulen überdachen. Diese können so erneuerbaren Strom erzeugen und gleichzeitig Radlerinnen und Radler vor Sonne, Wind und Wetter schützen. Neuhaus nennt das eine Win-Win-Situation, die auch dem Flächenverbrauch und dem Klimaschutz zugutekäme. Letztes Jahr wurde der erste Solardach-Radweg in Freiburg fertiggestellt, in den Niederlanden gibt es diese bereits seit 2014. Die Verwaltung solle prüfen, ob eine Teilstrecke der geplanten Radschnellverbindung Halle-Schkeuditz-Leipzig als Solardach-Radweg gestaltet werden kann. Leipzig habe nun die Gelegenheit, den ersten Solarradweg Ostdeutschlands zu bauen. »Aber wir müssen uns beeilen, denn auch in der Altmark gibt es entsprechende Überlegungen«, appelliert Neuhaus.

Karsten Albrecht (CDU) erhebt Einwände: Die Kosten für ein solches Projekt seien gewaltig. Mit rund 1000 Euro pro Meter sei zu rechnen, bei einem Kilometer käme man auf Kosten von 1,5 Millionen Euro. »Das muss man sich gut überlegen, wie sich das rechnet“, meint er.

Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek befürwortet den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, sieht aber ein anderes Problem: Nämlich, dass neben Solardach-Radwegen keine schattenspendenden Bäume stehen könnten. »Solaranlagen soll man dort bauen, wo wirklich Platz ist wie an großflächigen Parkplätzen und nicht an Fahrradwegen.« Mit Regen hat Kasek zudem kein Problem: »Als Radler würde ich sagen, gehört das Flüssige von oben dazu. Da wird mir Herr Zenker, der Fahrradkönig im Stadtrat, sicherlich zustimmen.« Statt Fahrradkönig Christopher Zenker (SPD), reagiert dessen Fraktionskollege Andreas Geißler. Der Radweg Halle-Schkeuditz-Leipzig führe an der S-Bahn-Strecke entlang, Bäume stünden dort ohnehin keine.

Der Verwaltungsstandpunkt, in dem keine Frist zur Prüfung des Projekts gesetzt ist, findet keine Mehrheit. Der Linken-Antrag hingegen wird mit 39 zu 19 angenommen: In der Vorplanung des Radschnellwegs zwischen Leipzig und Halle soll die Verwaltung bis Ende 2026 zu prüfen, inwiefern Teile davon mit Solarzellen überdacht werden können. 

 


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